Prüfungsangst und Blackouts

Wer kennt dieses Gefühl nicht? Du stehst vor der Klasse an der Tafel, solltest eine komplexe Mathematikaufgabe lösen, die du „eigentlich eh kannst“. Doch mit Schrecken spürst du, wie dein Herz zu rasen beginnt, deine Hände zu schwitzen beginnen, spürst, wie dir die Röte ins Gesicht schießt… Mathematisches Wissen ist wie weggeblasen, es fühlt sich an, wie das sprichwörtliche Brett vor dem Kopf…

Und dieses Gefühl trügt nicht!

Dein ganzer Organismus ist in diesem Moment im Überlebensmodus, alle möglichen Mechanismen für Flucht oder Angriff sind aktiviert!

Adrenalin schießt durch deinen Körper und erweitert die blutführenden Gefäße (Röte im Gesicht, Hitzegefühl) um diesen bei Flucht oder Angriff bestmöglich mit Sauerstoff zu versorgen, unterstützt von rasendem Herzschlag. Dein Körper ist alarmiert und bereit, jeden Moment davonzulaufen oder sich mit Muskelkraft zu wehren.

Doch unglücklicherweise ist diese intensive körperliche Reaktion in einer Prüfungssituation gar nicht hilfreich! Im Gegenteil. Du kannst deine Energie weder zur Flucht noch zum Angriff nutzen. Vielmehr ist das Gegenteil von körperlicher Aktivität gefragt, still sitzen bzw. stehen und nachdenken und Wissen abrufen, das ist nun gefragt!

„Nachdenken“ ist in dieser Situation jedoch kein Teil des Überlebensprogramms. Denn wenn man Angst hat und aufgeregt ist, produziert der Körper auch große Mengen des Stresshormons Cortisol. Dieser Botenstoff bewirkt im Gehirn, dass dessen Leistung vorübergehend eingeschränkt wird. Blackouts sind möglich.

Was passiert bei einem Blackout?

Im zentralen Teil des limbischen Systems im Gehirn dient der Hippocampus der Steuerung von Affekten, also der emotionalen Äußerungen wie Wut, Angst und Freude.

Er ist ein Teil unseres Gehirns, der als Schaltstelle zwischen dem Kurz- und dem Langzeitgedächtnis fungiert. Täglich erreichen ihn sehr viele Informationen, welche wir durch Sehen, Hören, Schmecken und Fühlen aufnehmen.

Der Hippocampus erfüllt eine wichtige Funktion, wenn es um unser Gedächtnis und die Speicherung von Informationen geht. Er ist einer der wenigen Bereiche unseres Gehirns, in dem ein Leben lang neue Nervenzellen gebildet werden können (Lernen!).

Er sorgt eben dafür, dass Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis verlagert werden, wo sie gespeichert und bei Bedarf wieder abgerufen werden können.

Bei einem Blackout wird die Aktivität genau dieser Schaltstelle im Gehirn mit Hilfe von Cortisol gehemmt. Darum hat man das Gefühl, Informationen und Gelerntes vergessen zu haben. Dies ist jedoch nur vorübergehend. Sobald der Cortisolpegel im Körper zurückgeht, kehrt auch das bereits Gelernte wieder zurück.

Erlernte Ängste?

Du glaubst, du hast dir die „Prüfungsangst“ von deiner besten Freundin „abgeschaut“? Dein Papa meint, du hättest seine Angst vor Mathe-Schularbeiten „geerbt“?

Nun, Ängste sind oft tatsächlich erlernt oder abgeschaut, man bezeichnet dies auch als „Lernen am Modell“.

Aus evolutionspsychologischer Sicht eigentlich sehr sinnvoll! Nicht jedes Individuum muss alle Erfahrungen und Fehler selber machen, sondern lernt durch genaue Beobachtungen, wovon es sich besser fernhalten sollte. Eben das passiert auch in Angstsituationen bevorstehender  Prüfungen.

Das sind die Erklärungen dafür, dass man sich tatsächlich von Nervosität oder Prüfungsangst „anstecken lassen kann“. Auch, wenn unser Leben durch eine Prüfung oder Schularbeit natürlich nicht wirklich in Gefahr ist…

Wie kannst du dir selber helfen?

  • Erstmal kannst du dir selber klarmachen, dass du dich in keiner lebensentscheidenden oder gar lebensbedrohlichen Situation befindest.
  • In weiterer Folge versuche, vor einer Prüfung oder Schularbeit die Nähe von besonders nervösen und aufgeregten Menschen zu meiden.
  • Außerdem lenke deine Aufmerksamkeit auf deine Atmung. In unseren Lerntrainings arbeiten wir gezielt mit Atemübungen, die durch ihren Rhythmus und die Atemtiefe Einfluss auf das vegetative Nervensystem haben und somit nachweislich den Stresslevel senken.
  • Eine kraftvolle Körperhaltung unterstützt dich zusätzlich dabei, über deinen Körper wieder zur Ruhe zu kommen.

Wenn das alles noch nicht hilft?

Hier ein paar hilfreiche Tipps gegen Prüfungsangst.

Wende dich aktiv deinen Ängsten zu und stelle dir folgende Fragen:

  • Was kann im schlimmsten Fall passieren?
  • Wenn ich bei einer Schularbeit/ Prüfung wieder unter Druck komme, dann …
  • Wenn ich plötzlich Herzklopfen bekomme, dann sage ich zu mir…
  • Schreibe deine Sorgen und Ängste kurz vor der Prüfung auf einen Zettel

Bei einem Blackout

  • Atemübung anwenden! Nach einigen Sekunden tiefer Atmung kann dein Gehirn wieder besser denken…
  • Konzentriere dich auf einen Gegenstand im Raum. Das lenkt dein Gehirn ab und du kannst dadurch den Stresskreislauf beenden.
  • Trink einen Schluck Wasser. Körper und Gehirn sind dadurch für den Moment mit dem Trinken beschäftigt und weniger gestresst.

Für weitere Tipps und professionelle Unterstützung bei Prüfungsängsten wende dich gerne an uns! Gemeinsam schaffen wir das!

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