Mit diesen oder ganz ähnlichen Worten äußern Eltern oft ihre Sorgen, wenn sie bemerken, dass ihr Kind in der Schule sekkiert oder gehänselt wird. Oft geht mit dem Mobbingverdacht der Mütter und Väter eine merkliche Wesensveränderung ihres Kindes einher. Sie beobachten, dass es sich von Klassenkolleginnen und Klassenkollegen zurückzieht, unglücklich und niedergeschlagen wirkt, Kontakte nach außen vermeidet, sich insgesamt ängstlich und unsicher verhält. In der Schule kann es zu plötzlichem Leistungsabfall ebenso kommen wie zu drastisch ansteigenden Fehlzeiten im Unterricht.
Möglicherweise ist zu bemerken, dass eine zunehmend gereizte, frustrierte, vielleicht sogar vermeidende Grundstimmung beim Umgang mit Handy und sozialen Netzwerken entsteht.
Jedoch: Streitereien und Hänseleien gab es in der Schule schon immer. Durch gruppendynamische Prozesse haben sich bereits seit jeher „Starke“ und „Schwache“ in Schulklassen entwickelt. Mal wurden die einen geärgert, dann wieder die anderen, mal gab es Zickenkrieg zwischen den Mädchen, mal eine Bubenfehde. Selten haben sich Erwachsene in diese temporären Konflikte eingemischt, spätestens nach ein paar Tagen war meistens wieder alles gut.
Doch wenn wir hier von Mobbing sprechen, tun wir das nicht leichtfertig. Es handelt sich dabei nicht um altersentsprechende Konflikte zwischen Heranwachsenden, sondern um eine inakzeptable, traumatisierende Form von Gewalt und Aggression. Mobbing an Schulen ist kein neues Phänomen, aber speziell in den letzten Jahren in aller Munde. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig zu wissen, was man darunter versteht.
Was ist also nun Mobbing?
Unter Mobbing versteht man eine spezielle Form von Gewalt, ein hochgradig schädigendes, anti-soziales Verhalten mit weitreichenden Folgen für alle Beteiligten.
Folgende Kriterien kennzeichnen eine Mobbingsituation:
- Schädigungsabsicht: es herrscht gewalttätiges Verhalten von einer Person oder einer Gruppe von Personen, mit dem Vorsatz, einer anderen Person Schaden zuzufügen.
- Wiederholung: das schädigende, gewaltvolle Verhalten tritt wiederholt und geplant über einen längeren Zeitraum auf.
- Machtungleichgewicht: zwischen Täter und Opfer besteht ein physisches und/oder psychisches Ungleichgewicht, das zu Gunsten des/der Täter:innen ausfällt.
- Hilflosigkeit: die betroffene Person kann sich von sich aus nicht wehren, fühlt sich hilflos und der Situation ausgeliefert.
Mobbing, im angloeuropäischen Sprachraum „Bullying”, tritt in der Schule durch unterschiedliche Erscheinungsformen zu Tage.
Einerseits gibt es das physische Mobbing. Dabei wird die betroffene Person körperlich attackiert, geschubst, getreten, geschlagen, ihr wird eine Falle gestellt.
Andererseits spricht man vom verbalen Mobbing. Hier handelt es sich um verbale Angriffe wie Drohungen, Beleidigungen, Beschimpfungen, abwertenden und erniedrigenden Kommentaren.
Beim sozialen Mobbing werden die sozialen Beziehungen zum Opfer systematisch zerstört, Gerüchte werden verbreitet, gezieltes Hinausekeln aus der Gruppe wird vorangetrieben.
Das geschlechtsbezogene oder sexistische Mobbing verwendet abwertende, erniedrigende Kommentare, Belästigungen und Anspielungen, die auf das Geschlecht bezogen sind und dadurch spezifische Rollennormen verfestigen. Dies steht somit im Gegensatz zum Unterrichtsprinzip der „Erziehung zur Gleichstellung“.
Schließlich gibt es noch das Cybermobbing, jene Form der psychischen, virtuellen Gewalt, die in den letzten Jahren massiv zugenommen hat. Hier werden aggressive, erniedrigende und feindselige Botschaften über einen längeren Zeitraum hinweg mit Hilfe digitaler Medien übermittelt.
Besonders belastend, ja traumatisierend, ist diese Form von Mobbing durch…
- …die Allgegenwart der Wirkung (räumlich und zeitlich), die Opfer können der Bedrohung nicht „entkommen“.
- …die Möglichkeit, ein großes Publikum zu erreichen.
- …die Möglichkeit, dass die Täter oder Täterinnen anonym bleiben, deren vermutete Sicherheit vor Sanktionen.
- …wenig emotionales Feedback.
- …wenig Kontrollmechanismen bei Smartphones oder im Internet.
Die Gründe für Mobbing sind sehr vielfältig. Ihnen können Spaß, Rache, Genuss am Ausleben von Machtgefühlen, Erhöhung des eigenen Status, Frust oder eigene Gewalterfahrungen zugrunde liegen.
Mobbing kann auch aus einem diskriminierenden, ideologischen Hintergrund heraus entstehen. Minderheiten werden dabei diskriminiert und aufgrund ihrer Sprache, ihrem Aussehen, ihrem Herkunftsland (Personen mit Migrationshintergrund) oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung (LGBTQ) gemobbt.
Mobbing geht uns alle an!
Denn Mobbing in der Schule kann nur entstehen, wenn sich in einer Klasse folgende Gruppierungen bilden können:
- Täter:innen: maximal 3 Personen, welche die Mobbing-Attacken planen und durchführen
- Opfer/ Betroffene: als Einzelperson
- Mitläufer:innen/ Zurufer:innen: wenige Personen, die sich immer wieder mal an Attacken beteiligen, von außen „anfeuern“
- Zuseher:innen und Außenstehende:
diese schätzen die Mobbingsituation manchmal falsch ein
anderer sind fasziniert von dem „Schauspiel“
andere sind davon abgestoßen
sehr selten versuchen sozial kompetente Mitschüler:innen einzugreifen
Hier braucht es nun Pädagoginnen und Pädagogen, die die Klassensituation richtig einschätzen, MOBBING erkennen und HINSEHEN, antstatt sich abzuwenden. Denn nur so kann der Mobbingprozess unterbrochen und dem oder der Betroffenen geholfen werden.
Und hier braucht es auch aufmerksame Eltern, die die Not ihrer Kinder erkennen, nachfragen, unterstützen und Hilfe anbieten bzw. und gemeinsam Hilfe suchen.
Wir von Impulsraum Bildung haben schon viele Mobbingfälle begleitet, wissen um die Herausforderungen im Schul- bzw. Klassensystem und bieten Unterstützung für alle im System Betroffenen an. HINSCHAUEN und Thematisieren sind hier bereits die ersten wichtigen Schritte, um Mobbing Einhalt bieten zu können!
In dringenden Fällen kann man sich als betroffene Schülerin oder Schüler ebenso wie als betroffene Eltern an folgende Stellen wenden, um sowohl psychologisch-therapeutische als auch juristische Unterstützung zu bekommen:
KIJA: Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ https://www.kija-ooe.at/
Kinderschutzzentrum Linz: https://vereinhilfekindereltern.at/kinderschutzzentrum-linz/