Sommergedanken 1: Vom Müssen, Können, Dürfen

Ich sollte morgens geschwind vor der Arbeit noch 20 Minuten Yoga machen, davor müsste ich ganz schnell noch die Waschmaschine einschalten, um die Zeit optimal zu nützen, anschließend muss ich in die Arbeit und danach sollte der Hund möglichst schnell Gassi gehen. Ah ja, einkaufen und staubsaugen muss ich auch noch (schnell), geht ja eh flott… Und abends noch eine Runde Sport, fotografisch festgehalten und likebar auf Snapchat und Insta,… Wem kommt das bekannt vor?

Unser Alltag ist oft ganz stark geprägt vom MÜSSEN und SOLLEN.

Bleibt hier unser KÖNNEN und vor allem unser WOLLEN nicht völlig auf der Strecke? Wieso lassen wir uns drängen und hetzen, von all den Dingen, die es zu erledigen gibt, bzw. von denen wir glauben, sie erledigen zu müssen? Weshalb geben wir der Stimme in unserem Kopf, die ja „nur unser Bestes will“, die uns unermüdlich auf die Nase bindet „vergib keine Chance in deinem Leben, du hast nur das eine“ und uns zur Selbstoptimierung drängt, so viel Macht?

Denn solange ich MUSS und SOLL, ist egal was ich WILL.

Solange ich muss, muss ich endlich mal etwas nicht: WOLLEN.

Denn Wollen ist unbequem. Ehrlich. Authentisch.

Wollen kommt von mir. Und nur von mir.

Es zeigt wer ich bin, wer ich sein möchte, mein Innerstes.

Vergessen wir vor lauter verkopftem und irrationalem MÜSSEN und SOLLEN die andere Seite in uns? Blenden wir bei diesem inneren Konflikt die Intuition und die Leidenschaft die wir spüren, wenn wir etwas machen oder erleben DÜRFEN oder WOLLEN, einfach aus?

Tja, wahrscheinlich findet sich so schnell keine allgemein gültige Antwort auf diese Fragen. Möglicherweise darf sich jeder Mensch sein persönliches Bild vom eigenen Leben kreieren – wenn er WILL… 😉

Bereits der griechische Philosoph Platon hat sich vor über 200 Jahren mit der Frage des inneren Konflikts zwischen MÜSSEN und WOLLEN beschäftigt. Er hat zur Erklärung dieser inneren Zerrissenheit die Metapher eines Streitwagens mit zwei Pferden gewählt. Das eine Pferd stellt die Leidenschaft, den inneren Drang, dar. Das andere Pferd symbolisiert die Ratio, den moralischen Verstand. Platons Erkenntnis bestand darin, wahrzunehmen, dass wir oft von dem, was wir tun müssen oder sollen, also von dem rationalen Pferd in die eine Richtung gezogen werden. Das leidenschaftlichen Pferd hingegen, also unser Wollen und unser innerer Drang, lenkt uns in die andere Richtung. Als „Wagenlenker unseres Lebens“ haben wir nun die Aufgabe, beide Pferde so zu zähmen und anzuleiten, dass sie uns gemeinsam dorthin führen, wo wir hinfahren wollen.

Abschließend noch ein paar Gedanken für den Sommer, die ich noch unbedingt mitgeben möchte:

Für wen lebe ich mein Leben?

Will ich müssen, weil mir mein echtes Wollen zu viel Angst macht?

Und was täte ich, wenn mein Leben nur mir gehörte?

Was will ich wirklich?

Schöne Sommertage… 🙂

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