Autor: Daniela Schneeberger

Pädagogische Beratung

Häufig werden wir mit der Frage konfrontiert, was pädagogische Beratung von therapeutischen Maßnahmen wie die Psychotherapie unterscheidet. Man könnte auch fragen: Wo verläuft die Grenze zwischen Therapie und Pädagogik. Jeder Versuch, diese Frage einfach zu beantworten, endet mit einem – Versuch. Vertieft man sich in die Fachliteratur zu diesem Thema, befinden wir uns jedoch in guter Gesellschaft. Sanitär versus edukativ Eine grobe Erklärung kann sein: Therapie repariert. Das setzt voraus, dass etwas kaputt ist, etwas krank ist oder zumindest ein Problem besteht. Pädagogik soll zu etwas befähigen. Besteht ein Problem oder ein Mangel, dann soll Pädagogik dazu befähigen, mit diesem Mangel umzugehen, ihn anzunehmen oder ihn auszugleichen. Auch immer wieder in der Literatur zu finden sind Kombinationen der beiden Begriffe wie pädagogische Therapie oder therapeutische Pädagogik, die die Sache nicht einfacher machen. Der Keim der Wissenschaft Beginnen wir bei den Wurzeln, bei der Entstehung: Dem Wortstamm nach beschäftigte sich die Pädagogik mit der Erziehung des Kindes, also mit der Ausbildung oder Bildung des Nachwuchses. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden die Begriffe der Erziehungswissenschaften und der Bildungswissenschaften. Dieser Schritt war notwendig, um die Wissenschaftlichkeit der Disziplinen zu unterstreichen und um die institutionelle Erziehung auf die Erkenntnisse aus anderen Disziplinen wie der Psychologie oder Neurobiologie abzustimmen. Durch die immer breiter werdende Forschung und deren Ergebnisse veränderte sich die Sicht von „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ zu einer ganzheitlichen Sicht des lebenslangen Lernens. Das hatte zur Folge, dass sich ab diesem Zeitpunkt die Pädagogik nicht mehr rein auf das Kind und seiner Erziehung einschränkte, sondern sich auf alle Altersgruppen ausdehnte. Therapie bedeutet vom Wortstamm her etwas wie „dienen“, „behandeln“ oder „pflegen“ im Zusammenhang mit einer Erkrankung. Mit Hilfe einer Therapeutin oder eines Therapeuten wird die Heilung durch verschiedene Maßnahmen gefördert und unterstützt. Herausforderungen Sowohl die Pädagogik als auch die Therapie steht im Spannungsfeld zwischen Objektivität und Subjektivität. Objektivität bedeutet, dass aus einer neutralen Position heraus bewertet und Maßnahmen gesetzt werden. Dazu sind Standards und Kriterien notwendig, die allgemeingültig festgelegt werden. So gibt es zum Beispiel in der Medizin Kriterien, anhand derer Diagnosen gestellt werden. In der Pädagogik gibt es Kriterien, anhand derer der Lernfortschritt oder Lernstand festgestellt werde kann. Sowohl in der Pädagogik als auch in der Therapie ist die Objektivität notwendig. Allerdings setzen genau hier die Kritiker an, die für beide Disziplinen zurecht einen ganzheitlichen Ansatz fordern. Der ganze Mensch soll bei der Anwendung der Kriterien im Blick behalten werden. Das ist eine große Herausforderung. Dazu kommt, dass es für eine Therapeutin oder einen Therapeuten aber auch für eine Pädagogin oder einen Pädagogen unmöglich ist, frei von allen Einflüssen zu handeln. Denkt man im Kontext der Schule, so sieht hier die Pädagogik das Kind als Ganzes, sondern meist „nur“ die Schülerin oder den Schüler, der dem Lehrplan folgend ihr oder sein Wissen erweitern soll. Viel zu wenig werden Aspekte wie die Persönlichkeit oder die Biografie des Menschen berücksichtigt. Genauso gibt es therapeutische Behandlungsmethoden, die die Erkrankung oder das Problem in den Focus stellen und nicht den Menschen. In beiden Disziplinen sind Interaktionen erfolgsversprechender, wenn zwischen den handelnden Personen Beziehung möglich ist. Das Beste aus zwei Welten Die Psychologin und Psychoanalytikerin Ruth Cohn entwickelte in den 1950er Jahren zusammen mit weiteren Therapeuten das Konzept der Themenzentrierten Interaktion, kurz TZI, deren Grundgedanke ist, einen gesunden Menschen dazu zu befähigen, sich selbst gesund zu erhalten. Die Psychoedukation, also das Verstehen der eigenen Krankheit, ist ein wesentlicher Teil erfolgreicher Therapien. Gerade bei psychischen Erkrankungen, zum Beispiel Angststörungen, kann Psychoedukation ein wichtiger Teil der Therapie sein. Ernst J. Kiphard, Clown, Artist und Sportpädagoge vereinte therapeutische und pädagogische Bewegungskonzepte zur Psychomotorik. An der Klinik für Jugendpsychiatrie in Gütersloh legte er einen Grundstein zur Förderung beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher durch therapeutische Bewegungsangebote. Begriffe wie ressourcenorientiertes Arbeiten, Resilienzförderung oder traumasensibles Arbeiten spiele vor allem in der Prävention von Traumata, psychischen Belastungen und Mobbing- und Gewaltprävention eine große Rolle. So gibt es viele weitere Modelle und Konzepte, die das Beste aus beiden Welten nutzen. Und das ist gut so. In der Anwendung ist allerdings Achtsamkeit geboten. Hier gilt es seine eigenen disziplinären Grenzen zu kennen. Wir arbeiten als Pädagoginnen. Wir unterstützen und begleiten Menschen auf ihrem ganz persönlichen Weg.

Was ist eigentlich Biografiearbeit?

Wo komm ich her? Wo gehe ich hin? Diese Kernfragen der Menschheit beschäftigen uns seit jeher. Jeder Mensch entwickelt ein inneres Bild davon, wie sein eigener Lebensverlauf aussieht. Dieses beschreibt also unsere Biografie, unser Leben als Abfolge von Entwicklungen und Erlebnissen. Dieses verinnerlichte Bild hängt natürlich sehr stark von den bisherigen Lebenserfahrungen ab. Umgekehrt beeinflusst die Vorstellung unserer Biografie unser Verhalten und unsere Wahrnehmung. Kompliziert, irgendwie… Schlaue Köpfe Viele wirklich schlaue Köpfe haben sich über die Jahrhunderte mit den zentralen Lebensfragen der Menschen beschäftigt. Der Philosoph Rene Descartes hat bereits im 16.Jahrhundert mit den Worten „Ich denke, also bin ich.“ („Cogito, ergo sum.“ – für alle Lateiner:innen unter uns 😉) einen kritischen Blick auf das menschliche Leben geworfen. Er stellte dabei seine Umgebung, sein Leben, seine Wahrnehmungen, sein gesamtes eigenes Ich äußerst kritisch in Frage. Auch der er deutsche Philosoph Immanuel Kant setzte sich im 18 Jahrhundert intensiv mit den Grundfragen der menschlichen Existenz auseinander und entwickelte daraus „Die vier Grundfragen der Philosophie“ Nun, in der Biografiearbeit müssen wir natürlich nicht alle Kernfragen des menschlichen Lebens beantworten. Wir setzten uns dabei jedoch intensiv mit unserem eigenen Leben, mit unserem Handeln, mit unseren Gedanken, auseinander. Was ist nun eigentlich Biografiearbeit? Das Sammeln von Informationen, die Rekonstruktion und die Bearbeitung der eigenen Lebensgeschichte führen zur Erfahrung, wer man ist und woher man kommt. Diese Erfahrung wiederum leitet uns zur Frage, wer man künftig sein möchte und was man dafür tun sollte. Ziele Das wesentlichen Ziel der Biografiearbeit ist, dass sie bei der Identitätsentwicklung, der Lebensplanung und –bewältigung unterstützt. Sie gibt Hilfestellung zur Verknüpfung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Zusammenhänge können individuell erkannt und in einen sozialen und gesellschaftlichen Kontext gebracht werden. Selbstständigkeit und Eigeninitiative können dadurch gefördert werden. Das alles kann dazu beitragen, das eigene Leben im Strom schöner und schmerzvoller, teils gegensätzlicher Erfahrungen als sinnvoll und lebenswert wahrzunehmen und Verständnis für die eigene Lebenssituation zu entwickeln. Es geht dabei nicht nur um das Erkennen sondern viel mehr um das Annehmen von Ereignissen. Man bezeichnet dies als „biografische Selbstreflexion“, welche so zu innerem Wachstum beitragen kann. Die Auseinandersetzung mit eigenen Stärken und Talenten einerseits, sowie mit Handicaps und Schwächen andererseits, unterstützt die Entwicklung der eigenen Identität und schärft die persönliche Wertehaltung. Methoden in der Biografiearbeit Abschluss Besonders wichtig erachten wir in unserer pädagogischen Praxis den gemeinsamen Abschluss, die Reflexion der Biografiearbeit. Denn Fragen wie  runden diese wertvolle Arbeit erst ab. Zusammenfassung Biografiearbeit

Wo ist der Motivationsknopf für mein Kind?

„Wozu muss ich das überhaupt lernen?“ Jeden Nachmittag dasselbe. In Ihrem Zuhause herrscht Friede und Harmonie, doch kaum kommt es zum Thema Lernen oder Hausübungen machen, sinkt die Stimmung in den Keller. Ihr Kind wird grantig oder widerspenstig und nach wenigen Minuten eskaliert ein Streit. Ab und zu gibt es bessere Tage. Es keimt so etwas wie Hoffnung in Ihnen auf und Sie halten die Luft an, um den Moment nicht zu zerstören. Doch am nächsten Tag kann der Traum von einem motivierten Kind schon wieder platzen. Die Nachmittage rauben nicht nur Ihnen und Ihrem Kind Energie, sie müssen deswegen auch gemeinsame Aktivitäten ausfallen lassen. Die Beziehung zu Ihrem Kind wird immer mehr belastet und die ganze Familie leidet darunter. Bestimmt haben Sie sich schon oft gefragt, warum manche Kinder hoch motiviert und wie von alleine ihre Hausübungen machen und warum das bei Ihrem Kind nicht klappt. Die Frustration steigt noch, wenn Ihr Kind als faul oder dumm dargestellt wird und von der Schule oder Ihrem Umfeld nur noch Vorwürfe kommen. Daher wollen wir gemeinsam heute ein bisschen in die Motivforschung eintauchen. Auf der Suche nach den Motiven Motivation kommt von dem Wort „Motiv“ und bedeutet „Beweggrund“. Wir brauchen sie, die Motivation nicht nur für die Schule oder die Arbeit, sie begegnet uns in fast allen Lebenslagen. Jede Sportlerin und jeder Sportler benötigt Motivation, um Leistung zu erbringen, motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Basis jeden Unternehmens und erst recht für Dinge wie die Hausarbeit oder die Steuererklärung müssen wir uns motivieren. Was steckt also dahinter? Aufgaben, die wir gerne machen, die wir oft machen und die wir gut können, fühlen sich für uns nicht wie Arbeit an. Hier sind wir intrinsisch motiviert. Das heißt, unser Antrieb kommt von innen. Es gibt diese Kalendersprüche: „Tu, was du gerne tust, und es fühlt sich nicht wie Arbeit an.“Das mag schon stimmen, doch für Ihr Kind und seine Hausübungen wird das nicht reichen. Außerdem kann die intrinsische Motivation einen Dämpfer bekommen, wenn eine Verpflichtung darübergestülpt wird. Wenn etwas zum Muss wird, ist Schluss mit lustig. Die extrinsische Motivation, also die Motivation von außen, klappt manchmal kurzfristig. Sie belohnen ihr Kind fürs Lernen. Mehr Fernsehzeit, Ausflüge oder Geschenke als Tauschhandel für erledigte Aufgaben. Oder Sie bestrafen es, streichen die Handyzeit oder das Geburtstagsfest beim Freund, wenn die Aufgaben nicht erledigt sind. Die daraus entstehenden Spannungen und Streitigkeiten kennen Sie nur zu gut. Die Frage nach dem „Warum?“ Ob von innen oder außen, entscheidend ist der Beweggrund, das Motiv. Die Antwort auf die Frage: „Warum muss ich lernen?“, kann also nicht sein: „Weil du das später vielleicht einmal brauchen kannst.“ Die Motive müssen wir in den Bedürfnissen suchen, in dem Fall sind es die Bedürfnisse Ihres Kindes. Wir alle haben das Bedürfnis nach Anerkennung, Neugierde, Lernen, Leistung, Selbstwirksamkeit und Selbstverwirklichung. Gleichzeitig haben wir auch das Bedürfnis negative Gefühle zu vermeiden: Abwertung, Ausgrenzung oder das Gefühl der Inkompetenz oder zu versagen. Viele Kinder lernen gerne, weil sie die Anerkennung der Lehrerin oder des Lehrers wollen. Sie sind erfolgreich, bekommen positive Rückmeldungen für ihre Leistungen und lernen gerne weiter. Wenn Ihr Kind zum Beispiel in Mathematik häufig schlecht bewertet wird, es sich inkompetent fühlt, wird es jede Auseinandersetzung mit Mathematik vermeiden. Das soll nicht heißen, dass der Schlüssel zur Motivation alleine beim Lob oder Tadel der Lehrkraft liegt. Das wäre zu einfach. Manchmal überwiegt das Bedürfnis nach Vermeidung negativer Gefühle so stark, dass Ihr Kind genau aus diesem Grund nicht Arbeiten kann. Die Frage muss daher lauten: „Warum klappt es oder warum nicht?“ Darüber hinaus reicht die Beantwortung der Frage nach den Beweggründen und den Bedürfnissen alleine nicht aus. Entscheidend ist auch das „Wie?“ Hier braucht jedes Kind, je nach Alter und Fähigkeiten zur Organisation mehr oder weniger Unterstützung. Der Lernstoff oder die Hausübungen müssen nach Menge, Art und Zeitaufwand strukturiert werden. Es müssen alle notwendigen Materialien und Werkzeuge zur Verfügung stehen, um die Arbeit erledigen zu können. Ihr Kind braucht einen ruhigen, ablenkungsreduzierten Arbeitsplatz. Schlussendlich müssen auch die Anforderungen an die Kompetenzen Ihres Kindes anknüpfen. Häufig merken wir in unserer Arbeit mit den Familien schon eine Erleichterung, wenn wir gemeinsam Strategien entwickeln, wie Lernen funktionieren kann. Auch als Eltern möchte man sich kompetent fühlen, das eigene Kind durch die Schulzeit zu begleiten. Oft hat man das Gefühl, dass es in den anderen Familien so gut klappt, nur man selber strauchelt ständig. Die Außenwirkung kann stimmen oder auch nicht. Es ist aber auf jeden Fall absolut in Ordnung, sich hier Unterstützung zu holen. Was, wenn es nicht klappt? Eine gute Frage, vielleicht sogar die wichtigste. Diese Frage ist vielleicht das Geheimnis des Erfolges. Daher stellen wir diese Frage gleich mit. Was, wenn der Weg, den wir einschlagen noch nicht klappt? Was könnte der Grund dafür sein? Welche Schwierigkeiten können auf uns zukommen? Mit diese und andere Fragen können wir schon im Vorfeld einige Stolpersteine aus dem Weg räumen. Die Wahrscheinlichkeit des Gelingens steigt damit. In den meisten Fällen steigt auch die Motivation mit unserer Unterstützung sehr schnell. Doch wir kennen dieses Phänomen der Neujahresvorsätze: Eine Woche, vielleicht zwei, halten wir durch. Doch dann stellt sich wieder der alte Schlendrian ein. Darum hören wir auch nicht auf, Fragen zu stellen: Was läuft jetzt gut? Warum läuft es gut? Was läuft noch nicht so gut? Und noch viele weitere Fragen. Wir wissen, dass Veränderung ein Prozess ist und bei jedem etwas anders abläuft. Veränderung hat auch immer damit zu tun, alte Gewohnheiten loszulassen. Auch das ist nicht immer leicht. Gemeinsam schaffen wir das und vielleicht fühlt es sich irgendwann so an, als ob Sie den Motivationsknopf bei Ihrem Kind gefunden hätten.

3 Smileys am Badezimmerspiegel…

… oder die Kunst für mehr Leichtigkeit im Alltag Das Wichtigste zuerst: dieser Blogartikel ist wirklich nur für jene Menschen gedacht, die sich zur Zeit überfordert, gestresst, ausgelaugt, übermüdet oder gehetzt fühlen. Alle anderen können diese Zeilen in Ruhe wegklicken und zur Seite schieben. Braucht ihr einfach nicht. Denjenigen, die noch weiterlesen, sei gesagt, dass es hier nicht um den 1001 Blog zum Thema Selbstoptimierung geht. Im Gegenteil. Es geht hier für mich viel mehr um ein humorvolles Überlebenstraining für den Alltag sowie einem kleinen Input zum Thema „gesundbleiben“. Natürlich kann es passieren, dass der eine oder andere Impuls resilienzfördernd wirkt oder die Achtsamkeit sich selbst gegenüber unterstützt. Sei so. 😉 Aber was bedeutet Resilienz eigentlich? Meist wird der Begriff „Resilienz“ gleichgesetzt mit der Definition „psychische Widerstandskraft“. Das ist jedoch nur teilweise richtig. Der Begriff „Resilienz“ leitet sich vom lateinischen Verb „resilire“ ab und bedeutet abprallen oder zurückspringen. Ursprünglich in der Physik für die Werkstoffkunde verwendet, meint Resilienz die physikalische Fähigkeit eines Körpers, nach Verformung wieder in die Ursprungsform zurückzuspringen. Seit den 70er Jahren wird der Begriff in der Psychologie verwendet. Seither wurde viel geforscht, unter anderem von Emmy Werner, dem Soziologen Aaron Antonovsky und dem österreichischen Neurologen Viktor Frankl. Mit Resilienz wird nach aktuellem Forschungsstand die Fähigkeit eines Einzelnen beschrieben, sich nach Herausforderungen zu erholen bzw. positiv und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Resilienz fördernden Faktoren Grundsätzlich unterscheidet man hier zwischen inneren und äußeren Schutzfaktoren. Diese kann man auch in folgende Bereiche gliedern: Umweltfaktoren Personale Faktoren Prozessfaktoren Meine persönlichen Top 5 für Zwischendurch Meine Überlebenstipps sind durchwegs persönlich ausgetestet und vielfach angewandt. Und haben natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit… 😉 1.) Grounding – Übung “5-4-3-2-1″ Diese Übung trainiert, im Hier und Jetzt präsent zu sein. Dies geschieht, indem alle Sinne explizit angesprochen werden. Funktioniert nachweislich überall. Idealerweise in der Natur, jedoch ebenso in der Küche, deinem Büro, in der Tiefgarage… 2.) Fantastische Kritzelei – Achtung, bei Kindern sehr beliebt! Der kreative Prozess unterstützt das Gehirn beim Entspannen, regt unterschiedliche Gehirnareale zur Vernetzung an …und macht einfach Spaß! 😊 Man braucht: ein Blatt Papier, Stifte 3.) Morgenritual In der Früh, noch vor dem ersten Morgenkaffee: Balkontüre oder Fenster weit aufmachen, strecken und recken, 10mal tief ein- und ausatmen. Gute Gedanken dabei pflegen. Auch positive Affirmationen (Glaubenssätze) sind dabei erlaubt, zum Beispiel: „Ich bin gut, wie ich bin!“ oder „Ich verdiene es, glücklich zu sein.“… 4.) Pickerl am Spiegel oder “Die Geschichte von den Glücksbohnen” Da in unserer hektischen Zeit Glücksmomente manchmal untergehen bzw. wir diese gar nicht mehr wahrnehmen, hier meine Gute-Nacht-Übung zur Stärkung von Glücksgefühlen und Zufriedenheit: Am Badezimmerspiegel kleben drei kleine Smileys. Jeden Abend sehe ich sie beim Zähneputzen… und erinnern mich daran, den Tag Revue passieren zu lassen und mich ganz bewusst an drei positive Momente des Tages zu besinnen. Alternativ dazu, bzgl. auch in Anlehnung an diese Übung, stelle ich noch die Geschichte von den Glücksbohnen zur Verfügung… Die Geschichte von den Glücksbohnen Es war einmal eine alte Frau. Diese steckte jeden Morgen eine Handvoll Bohnen in ihre linke Schürzentasche. Immer, wenn sie während des Tages etwas Schönes erlebte, wenn ihr etwas Freude bereitete, sie einen Glücksmoment empfunden hatte – etwas, wofür sie dankbar war –, nahm sie eine Bohne aus der linken Schürzentasche und gab sie in die rechte. Am Anfang kam das nicht häufig vor. Aber von Tag zu Tag wurden es mehr Bohnen, die von der linken in die rechte Tasche wanderten. Der Duft der frischen Morgenluft, der Gesang der Amsel auf dem Dachfirst, das Lachen ihrer Kinder, das nette Gespräch mit der Nachbarin – immer dann kam eine Bohne von der linken auf die rechte Seite. Bevor sie am Abend zu Bett ging, betrachtete sie die Bohnen in ihrer  rechten Schürzentasche. Bei jeder Bohne konnte sie sich an ein schönes Erlebnis erinnern. Dann schlief sie zufrieden und glücklich ein – auch an den Tagen, an denen sie nur eine einzige Bohne in ihrer rechten Tasche fand. (Autor:in unbekannt) 5.) Lieblingssong im Auto ganz laut mitsingen Braucht keine Erklärung, oder? Es ist niemand da, der kritisiert, das Gesicht verzieht oder dich mit eigenem Gesang übertrumpft. Gib dir die Freiheit! Und nun: viel Spaß dabei!!! 😉

ADHS oder doch nicht?

Was passiert da? Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz ADHS) oder Aufmerksamkeitsdefizit-Störung ohne Hyperaktivität (kurz ADS) gibt es das überhaupt oder ist das nur eine Erfindung der Pharmaindustrie? Tatsächlich wurde diese Störung vor über hundert Jahren in medizinischen Lehrbüchern das erste Mal beschrieben. In der Fachsprache heißt sie auch Hyperkinetische Störung, diese setzt allerdings eine Hyperaktivität voraus. Aber was passiert da genau? In unserem Gehirn sind Nervenzellen und jede dieser Nervenzellen ist über sogenannte Synapsen mit anderen Zellen im Austausch. Wir haben zirka 100 Milliarden Nervenzellen und jede Zelle hat hunderte oder tausende Synapsen. Also eine ganze Menge. Diese Synapsen sind aber nicht direkt miteinander verbunden. Die Signale zwischen den Synapsen werden über sogenannte Botenstoffe transportiert. Das kann man sich so vorstellen, dass da ein Postbote hin und her läuft und die Signale übermittelt. Leider ist dieser Postbote bei manchen Menschen ein bisschen schlampig und dreht schon zu früh um, noch bevor er alle Botschaften übermittelt hat. Das führt dann natürlich zu einem gewissen Chaos. Wie wirkt sich das aus? Ihr Kind hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, ist leicht ablenkbar, bekommt die einfachsten Dinge nicht organisiert, vergisst regelmäßig Hausübungen und kann kaum länger als ein paar Minuten stillsitzen. Dazu kommt vielleicht noch leichte Reizbarkeit oder sogar aggressives Verhalten. Dann könnte es sein, dass Ihr Kind eine ADHS oder eine ADS hat. Da die Symptome bei nicht verarbeitetem emotionalem Stress oder bei einem Asperger-Symptom ähnlich sein können, lassen Sie das unbedingt von einer Expertin oder einem Experten abklären. Die diagnostische Abklärung ist aufwändig und erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen, ist aber dringend notwendig. Bei einem ADHS sind die Lebensbereiche der Aufmerksamkeit, der Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation am meisten betroffen. Bemerkbar macht sich das ADHS meistens ab einem Alter von ca. 3 Jahren. Es kann aber auch erst viel später zu Schwierigkeiten führen. Früher war man der Meinung, dass sich das „auswächst“. Das ist genauso ein Mythos wie die Tatsache, dass falsche Erziehung oder zu viel Zucker die Ursache für ein ADHS sind. Ein zu hoher Medienkonsum oder falsche Ernährung können allerdings die Symptome verschlimmern. Je älter betroffene Kinder werden, desto eher entwickeln sie Strategien, um die Defizite auszugleichen. Bis dahin durchleben sowohl betroffene Kinder als auch ihre Familien oft einen ungeheuren Leidensweg. Es ist erwiesen, dass Kinder mit einem ADHS trotz gleicher oder höherer Intelligenz im Vergleich zu „normalen“ Kindern schlechtere Noten bekommen, eher eine Klasse wiederholen müssen, eher die Schule oder eine Ausbildung abbrechen und so langfristig benachteiligt werden. Zudem werden sie häufiger zum Außenseiter oder zur Außenseiterin einer Klasse und sind zudem häufig von Selbstzweifel oder Minderwertigkeitsgefühlen geplagt. Umso wichtiger ist es, Kinder mit einem ADHS so früh wie möglich und so gut wie möglich zu unterstützen. Wie kann ich mein Kind unterstützen? Die Symptomatik macht sich in allen Lebensbereichen des Kindes bemerkbar. Insofern sind besonders die Familien betroffen. Die gute Nachricht lautet: Die Chancen die Symptome gut in den Griff zu bekommen und ein entspanntes Familienleben zu führen erhöhen sich, je besser alle mithelfen und sich gegenseitig unterstützen. Das kann eine enorme Bereicherung für die ganze Familie sein. Ob eine medikamentöse Behandlung hilft, muss mit einem Arzt oder einer Ärztin geklärt werden. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Erkenntnisse zur Medikation enorm weiterentwickelt. Ergänzend dazu oder auch allein macht eine therapeutische Begleitung auf jeden Fall Sinn. Durch gezielte Programme können in den betroffenen Bereichen der Aufmerksamkeit, der Organisation und der Emotionsregulierung gute Erfolge erzielt werden. Optimal ist eine Therapie, in der die ganze Familie oder zumindest eine Bezugsperson mit eingebunden ist. Natürlich sollte auch so früh wie möglich das Gespräch mit der Schule oder dem Kindergarten gesucht werden. Meist sind Lehrkräfte und Therapeuten oder Therapeutinnen über einen Austausch dankbar. Das gemeinsame Ziel soll immer das Wohlergehen des Kindes sein. Je ganzheitlicher das Bild ist, desto erfolgreicher ist die Therapie.

Schäm dich!

Doch für was eigentlich? Bin ich zu dick- oder zu dünn? Bin ich zu wenig gestylt- oder gar „too much?“ Ist meine Haut zu dunkel – oder doch zu blass? Soll ich mich schämen für mein Geschlecht? Oder doch eher für meine sexuelle Orientierung? Bin ich als Person zu ruhig und fad– oder aber zu „aufgedreht“ und „over the top“?! Hab ich etwas getan, wofür ich mich schämen sollte, weil man das einfach „nicht macht“ – oder habe ich gar jemandem Unrecht angetan?Was ist das nun mit der Scham? Weshalb brauchen wir dieses tabuisierte Gefühl, das keiner will, von dem niemand spricht, welches in Forschung und Literatur häufig so sträflich vernachlässigt wird?Jede und jeder von uns war schon einmal in einer Situation, in der wir uns geschämt haben. Scham gehört einfach zum Menschsein. Zum Beispiel……als wir gerade im Yoga-Seminar den „Hund mit dem Gesicht nach unten“ praktizierten… und uns ein sanftes Lüftchen (PUPS!) entwich…als wir uns vor versammelter Belegschaft vom Chef maßregeln und heruntermachen ließen……dazumals, in der vierten Klasse, als uns die Geschichtelehrerin zum xten Male vor die Klasse holte und uns genussvoll unser geschichtliches Unvermögen unter die Nase rieb… Und dieser schamhaften Beispiele gäbe es wahrlich noch viele…Bewusst oder nicht, es war uns etwas so peinlich, dass wir vor Scham im Gesicht rot angelaufen sind. Oder es ist uns sprichwörtlich die „Farbe abgelaufen“, und wir wurden ganz bleich. Wir können auf ein ausgeprägtes Gefühl der Scham ähnlich wie auf ein Schockerleben oder auf ein traumatisierendes Erlebnis reagieren. Körperliche Reaktionen bei Scham Der Gehirnstamm übernimmt das Kommando, die Funktionen beschränken sich, ähnlich wie bei akuten Stressreaktionen oder bei traumatischem Erleben, auf das Überlebenswichtige. Dieser Teil des Gehirns, auch als Reptiliengehirn bezeichnet, weil es der evolutionär älteste Teil des menschlichen Gehirns ist, sichert unser Überleben. Er regelt Atmung, Herzschlag und Verdauung. Die kognitiven Gehirnfunktionen werden vom Körper als wenig überlebenswichtig eingeordnet und lassen aus. So wird zum Beispiel die Fähigkeit, komplexe Mathematikstrukturen zu durchschauen oder Lateinvokabel abzurufen, in diesem Zustand ausgeschaltet. Es entstehen die sogenannten „Black-Outs“, bei denen bereits Gelerntes in Stresssituationen (Prüfung vor der Klasse, großer Druck und Angst vor Versagen…) einfach nicht mehr abrufbar ist.In Situationen der Scham fährt unser vegetatives Nervensystem alles hoch, was es zu bieten hat – Sympatikus und Parasympatikus werden gleichermaßen aktiviert und blockieren dabei einander. Eine gleichzeitige Über- und Unterreaktion in der Blutzufuhr macht sich bemerkbar, wir wechseln die Gesichtsfarbe zwischen glühend-rot und leichenblass. Die Formen der Scham Laut Psychoanalytiker Leon Wurmser ist “Scham die Wächterin der menschlichen Würde“.Scham ist schmerzhaft, kann uns klein, schwach und hilflos machen.Sie kann uns jedoch auch nützlich sein und unsere emotionale Entwicklung fördern, indem sie unsere Grenzen aufzeigt und hilft, unsere Würde zu wahren. Durch unser Gewissen, welches und sagt was richtig und falsch ist, wird unser Zusammenleben positiv beeinflusst und Gewalt reduziert. Wir verhalten uns moralischer.Scham macht Reflexion möglich, hilft Verantwortung zu übernehmen und Wiedergutmachung zu leisten.In seinem Buch „Scham. Die tabuisierte Emotion“ beschreibt der deutsche Sozialwissenschaftler Stephan Marks die vier Grundformen der Scham: Man kann sich Scham wie einen Seismographen vorstellen, welcher auf die Verletzung der menschlichen Grundbedürfnisse nach Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität sehr sensibel reagiert. Scham tritt auf, wenn die Würde eines Menschen in Gefahr ist und durch andere oder durch sich selbst verletzt wurde. Scham als Entwicklungsimpuls Am Beispiel eines kleinen Kindes kann man leicht erkennen, wie Scham die persönliche Entwicklung unterstützen kann, vorausgesetzt eine förderliche Lernumgebung steht zur Verfügung: Zwei Kleinkinder spielen friedlich nebeneinander in der Sandkiste. Da nimmt die zweijährige Marika dem gleichaltrigen Leon seine Schaufel weg. Dieser schaut erst überrascht, verzieht dann langsam seinen Mund und beginnt lauthals zu weinen. Marika wirkt überrascht, schaut Leon an, dann ihre Schaufel, wirkt verunsichert. Fängt kurz zu schaufeln an, ist jedoch von Leons Gebrüll so irritiert, dass sie zu spielen aufhört und ebenfalls zu weinen beginnt.Nun kann Marika mit Unterstützung ihrer Eltern lernen, dass man keine Spielsachen wegnehmen darf. In einfachen, unaufgeregten Worten wird ihr erklärt, warum Leon weint. Sie darf sich dabei schutzsuchend und beschämt bei ihrem Papa oder ihrer Mama verstecken, weil sie begriffen hat, ihr Verhalten war nicht in Ordnung. Sie schämt sich dafür. So kann sie beim nächsten Mal bereits besser zwischen richtig und falsch entscheiden, so entwickelt sich ihr persönliches Verständnis von Moral. Darum ist es so wichtig, Scham nicht auf jeden Fall vermeiden zu wollen, sondern diese als wichtigen Entwicklungsimpuls zu verstehen lernt. Grundlegendes Für alle Personen, die beruflich mit Menschen zu tun haben, ist es meiner Meinung nach unverzichtbar, Grundlegendes über das tabuisierte Gefühl der Scham zu wissen, denn es kann in jeder zwischenmenschlichen Beziehung auftreten.Einerseits bedeutet das, Scham zu erkennen und verantwortungsvoll und kompetent mit dieser natürlichen menschlichen Reaktion umzugehen. Dieses unangenehme, peinliche Gefühl, das meist mit körperlichen Reaktionen wie zum Beispiel Erröten einher geht, ist individuell sehr unterschiedlich veranlagt, und je nach Kulturzugehörigkeit oder Geschlecht verschieden ausgeprägt. Scham kann nur kurz auftreten oder von Dauer sein und sie kann von unterschiedlicher Intensität sein.Andererseits bedeutet es, über die negativen Folgen von Beschämung durch Ausgrenzung, Verhöhnen oder Verachtung Bescheid zu wissen und solchem Verhalten entschieden und professionell entgegenzuwirken.

Das Vergleichen ist das Ende des Glücks

Sobald wir auf der Welt sind, werden wir vermessen und gewogen und unsere Werte mit Normen verglichen. Junge Eltern vergleichen nicht nur den Entwicklungsfortschritt ihres Kindes mit dem anderer Kinder, auch die perfekte Babyausstattung oder die Frühförderung der Kleinen muss auf permanent hohem Niveau gehalten werden. Im Kindergarten und erst recht in der Schule wird der Vergleich fortgesetzt und anhand von Noten dokumentiert. Im Alltag machen wir mit dem Vergleichen freiwillig oder unfreiwillig weiter. In den soziale Medien finden wir ohne Ende Vorbilder, mit denen wir uns messen können. Beruflicher Erfolg, Schönheit, Sportlichkeit – zu jedem Thema findet man Menschen, die uns zeigen, wie wir noch erfolgreicher, schlanker oder muskulöser werden können. Ratgeber mit dem Titel: „Be a better you“, „Beat yesterday“ oder „Jeden Tag 1% besser“ fordern uns auf, sich mit uns selbst zu vergleichen und uns dann ins scheinbar Unermessliche zu verbessern. Nach außen präsentieren wir uns bestmöglich, damit wir im Vergleich stets gut abschneiden. Warum vergleichen wir uns mit anderen? Anscheinend liegt das Vergleichen in unserer DNA, dennoch macht es uns nicht immer glücklich. „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“, stellte schon Søren Kierkegaard fest. Warum tun wir es dann? Wann ist ein Vergleich hilfreich und wann schädlich? Betrachten wir einmal das Spannungsfeld zwischen einer freien kreative Entwicklung, dem Selbst sein, eigene Wege gehen auf der einen Seite und der Lust am sich Messen, an Herausforderungen und mit anderen in den Wettbewerb treten auf der anderen Seite. Durch Beobachtung und Nachahmung lernen wir. Ob das Bilden von Lauten, die später zur Sprache werden, das Ablesen und Interpretieren von Mimik und Gestik oder das Nachmachen von Handlungsabfolgen, wir schauen gerne ab. Wenn wir klein sind, laufen diese Programme instinktiv ab. Wir erkennen uns noch nicht als unabhängige Wesen. Wir sind eins mit unserer Bezugsperson, meist der Mutter. Erst mit etwa zwei Jahren erkennt das Kind sich selbst im Spiegelbild und es wird bis zum Schuleintritt dauern, bis man von einem Selbstkonzept sprechen kann. Bis dahin schauen wir zu, ahmen nach, versuchen Neues und scheitern oft. All das empfinden wir als normal. Wir würden nie gehen lernen, wenn wir vorher wüssten, dass wir tausend Mal hinfallen werden. Scheitern ist für uns selbstverständlich. Wir erleben es nicht als Fehler. „Der Mensch wird am Du zum Ich“ (Martin Buber) Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung des Selbstkonzepts ist der Austausch mit anderen. Ohne die Rückschlüsse, die wir aus der Reaktion unserer Umgebung auf unser Verhalten ziehen, können wir kein Selbstkonzept entwickeln. Darin liegt die Funktion des sich Vergleichens. Der Begriff Selbstkonzept beschreibt die Kombination aus dem Bild, das ich von mir selbst habe, gemessen an den Werten, die mir wichtig sind und den Gefühlen, die all das in mir auslösen. Warum ich welche Entscheidungen treffe oder was meine Identität ausmacht. Das Selbstkonzept ist im Laufe des Lebens wandelbar. Spätestens mit dem Eintritt in unser Bildungssystem erleben wir, dass Fehler machen ein Makel ist. Fehler werden gezählt, man wird an ihnen gemessen und nach ihnen bewertet. Wer viele Fehler macht, ist schlecht. Man schämt sich dafür. Keiner will mangelhaft oder fehlerhaft sein. Wir werden Vergleichen ausgesetzt oder setzen uns selbst diesen Vergleichen aus, bei denen wir ständig schlecht abschneiden. Unsinnige Rankings, unerreichbare oder unrealistische Vorbilder setzen uns und unsere Kinder permanent unter Druck. Unser Umfeld, dazu zähle ich auch alle Arten von Medien, bieten uns nonstop Möglichkeiten uns zu messen. Werbung setzt bewusst auf diese Verlockungen und produziert so ein ewiges Gefühl des Mangels. Wie können wir uns und unsere Kinder vor diesem Ritt ins Unglück schützen? Kierkegaard selbst war ein zerrissener Mensch, von Selbstzweifel gequält. Was wäre, wenn das Vergleichen auch eine Chance auf Glück ist? Vielleicht hätten ihm folgende Gedanken geholfen: Sich mit anderen zu vergleichen, deutet auf einen möglichen Mangel hin. Diesen Mangel kann ich erforschen. Welches unerfüllte Bedürfnis steht hinter dem Mangel? Wie kann ich dieses Bedürfnis für mich noch erfüllen? Was ist dafür notwendig und wer kann mich darin unterstützen? Ich möchte das anhand des folgenden Beispiels verdeutlichen: Ihr Kind (8 Jahre) kommt von der Schule nach Hause und ist schlecht gelaunt. Sie fragen nach, was los ist. „Alle in meiner Klasse haben ein Handy, nur ich nicht.“ Sie können Ihrem Kind sofort ein Handy kaufen oder mit Ihrem Kind die Notwendigkeit eines Handys für ein Kind von 8 Jahren diskutieren. Sie werden diese Diskussion verlieren, denn sie werden immer ein Argument weniger finden als Ihr Kind, denn das hat das ultimative Argument: „Aber ich will auch ein Handy!“ Welches Bedürfnis steht jedoch hinter dem: „Aber alle haben …“? – Ihr Kind will dazugehören. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist eines unserer Grundbedürfnisse. Überlegen Sie, wie Sie das Zugehörigkeitsgefühl Ihres Kindes noch anders erfüllen können. Zum Beispiel durch gemeinsame Unternehmungen oder Freizeitaktivitäten oder auch Einladungen zum Spielen. Bleiben Sie in gutem Kontakt mit Ihrem Kind, nehmen Sie seine Gefühle und Bedürfnisse wahr, ohne jedem vordergründigem Wunsch sofort nachzugeben. Wenn Sie das gemeinsam durchleben, wird nicht nur Ihre Beziehung gestärkt, Ihr Kind lernt auch, dass Zugehörigkeit nicht von Statussymbolen abhängig ist. Wenn wir bei jedem Vergleich sofort versuchen das augenscheinliche Ziel zu erreichen, weil wir in ihm das Glück erhoffen, wird das tatsächlich eine Reise ins Unglück. Meist sind es Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Anerkennung oder Selbstverwirklichung, die dahinter stehen. Das Vergleichen kann unser Antrieb sein immer wieder Neues über uns zu lernen. Wir können unser Selbstkonzept formen, eigene Wege gehen und unsere eigene Entwicklung vorantreiben. Jede/r von uns ist so einzigartig wie ein Blatt. Es gibt uns nur einmal.

Hilfe, mein Kind wird gemobbt!

Mit diesen oder ganz ähnlichen Worten äußern Eltern oft ihre Sorgen, wenn sie bemerken, dass ihr Kind in der Schule sekkiert oder gehänselt wird. Oft geht mit dem Mobbingverdacht der Mütter und Väter eine merkliche Wesensveränderung ihres Kindes einher. Sie beobachten, dass es sich von Klassenkolleginnen und Klassenkollegen zurückzieht, unglücklich und niedergeschlagen wirkt, Kontakte nach außen vermeidet, sich insgesamt ängstlich und unsicher verhält. In der Schule kann es zu plötzlichem Leistungsabfall ebenso kommen wie zu drastisch ansteigenden Fehlzeiten im Unterricht.Möglicherweise ist zu bemerken, dass eine zunehmend gereizte, frustrierte, vielleicht sogar vermeidende Grundstimmung beim Umgang mit Handy und sozialen Netzwerken entsteht. Jedoch: Streitereien und Hänseleien gab es in der Schule schon immer. Durch gruppendynamische Prozesse haben sich bereits seit jeher „Starke“ und „Schwache“ in Schulklassen entwickelt. Mal wurden die einen geärgert, dann wieder die anderen, mal gab es Zickenkrieg zwischen den Mädchen, mal eine Bubenfehde. Selten haben sich Erwachsene in diese temporären Konflikte eingemischt, spätestens nach ein paar Tagen war meistens wieder alles gut. Doch wenn wir hier von Mobbing sprechen, tun wir das nicht leichtfertig. Es handelt sich dabei nicht um altersentsprechende Konflikte zwischen Heranwachsenden, sondern um eine inakzeptable, traumatisierende Form von Gewalt und Aggression. Mobbing an Schulen ist kein neues Phänomen, aber speziell in den letzten Jahren in aller Munde. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig zu wissen, was man darunter versteht. Was ist also nun Mobbing? Unter Mobbing versteht man eine spezielle Form von Gewalt, ein hochgradig schädigendes, anti-soziales Verhalten mit weitreichenden Folgen für alle Beteiligten. Folgende Kriterien kennzeichnen eine Mobbingsituation: Mobbing, im angloeuropäischen Sprachraum „Bullying”, tritt in der Schule durch unterschiedliche Erscheinungsformen zu Tage.Einerseits gibt es das physische Mobbing. Dabei wird die betroffene Person körperlich attackiert, geschubst, getreten, geschlagen, ihr wird eine Falle gestellt.Andererseits spricht man vom verbalen Mobbing. Hier handelt es sich um verbale Angriffe wie Drohungen, Beleidigungen, Beschimpfungen, abwertenden und erniedrigenden Kommentaren.Beim sozialen Mobbing werden die sozialen Beziehungen zum Opfer systematisch zerstört, Gerüchte werden verbreitet, gezieltes Hinausekeln aus der Gruppe wird vorangetrieben.Das geschlechtsbezogene oder sexistische Mobbing verwendet abwertende, erniedrigende Kommentare, Belästigungen und Anspielungen, die auf das Geschlecht bezogen sind und dadurch spezifische Rollennormen verfestigen. Dies steht somit im Gegensatz zum Unterrichtsprinzip der „Erziehung zur Gleichstellung“.Schließlich gibt es noch das Cybermobbing, jene Form der psychischen, virtuellen Gewalt, die in den letzten Jahren massiv zugenommen hat. Hier werden aggressive, erniedrigende und feindselige Botschaften über einen längeren Zeitraum hinweg mit Hilfe digitaler Medien übermittelt.Besonders belastend, ja traumatisierend, ist diese Form von Mobbing durch… Die Gründe für Mobbing sind sehr vielfältig. Ihnen können Spaß, Rache, Genuss am Ausleben von Machtgefühlen, Erhöhung des eigenen Status, Frust oder eigene Gewalterfahrungen zugrunde liegen.Mobbing kann auch aus einem diskriminierenden, ideologischen Hintergrund heraus entstehen. Minderheiten werden dabei diskriminiert und aufgrund ihrer Sprache, ihrem Aussehen, ihrem Herkunftsland (Personen mit Migrationshintergrund) oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung (LGBTQ) gemobbt. Mobbing geht uns alle an! Denn Mobbing in der Schule kann nur entstehen, wenn sich in einer Klasse folgende Gruppierungen bilden können: Hier braucht es nun Pädagoginnen und Pädagogen, die die Klassensituation richtig einschätzen, MOBBING erkennen und HINSEHEN, antstatt sich abzuwenden. Denn nur so kann der Mobbingprozess unterbrochen und dem oder der Betroffenen geholfen werden. Und hier braucht es auch aufmerksame Eltern, die die Not ihrer Kinder erkennen, nachfragen, unterstützen und Hilfe anbieten bzw. und gemeinsam Hilfe suchen. Wir von Impulsraum Bildung haben schon viele Mobbingfälle begleitet, wissen um die Herausforderungen im Schul- bzw. Klassensystem und bieten Unterstützung für alle im System Betroffenen an. HINSCHAUEN und Thematisieren sind hier bereits die ersten wichtigen Schritte, um Mobbing Einhalt bieten zu können! In dringenden Fällen kann man sich als betroffene Schülerin oder Schüler ebenso wie als betroffene Eltern an folgende Stellen wenden, um sowohl psychologisch-therapeutische als auch juristische Unterstützung zu bekommen: KIJA: Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ https://www.kija-ooe.at/ Kinderschutzzentrum Linz: https://vereinhilfekindereltern.at/kinderschutzzentrum-linz/

Wenn Mathe zum Problem wird, anstatt zur Lösung

von Birgit Ermeling „Wie viel ist 7 plus 5?“, liest Lena aus ihrem Mathe Buch vor. Fast unmerklich beginnen ihre Finger zu zucken. Wenig später ertönt selbstsicher das Ergebnis: „11!“ „Fast, es sind 12.“, meint die Lehrerin. Nur um eins verrechnet, ist ja nicht schlimm. Was die Lehrerin nicht weiß ist, dass Lena ab dem siebten Finger so lange einen Finger nach dem anderen drückt, bis sie fünf Mal gedrückt hat. Lena kann die Zahl sieben dem zweiten Finger einer Hand zuordnen, beginnt aber das zählende Rechnen eben genau bei diesem Finger. Das Ergebnis ist dann um eins zu wenig. Ursache Fabian kommt jetzt in die dritte Klasse und kann schon alle Einmaleins Reihen. Bei der Frage: „Wie viel ist 4 mal 6?“ beginnt er langsam mit dem Kopf zu nicken, dann antwortet er: „24.“ Die Antwort ist richtig. Beim Kopfnickten hat Fabian die 6er Reihe von 1 mal 6 an leise aufgesagt, bis er bei der passenden Rechnung angekommen ist. Er hat die Rechnung mit keiner Vorstellung oder Handlung verknüpft und hat alle Malreihen wie Gedichte auswendig gelernt. Das Abrufen dieser Gedichte kostet jedes Mal ein hohes Maß an Konzentration und Zeit. Definition Das sind nur zwei von vielen Beispielen für Rechenschwäche oder Dyskalkulie, wie der Fachbegriff dafür lautet. Laut ICD-10 bedeutet Dyskalkulie oder Rechenschwäche eine „umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, …“ Dyskalkulie ist eine sogenannte Teilleistungsschwäche. Bei ansonsten normal ausgeprägter Intelligenz sind die Fähigkeiten mathematische Strukturen zu erkennen, Vorgänge zu verstehen oder Strategien zu entwickeln, gehemmt oder vermindert. Selbst bei optimaler Beschulung kann das Kind diese Defizite ohne zusätzliches speziell aufgebautes Training nicht kompensieren. In den ersten Schuljahren mag diese Kompensation durch auswendig lernen noch stellenweise gelingen. Dies erfordert vom Kind einen ungemeinen Energie- und Konzentrationsaufwand. Früher oder später kommt es aber zu einer Überforderung. Frustration, sinkender Selbstwert, Stress uvm. sind die Folgen. Die meisten Kinder verschließen sich der Welt der Zahlen vollkommen. Sie halten sich für zu dumm für Mathematik oder noch schlimmer, diese Annahme wird auf den gesamten schulischen Bereich ausgedehnt. Möglicherweise erkennen unerfahrene Lehrkräfte nicht die mögliche Ursache für die mangelnde Lernentwicklung und stufen das Kind pauschal als „schwach“ ein. Üben, üben, üben – Was bringt´s? Üben ist nicht gleich üben. Kinder wie Fabian, die das Einmaleins nach Reihen wie Gedichte auswendig gelernt haben, werden durch zusätzliches Üben nicht verstehen, worum es beim Malnehmen geht. Spätestens beim Erlernen der schriftlichen Division, bei der eine Reihe von verschiedenen Denkschritten erforderlich sind, wird Fabian verzweifeln.Gezieltes Training wie Training bei Rechenschwäche oder Dyskalkulie Training erfolgt aufbauend. Bevor die Grundlagen nicht wirklich verinnerlicht wurden, erfolgt kein nächster Schritt. Dabei werden möglichst alle Sinne angesprochen. Im Training wird im wahrsten Sinne des Wortes begriffen, gehandelt, gesprochen, geschrieben, gehört, gesehen.Im Fall von Fabian wird zum Beispiel mit dem Verständnis der Rechenart an sich begonnen. Anschließend erfolgt der Aufbau anhand der geschriebenen Rechnung mit Rechenmaterial in handelnder Form. Als dritten Schritt wird eine Handlung mit Rechenmaterial ausgeführt, parallel dazu gesprochen und die Rechnung verschriftlicht. Am Beispiel der Malrechnung 3 . 4 möchte ich das erläutern: Verständnis der Rechenart: Mathematik ist eine Sprache. Das Rechensymbol gibt einen bestimmten Vorgang vor. So bedeutet „Malnehmen“, dass eine Menge so oft wiederholt wird (malgenommen), wie vorgegeben. Dies gelingt in der Einführung am besten anhand von Rechengeschichten. „Tami geht dreimal zum Bücherregal und holt jeweils vier Bücher aus dem Regal.“ Geschriebene Rechnung mit Material: Die Rechnung wird aufgeschrieben und der Vorgang mit Rechenmaterial gelegt. Dazu wird gesprochen. „Ich nehme vier Plättchen. Dann nehme ich noch einmal vier und noch einmal vier. Ich nehme also drei Mal vier Plättchen.“ Handeln – verbalisieren – verschriftlichen: Als dritten Schritt wird die Handlung durchgeführt und wieder dazu gesprochen. Am Ende wird die Rechnung aufgeschrieben. So erkennt das Kind, die Übersetzung eines Vorganges in die mathematische Sprache. Klingt so einfach! Aber … Das Training in dieser Form erfolgt nicht innerhalb einer Trainingseinheit, sondern erstreckt sich über mehrere aufeinanderfolgende Trainingsstunden. Schritt eins wir in einer Einheit mehrmals wiederholt. In den täglichen Trainingseinheiten zu Hause wird geübt und in der nächsten Trainingseinheit wiederholt. Genauso wird mit Schritt zwei und drei verfahren. Manchmal ist es notwendig wieder einen Schritt zurückzugehen. Zeit lassen ist der Schlüssel zum Erfolg.Schule kann diese Form der Förderung nicht bieten. Dyskalkulie Training erfolgt im Einzelsetting, um speziell auf den Wissenstand des Kindes eingehen zu können. Denk- und Handlungsschritte können im Training so oft wiederholt werden, bis sie gesichert sind. Das klappt in der Schule auch nicht, da hier ständig Zeitdruck herrscht. So wird das Programm auf jedes Kind speziell zugeschnitten und laufend angepasst.

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