Autor: Daniela Schneeberger

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Prüfungsangst

Der Lehrer betritt die Klasse, knallt die Schularbeiten Hefte auf den Lehrertisch und befeuert die ohnehin schon angespannte Situation mit den Worten: „Diese Schularbeit hat‘s in sich. Jetzt werden wir mal die Spreu vom Weizen trennen.“ Augenblicklich höre ich meinen eigenen Herzschlag so laut, dass ich die folgenden Worte des Lehrers kaum verstehe. Meine Hände schwitzen, mein Magen krampft sich zusammen und obwohl ich in der Pause noch auf der Toilette war, bezweifle ich, ob ich die nächsten 45 Minuten durchhalten werde. Ein bisschen Stress und Aufregung vor einer Prüfungssituation kennt jeder. Das durch den Körper strömende Adrenalin hilft, die Körperfunktionen hochzufahren. Die Aufmerksamkeit steigt, man fühlt sich wach und fokussiert. Wir sind in der Lage uns auf die Herausforderung zu konzentrieren. Wenn aber die Belastungen vor einer Prüfungssituation so stark sind, dass unsere Körperfunktionen in den Überlebensmodus schalten, dann sind wir weit davon entfernt, eine gute Performance abzuliefern. Wenn deine Prüfungsleistungen regelmäßig weit hinter deinen möglichen Leistungen bleiben, schon der Gedanke an eine Prüfungssituation deinen Puls beschleunigt oder die Vorbereitungen fast unmöglich machen, dann ist es Zeit zu handeln. Oft wird der Grundstein zu Prüfungsangst in der Schulzeit gelegt. Danach ist eine Ausdehnung auf andere Lebensbereiche wie zum Beispiel die Führerscheinprüfung, ein Vorstellungsgespräch oder Situationen, die einer Prüfung ähneln, wie das Sprechen vor Publikum, möglich. Zeit, sich dieses verbreitete Phänomen genauer anzuschauen Nach der internationalen Klassifikation für Krankheiten (ICD 10) kann die Prüfungsangst als soziale Phobie (Angst vor Bewertung oder Kritik) oder nach dem amerikanischen Klassifikationssystem für psychische Störungen (DSM 5) als spezifische Phobie klassifiziert werden. Die Voraussetzungen, ob es sich im Einzelfall um eine Störung oder Krankheit handelt, stellt ein Arzt oder eine Ärztin fest. Mehr dazu später. Wie häufig Prüfungsangst auftritt, ist schwer zu sagen. Belastbare Zahlen aus Studien gibt es nicht, doch man geht von ca. 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe und Oberstufe aus. Bei den Studierenden geht man von ca. 10 % aus. Die Ursache für den geringeren Wert unter Studierenden liegt am Abbruch des Bildungsweges bei Menschen mit starker Prüfungsangst. Tendenziell suchen mehr Mädchen als Jungen professionelle Unterstützung um Prüfungsangst zu überwinden. Die Ursache hierfür kann entweder daran liegen, dass Mädchen grundsätzlich eher Hilfe suchen oder an sich arbeiten wollen und Jungs daher in den Statistiken weniger häufig aufscheinen. Es kann aber auch daran liegen, dass Mädchen tendenziell eher zu Ängstlichkeit neigen. Interessant finde ich auch, dass Studierende des Studienfaches Sport auffallend selten von Prüfungsangst berichten. Das kann wiederum daran liegen, dass sie es gewohnt sind, in kompetitiven Situationen Leistung zu zeigen oder aber regelmäßige Bewegung und ein gesunder Lebensstil mindern die Neigung zur Ängstlichkeit. Wo auch immer du dich einordnen kannst, sollten deine Symptome so stark sein, dass du eine massive Belastung spürst, so rate ich dir eher heute als morgen professionelle Hilfe bei einer Ärztin oder Arzt zu suchen. Mehr als nur ein bisschen nervös Die Anspannung vor Prüfungen oder ähnlichen Situationen zeigt sich auf mehreren Ebenen. Wie oben beschrieben, passieren in unserem Körper allerhand biochemische Vorgänge. Im Gehirn werden bestimmte Regionen aktiviert, die eine höhere Aufmerksamkeit und Konzentration ermöglichen sollen. Adrenalin und andere Botenstoffe werden in unsere Blutbahn geschickt. Unser Puls steigt, die Muskeln spannen sich an. Die Haut wird stärker durchblutet und wir beginnen zu schwitzen. Auf emotionaler Ebene durchleben wir eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Wird aus einer gesunden Anspannung Angst, so verlieren wir den Zugriff auf unsere kognitiven Fähigkeiten. Je mehr wir versuchen nachzudenken, desto mehr befeuern wir damit unsere inneren Stimmen. Wir reden uns ein, dass wir ohnehin wieder versagen werden, die anderen viel besser vorbereitet sind und wir sowieso nichts können. Je häufiger wir solche oder ähnliche Situationen erleben, desto mehr Einfluss haben diese Erlebnisse auf unser Verhalten. Wir spüren dann die Angst nicht erst kurz vor der Prüfung, sondern schon beim Gedanken daran. Wir beginnen immer später für Prüfungen zu lernen, schieben wichtige Termine auf oder versäumen sie bewusst. Dies kann sogar so weit gehen, dass man tatsächlich vor Prüfungen richtig krank wird. Was wirkt? Gibt man sich dieser Abwärtsspirale aus Angst und Hilflosigkeit hin, so werden sich die Symptome mit jeder Herausforderung verschlimmern. Häufig ist es schwer, alleine hier wieder rauszukommen. Doch es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun. Wir helfen dir Schritt für Schritt aus dieser Abwärtsspirale. Vereinbare noch heute einen kostenlosen Termin zu einem Erstgespräch. Gemeinsam finden wir den für dich richtigen Weg. Beitragsbild: Foto von Siora Photography auf Unsplash

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Mama, darf ich Handy?

Das kommt Ihnen bekannt vor? Nun, so oder ganz ähnlich werden viele Eltern zigmal in der Woche von ihrem Nachwuchs bedrängt, doch endlich wieder mal das Smartphone oder das Tablet benutzen zu dürfen. Den meisten Erwachsenen ist klar, dass Smartphones & CO aus dem Alltag ihrer Kinder, ebenso wie aus dem eigenen übrigens, nicht mehr wegzudenken sind. Doch ab welchem Alter ist es vertretbar, dass bereits Kleinkinder diese Medien nutzen? Auf was sollte man als verantwortungsvolle Eltern achten? Wo lauern die Gefahren? Was ist wichtig? Die Studie „Die Allerjüngsten und digitale Medien“ des IFES (Institut für empirische Sozialforschung) wurde im Rahmen der Initiative Saferinternet.at durchgeführt und befragte 400 Eltern von Kindern zwischen 0 und 6 Jahren. Sie zeigte ein sehr niedriges Einstiegsalter und damit verbundene Herausforderungen für Familien auf. Kinder sind durchschnittlich 12 Monate alt, wenn sie zum ersten Mal mit digitalen Geräten in Berührung kommen, was bedeutet, dass manche Kinder erst wenige Monate alt sind, wenn sie die ersten Erfahrungen mit digitalen Medien machen. Bei der Mediennutzung ihrer Jüngsten stehen vor allem Eltern vor ei­ner großen und wichtigen Aufgabe. Typische Risiken in dieser Altersgruppe sind einerseits, dass die Geräte als sogenannte „digitale Schnuller“, also zum Beruhigen und Ablenken, benützt werden. Andererseits besteht die Gefahr, in Kontakt mit ungeeigneten Inhalten zu kommen. Muss man sich an dieser Stelle eigentlich nicht zuallererst die Frage stellen, ob es überhaupt Inhalte geben kann, die für ein wenige Monate altes Kleinkind geeignet sind? Was tun unsere Jüngsten mit den digitalen Geräten eigentlich? Am häufigsten beschäftigen sich die Kinder in diesem Alter Das Nutzungsverhalten der Allerjüngsten besteht aus Die Hälfte der Kinder nutzt dazu das Gerät ihrer Eltern, 28 Prozent ein Familien-Gerät. 22 Prozent der Kinder unter 6 Jahren ha­ben bereits ein eigenes Gerät zur Verfügung. Wenn Kleinkinder also digitale Medien nutzen, ist es entscheidend, alters­gerechte Inhalte und Anwendungen für den Nachwuchs zu finden. Einen guten Umgang mit digitalen Medien in der Familie zu finden, ist ein permanenter Aushandlungsprozess im Alltag und unterliegt steten Veränderungen. Die empfohlene Bildschirmzeit nach aktuellen Richtlinien von saferinternet.at: 0-3 Jahre: 4-6 Jahre: Mehr facts und figures… Manche Eltern geben an, dass ihr Kind in bestimmten Situatio­nen die Beschäftigung mit digitalen Geräten wie ein Ritual braucht. Andere sagen, dass es ihrem Kind schwerfällt, sich ohne digitale Geräte selbst zu beschäftigen. Die Hälfte der Eltern ist der Meinung, dass sich Kinder in dieser Altersgruppe generell zu lange mit digitalen Geräten beschäftigen. Außerdem hat jeder fünfte Elternteil ein schlechtes Gewissen, dass sie ihr Kind zu häufig mit dem Internet still beschäftigen. Bilder und Videos im Internet von Kleinkindern Etwa 1.537 Millionen Bilder und Videos von österreichischen Kindern befinden sich im Internet Es gehört heute zum Alltag von Kleinkindern, dass Bilder von ihnen gemacht und online geteilt werden. Besonders erschreckend dabei ist, dass die abgebildeten Kinder dabei immer jünger werden: etwa ein Drittel der Eltern gibt an, dass sie bereits vor der Geburt ein Ul­traschall-Bild verschickt haben. Oft lässt der elterliche Stolz lässt viele ver­gessen, dass auch ihre Kinder ein Recht auf Privatsphäre haben. Speziell bei Fotos scheint noch wenig Bewusstsein zu herrschen, dass diese auch in einem unerwünschten Kontext irgendwo im Internet auftauchen und möglicherweise großen Scha­den anrichten können. (vgl. www.saferinternet.at vom 2.1.2025) Häufig stehen Eltern verzweifelt und hilflos den veränderten Erziehungsfragen gegenüber. Sie sind in einer Generation groß geworden, in der die eigenen Eltern noch kein Handy hatten, die Digitalisierung erst ihren Anfang nahm. Somit gibt es für sie noch keine Vorbilder für digitale Erziehungsfragen, sie müssen sich selber einen Weg durch den digitalen Dschungel erkämpfen und versuchen abzuwägen, was sie selber als „richtig oder falsch“ bzw. passend oder unpassend empfinden. Aus diesem Grund gibt es hier nun 10 Tipps im Umgang mit Smartphone, Tablet & Co für Eltern von Kleinkindern: 1. Genießen Sie die gemeinsame Zeit. Legen Sie Ihr Handy beim Spielen mit Ihrem Kind zur Seite bzw. lassen Sie es in einem anderen Raum. Schenken Sie Ihrem Kind Ihre volle Aufmerksamkeit. Tipps bei Langeweile im Restaurant: • ein Haus aus Bierdeckeln bauen • Servietten falten • etwas ausmalen oder das Muster einer Serviette nachmalen • ein Bilderbuch/eine Zeitschrift anschauen • „Ich sehe was, was du nicht siehst“ spielen • eigene Spiele mitbringen 2. Seien Sie ein gutes Vorbild. Ihr Kind lernt von Ihnen und ahmt nach, was Sie tun. Zeigen Sie Ihrem Kind von Anfang an, wie man auch ohne Handy und andere di­gitale Geräte mit Langeweile umgehen kann. 3.  Machen Sie die Geräte kindersicher. Wählen Sie wenige, gute Angebote für Ihr Kind aus. Sperren Sie In-App-Käufe und Content-Dienste, um ungeplante Kosten zu verhin­dern. Tipps zum Geräte kindersicher Machen findet man unter 4. Wählen Sie geeignete Apps. Diese sollen Ihr Kind in seiner Entwicklung unterstützen, anregen und sicher sein. Dabei sind kostenpflichtige Apps für Ihr Kind oft bes­ser, da Datenmissbrauch und Werbung weniger wahrscheinlich sind. Tipps: 5. Stellen Sie klare Regeln auf. Diese können z. B. den zeitlichen Umfang, den Zeitpunkt und die ge­nutzten Inhalte betreffen. Zeiten: Wer darf was: Eltern dürfen und müssen die installierten Apps kontrollieren. Konsequenzen können sein Achten Sie auf die Einhaltung der Regeln. Wichtig ist, dass Ihr Kind diese nachvollziehen und befolgen kann. Also auch bewusste Handypausen für die Eltern: während der Mahlzeiten, während der gemeinsamen Zeit am Spielplatz oder beim gemeinsamen Spielen. 6. Nutzen Sie digitale Medien nicht als Babysitter. Zögern Sie bei den Allerjüngsten die Nutzung digitaler Medien mög­lichst hinaus. Setzen Sie diese dann auch nur in Ausnahmen zur Be­ruhigung und bei Langeweile ein. Ideen zum alleine Spielen: • Tiere aus Klorollen basteln • ein Mandala ausmalen • sich verkleiden (z. B. als Lieblingsspielfigur) • ein Hörbuch hören • den Kuscheltieren einen „Tee“ kochen 7. Ausgewählte Fotos nur an bestimmte Kontakte schicken. Überlegen Sie gut, bevor Sie Fotos Ihres Kindes über WhatsApp, Instagram und andere soziale Netzwerke verbreiten. Akzeptieren Sie ein „Nein“ Ihres Kindes, wenn dieses nicht fotografiert werden möch­te und fragen Sie es, bevor Sie ein Foto über WhatsApp oder andere Plattformen teilen. 8. Achten Sie auf Zeichen. Wann ist Ihrem Kind das Spielen/Videoschauen zu viel? Wenn Sie merken, dass Ihr

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Warum Lernen lernen?

Lernen lernen … machen wir das nicht automatisch in der Schule? Ja, doch, eigentlich schon… Doch Lernen ist ein äußerst komplexer, individueller Prozess, welcher nicht nur durch die Schule oder den Kindergarten, sondern durch vielfältige Anregungen des sozialen Umfelds gefördert wird. Unsere angeborene Neugierde, gekoppelt mit der grundlegenden Fähigkeit zu lernen, hilft uns als kleinem, hilflosen Menschenkind dabei, sich innerhalb eines Jahres zu einer kleinen Persönlichkeit zu entwickeln. Vorerst noch auf ein wenig wackeligen Beinen, doch die Neugier treibt uns stetig voran! Jede neue Entdeckung und jede neue Fähigkeit löst im kindlichen Gehirn einen Sturm der Begeisterung aus.  Eben diese Begeisterung ist die wichtigste Kraft, um die Gehirnentwicklung voran zu treiben und Neues dazu zu lernen.  Durch Impulse von außen werden Reize gesetzt, durch unzählige Wiederholungen so etwas wie „Schaltkreise“ im menschlichen Gehirn entwickelt… Lernen geschieht. Wenn alles anders kommt… Doch was, wenn diese Begeisterung, die ja Voraussetzung für das Lernen ist, im Laufe der ersten Lebensjahre abhanden kommt? Unterschiedliche Faktoren können eingeschränkte Lernfreude und reduzierte Lernfähigkeit zur Folge haben. Hierzu zählen unter anderem Entwicklungsstörungen und Entwicklungsverzögerungen auf körperlicher, psychischer oder kognitiver Ebene, ein lernhemmendes soziales Umfeld, traumatische Erfahrungen, … Der Erhalt der Lernfreude im „institutionell organisierten Lernsetting“ (Kindergarten, Schule, …) ist so und so oft nicht ganz einfach, die Rahmenbedingungen zum Lernen sind für viele Kinder und Jugendliche nicht gerade optimal! Wir beschäftigen uns in unserer täglichen Arbeit genau damit! Lernen lernen, aber WIE? Nun, dabei gilt es an unterschiedlichen Schrauben zu drehen, da Lernen ein wahrlich komplexer Prozess ist. Vorsicht ist unserer Meinung nach immer dann geboten, wenn mittels Werbung „DIE EINE“ Methode oder Lerntechnik angepriesen und als Wunderwaffe für alle, jede und jeden angepriesen wird. Unserer langjährigen Erfahrung nach, gibt es die (leider noch) nicht! In unserer Arbeit erforschen wir zuerst die Motive, Beweggründe und Bedürfnisse der einzelnen Personen in Bezug auf persönliche Lernerfahrungen und deren Lern-Alltag. Danach reflektieren wir gemeinsam… …was wirkt sich stärkend aus …was wirkt sich hemmend aus Anschließend unterstützen wir durch die Erarbeitung von: Speziell wenn neue Lernstrategien und Lerntechniken angewendet werden sollen, also im Übergang zwischen den „alten“ und den „neuen“ Lerntechniken, ist viel motivierende Unterstützung nötig. Ansonsten besteht die Gefahr, verzagt die „Flinte ins Korn zu werfen“, wenn neue Strategien nicht SOFORT den gewünschten Erfolg erzielen. Denn Zeitdruck und Stress begünstigen die vermeintliche “Sicherheit“, in alten Mustern zu verharren. Wir fragen deshalb nach ANGEBOT „ELTERNLOUNGE“ Im Rahmen der „Elternlounge“ am Mi., 6.11.2024 geben wir einen kurzen Überblick über das, was so alles mit Lernen, Hausübungen, Schulstress, … zusammenhängen kann. Wir geben Tipps und Informationen zu Lernstrategien – wohl wissend, dass es niemals nur „die eine Methode“ oder Technik/Übung/Therapie… geben wird, die jedem Kind oder Jugendlichen beim Lernen helfen kann. Lernen stellt sich so individuell dar, wie wir Menschen es halt auch sind: einmalig, unverwechselbar, unvergleichbar im Tempo, mit persönlichen Besonderheiten. ANGEBOT „ERZIEHUNGSTHEMEN PARTNERSCHAFTLICH KLÄREN“ Im Rahmen dieses individuellen Elterncoachings vermitteln wir nachhaltig, wie gemeinsames Lernen erfolgreich sein kann und wie die Eigenverantwortlichkeit und die Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen langfristig gestärkt werden kann. Wir betrachten und klären hier unterschiedliche Erziehungsthemen. Gemeinsam erarbeiten wir Lösungen und Handlungsoptionen für Ihre Familie. Individuell, realitätsnah und umsetzbar. Braucht es zusätzliche außerschulische Maßnahmen wie Therapieangebote, Entwicklungs- oder Lerndiagnostik? Auf Basis von Case Management Bildung arbeiten wir effektiv und vernetzt mit unterschiedlichen bildungsrelevanten Anbietern zusammen und entlasten so das Familiensystem Wir geben Ihnen die nötige Unterstützung, um Verhalten und ungünstige Gewohnheiten zu reflektieren. Gemeinsam schaffen wir das! 🙂

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Hummeln fliegen auch wenn´s regnet…

oder „die Kunst der wertschätzenden Kommunikation in herausfordernden Gesprächssituationen“.  So lautet der Titel eines Seminars, welches Impulsraum Bildung zum Thema „Kommunikation“ anbietet. Was haben nun aber die Flugfähigkeiten von Hummeln mit herausfordernden Gesprächssituationen zu tun? Wir bieten dieses Seminar in unserer Praxis für all jene Berufsgruppen an, die in ihrem Arbeitsalltag immer wieder mit herausfordernden Gesprächssituationen zu tun haben. Häufig sind dies Berufe aus dem pädagogischen Bereich, dem Sozial- oder Pflegebereich. Eben diese Berufsgruppen haben, meiner Meinung nach, ein ebenso schlechtes „Marketing“ wie die Hummeln. Denn jeder von uns weiß sicher, wie fleißig doch die tüchtigen Bienen sind, die nicht müde werde, Honig zu sammeln und für die Bestäubung von Blumen und Pflanzen außerordentlich bedeutsam sind. Jedoch kaum jemand weiß etwas über die Hummeln, außer dem „running Gag“, dass Hummeln aufgrund ihres Körpergewichtes und ihrer Statur, „eigentlich gar nicht fliegen könnten“, wenn sie das nur wüssten! Laut Berechnungen von 1934 sind Hummeln ein Paradoxon der Aerodynamik, da sie im Verhältnis zu ihres Körpergewichtes viel zu schwer zum Fliegen sind. Nun, mittlerweile hat man herausgefunden, dass man bei der Berechnung einige wesentliche Eigenschaften der Flügel übersehen hatte und aus diesem Grund die Berechnungen schlicht und ergreifend falsch waren. Mittlerweile wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass Hummeln aufgrund ihrer schnellen Flügelschläge und ihres kräftigen Körperbaus sogar bei ungünstigen Wetterbedingungen fliegen, was sie von anderen Insekten unterscheidet! Hummeln fliegen normalerweise nicht bei starkem Regen oder ungünstigen Wetterbedingungen, sie können jedoch bei leichtem Regen oder während einer Regenpause aktiv sein, insbesondere wenn sie Nahrung suchen müssen oder wenn das Wetter insgesamt nicht zu widrig ist. Und hier ist nun ganz klar die Parallele… zu jenen Berufsgruppen aus dem pädagogischen Bereich, dem Sozial-oder Pflegebereich zu erkennen, die gesellschaftlich oft unterschätzt werden. Oftmals erhalten sie die ihnen gebührende Anerkennung nicht, obwohl sie in ihrer täglichen Arbeit mit großen Herausforderungen im zwischenmenschlichen Bereich zu tun haben. Besonders in Situationen, in denen man psychisch oder physisch an seine persönlichen Grenzen kommt, kann ein wertschätzender Umgang mit den Mitmenschen besonders schwierig sein. In unserem Seminar thematisieren wir daher auch den Umgang mit Überforderung und Überlastung und trainieren anhand von Achtsamkeits- und Wahrnehmungsübungen unsere Selbstfürsorge, Selbstreflexion und Selbstmanagement. Kommunikationstraining Wir bieten ein breites Angebot an Techniken und Tools zur gelingenden Kommunikation an. Zum Einstieg gibt es einen Überblick über verschiedene Kommunikationsmodelle: Außerdem beschäftigen wir uns auch mit Merkmalen verbaler Gewalt (nach Patricia Evans) sowie Grundlegendem zur Gesprächsführung wie Unsere Methoden Individuelle Schwerpunktsetzung ist nach Absprache mit den Teilnehmer:innen jederzeit möglich! Hat dieser Artikel ihr Interesse an unsrem Seminar geweckt haben? Wir freuen uns sehr auf Ihre Anfrage!

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Mit Kindern achtsam sprechen

„Siehst Du, Momo“, sagte er, „es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, die kann man niemals schaffen, denkt man.“ Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun, und zum Schluss ist man ganz aus der Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen!“ Er dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, den nächsten Atemzug, den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur den nächsten.“ Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein.“ Michael Ende, Buch Momo  Quelle: https://beruhmte-zitate.de/themen/sprache/ Achtsam Achtsam – Bedeutung – auf den Moment gerichtet, aufmerksam, klar, nicht wertend Als wäre es immer so einfach. Der Alltag, die To-dos, mentale Belastungen und dazwischen wird so viel gesprochen, so viele Worte, so viel Information und dann soll man noch aufpassen, was man sagt, wie man´s sagt, zu wem man was sagt und wer sonst noch zuhört. Also: Innehalten, atmen und einfach nur an den nächsten Schritt denken. Manchmal wundern wir uns, woher unsere Kinder ihre Ausdrucksweise haben. Teilweise verblüffen sie uns mit ihrem rasend schnell wachsenden Wortschatz, mit Wortkreationen, die uns zum Lachen bringen oder mit Schimpfwörtern, von denen wir uns gewünscht hätten, sie würden sie nicht aufsaugen wie ein Schwamm. Manchmal erschrecken wir auch, weil es so klar ist, dass wir ihre Vorbilder sind – nicht immer nur im besten Sinne. In der Kommunikation dürfen wir ruhig etwas aufmerksamer sein, denn nichts kann so wehtun, wie ein paar unachtsam ausgesprochene Worte. Wenn Kinder in der Nähe sind oder wir mit Kindern sprechen, dürfen wir noch ein Stück achtsamer sein als sonst. Kinder hören mit, auch wenn sie scheinbar in ihr Spiel vertieft sind oder wir uns außer Hörweite wähnen. Denkanstöße für den Alltag Ihr Kind hat neue Malstifte bekommen und kommt freudestrahlend mit der fünften Zeichnung der letzten halben Stunde zu Ihnen, um Ihnen das neue Kunstwerk zu zeigen. „Oh, schön!“, rufen Sie nicht mehr ganz so enthusiastisch wie vor 30 Minuten aus. Aussagen wie: „Das hast du schön gemacht.“, „Sei ein braves Kind.“, „Setzt dich ordentlich hin!“ oder „Das ist aber ein toller Turm.“, bewerten das Verhalten Ihres Kindes. Wir hoffen so, unsere Kinder mit kurzer Aufmerksamkeit abspeisen zu können. Doch Sie senden Ihrem Kind dadurch mehrere Botschaften, die für die kindliche Entwicklung störend sein können. Sie vermitteln ihm, dass Sie das Maß für „Gut“ und „Schlecht“ kennen. Die Botschaft lautet also: Verhalte dich so, wie ich es für gut halte. Das Kind lernt, die Bestätigung im Außen zu suchen. Für ein ausgeglichenes Ich ist es allerdings notwendig, ein Gespür für den eigenen Wert zu erlangen. Stichwort: Selbstwert kennen. Diese Abhängigkeit von der Bestätigung von außen kann sogar süchtig machen und gefährlich werden. Für die Entwicklung der intrinsischen Motivation ist permanentes Lob von außen kontraproduktiv. Mehr als Orientierung Natürlich brauchen Kinder Orientierung und Halt. Nur so lernen sie, wie sie sich in welcher Situation verhalten können. Kinder probieren etwas aus, warten die Reaktion der Bezugsperson ab und passen dann ihr Verhalten entsprechend an. Allerdings können wir diese Reaktion gestalten: „Mit den neuen Malstiften macht dir das Malen vermutlich wirklich Spaß. Ich freue mich, dass du so viel Verschiedenes ausprobierst.“ „Ich sehe, dass du so viele verschiedene Farben verwendet hast. Macht es dir Spaß?“ Präzise Kommunikation Achtsamkeit bedeutet auch, den Focus auf das Hier und Jetzt zu legen. Kinder können das hervorragend. Sie spielen jetzt, tauchen voll und ganz ein und verschwenden keinen Gedanken an später. Wenn Ihr Kind mit einem Anliegen zu Ihnen kommt und sie es mit Aussagen wie „das machen wir gleich“ oder „Ja, nachher.“ versuchen zu vertrösten, ist Unmut vorprogrammiert. Kinder müssen nicht immer alles sofort haben oder ihren Bedürfnissen muss nicht immer augenblicklich nachgegeben werden. Das ist häufig nicht der Grund für Konflikte. Kinder können mit unpräziser Kommunikation und vor allem mit ungenauen Zeitangaben nichts anfangen. Die Entwicklung eines Zeitgefühls beginnt erst zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr. Wann ist also „später“ oder wann ist „bald“? Wenn Sie tatsächlich etwas auf später verschieben wollen, verwenden Sie eine etwas genauere Zeitangabe: „Wenn ich den Kaffee ausgetrunken habe, spielen wir zusammen.“ Oder: „Wenn der große Zeiger auf die Sechs zeigt, bin ich mit meiner Arbeit fertig.“ Verwenden Sie auch gerne eine Stoppuhr oder eine Sanduhr oder nehmen Sie einen Fixpunkte des Alltags wie „nach dem Abendessen“ als zeitlichen Richtwert. Selbstverständlich halten Sie dann Ihr Versprechen dann auch ein, ansonsten lernt Ihr Kind, dass sich Warten nicht lohnt und hält Sie für unzuverlässig. Achtsamkeit als Investition Ein bisschen Achtsamkeit in die Kommunikation zu bringen ist eine gute Investition. Unsere Kinder profitieren davon, indem sie lernen über ihre Gefühle und Bedürfnisse nachzudenken und zu sprechen. Sie bauen ihren Selbstwert unabhängig von Bewertungen von außen auf und lernen, sich präzise auszudrücken. Auch wir Eltern profitieren von dieser Kommunikation, weil wir die Beziehung zu unseren Kinder bewusster gestalten uns sie dadurch gestärkt wird. Wir vermeiden so Konflikte oder können sie respektvoll lösen. Bei der Umsetzung denken Sie nicht an die lange Straße, die noch vor Ihnen liegt, denken Sie an den nächsten Schritt. Im Zweifelsfall bleiben Sie stehen und schauen sich erst einmal um.

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Wem hilft pädagogische Beratung?

Wer braucht pädagogische Beratung? Was ist pädagogische Beratung überhaupt? Wem hilft sie? Ist das wie eine Therapie? … Solche und ähnliche Fragen werden uns immer wieder gestellt. Dieser Beitrag soll Klarheit schaffen, Fragen beantworten, Interesse wecken. Zuerst mal zur Definition Von pädagogischer Beratung kann man sprechen,“ wenn Beratungsbedarf in einem erzieherischen Handlungsfeld besteht“ (Krause/ Fittkau/ Fuhr/Thiel,2003, S. 25). Eine Beratung ist dann gegeben, wenn die wesentlichen Merkmale der Beratung erfüllt sind: eine Beraterin oder ein Berater, sowie eine Klientin oder ein Klient treten in Interaktion und kommunizieren miteinander. Als notwendig empfunden wird Beratung meist dann, wenn die Hilfesuchenden das Gefühl haben, an ihre persönlichen Grenzen zu gelangen und keine Ressourcen mehr zu haben, um ein oder mehrere Probleme zu lösen In der pädagogischen Beratung wird das Umfeld der Ratsuchenden miteinbezogen, der Blick richtet sich auf das gesamte System, in dem sich die Klientinnen und Klienten täglich bewegen. Deshalb ist ein systemischer, prozessorientierter Ansatz, bei dem eine fundierte Umfeldanalyse gemacht wird, von großer Bedeutung. Die Beratung ist immer als Hilfe zu Selbsthilfe anzusehen, deren Ziel es ist, die Hilfesuchenden wieder handlungsfähig zu machen, ihre eigenen Ressourcen zu erkennen und zu nutzen. Die oberste Prämisse lautet, dass jede und jeder Expertin und Experte für die eigene Lebenssituation ist. Freiwilligkeit ist jedenfalls die wichtigste Gelingensvoraussetzung! Ein wichtiges Ziel von Beratung ist, die vorhandenen Ressourcen bewusst zu machen und diese weiterzuentwickeln. Außerdem den Blick wegzulenken vom Fokus auf Probleme und hin zu den Potentialen, die zur Problemlösung beitragen. Hier grenzt sich die pädagogische Beratung klar von einer Therapie ab, die sich eher an den Defiziten orientiert. Ein weiteres Ziel in der Pädagogischen Beratung ist, bestehende Potenziale zu erkennen und alle Beteiligte dabei zu unterstützen, neue Sichtweisen und Fähigkeiten zu erlernen. Es geht darum, in herausfordernden Situationen handlungsfähig zu bleiben, Problemen vorzubeugen bzw. deren Ursachen zu erkennen und gemeinsam neue Lösungswege zu erarbeiten. Lernprozesse können durch psychosoziale Probleme erschwert oder unmöglich gemacht werden. Durch unterstützende pädagogische Beratung in psychosozialen Themenfeldern und gezielte Fragestellungen wird in vielen Fällen erst die Grundlage zur Gestaltung gelingender Lernprozesse geschaffen. Folgende hilfreiche Fragestellungen tauchen in der pädagogischen Beratung häufig auf: Familien werden bei uns in herausfordernden Lebenssituationen während entscheidender Entwicklungsschritte begleitet und unterstützt. Unsere Beratung ist unabhängig, professionell und vertraulich. Durch ein vielfältiges Angebot an Orientierungs-, Planungs- und Entscheidungshilfen können persönliche und soziale Bewältigungsressourcen aktiviert werden: Aus diesem Grund… Wir ermuntern Sie dazu, sich Zeit und Raum für sich zu nehmen. Sehen Sie Krisen als Chance, um Veränderungen bewusst herbeizuführen und selbst zu gestalten, denn Probleme sind der erste Schritt zur Lösung! Wir freuen uns auf Sie in unserer Praxis!

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Schule

Suspendierungen nehmen zu!

Medial gerade besonders präsent ist die österreichweite Zunahme von Suspendierungen an Schulen. So hat sich die Zahl der Suspendierungen im Schuljahr 2022/23 im Vergleich zu 2018/19 fast verdoppelt, nach einem Corona bedingten zeitweiligen Rückgang in den Jahren 2019-2022 (vgl. www.schule.at vom 6.2.2024). Die Medien berichten von Gewaltvorfällen an Schulen, problematischen Haltungen und Herabwürdigungen, rassistischen und sexistischen Übergriffen ebenso wie von Ladendiebstählen durch Schulgangs und regelmäßigen Polizeieinsätzen an Schulen. Tatsächlich ist jedoch die Zunahme der Suspendierungen nicht gleichzusetzten mit einer Zunahme an Gewalt. Die Sensibilität an Schulen gegenüber gewaltvollem Verhalten ist in den letzten Jahren größer geworden, es wird schneller geahndet. Lehrerinnen und Lehrer fordern Unterstützung durch Timeout-Klassen und Hilfsangebote für Schülerinnen und Schüler, da nicht alle Probleme rund um Gewalt, Hass, Antisemitismus,… in den Bildungseinrichtungen gelöst werden können.  Der Ruf nach außerschulischem Support ist dementsprechend laut, da immer mehr gesellschaftliche Probleme auf die Schulen abgeladen werden. Pädagoginnen und Pädagogen sehen sich zunehmend allein gelassen und von der Fülle der Aufgaben, welche an sie gestellt werden, überfordert. Die Vermittlung von Lernstoff wird hier zur Nebensache bzw. unmöglich, wenn sich Kinder und Jugendliche, ebenso wie das Lehrpersonal, in einer angstbesetzten Umgebung wiederfinden. Nur in einer angstbefreiten, sicheren Umgebung kann man Lernen, kann man Lernstoff motiviert und engagiert vermitteln. Was genau ist eine Suspendierung überhaupt? Eine Suspendierung gilt als „Ultima Ratio“, also als letztes Mittel, wenn keine anderen Maßnahmen mehr fruchten und Gefahr in Verzug ist. Das Gesetzt sieht eine Suspendierung eindeutig als Sicherungsmaßnahme und NICHT als Straf- bzw. Erziehungsmaßnahme vor. Zu Bedenken ist stets, dass eine Suspendierung ein gezielter Ausschluss aus einem sozialen Umfeld ist. Für einen Menschen, der ein soziales Wesen ist, für den „dabei sein“ überlebenswichtig ist, bedeutet dies einen schwerwiegenden Eingriff in sein Leben. Schülerinnen und Schüler werden bewusst isoliert, um die Gefährdung, die von ihnen ausgeht, zu minimieren und Mitschülerinnen und Mitschüler, sowie Lehrpersonen zu schützen. Leider dürfte es immer noch Schulen geben, an denen dieser Sachverhalt nicht klar ist oder anders gehandhabt wird. „Wenn ein Schüler seine Pflichten… in schwerwiegender Weise verletzt und die Anwendung von Erziehungsmitteln…oder von Maßnahmen gemäß der Hausordnung erfolglos bleibt oder wenn das Verhalten eines Schülers eine dauernde Gefährdung von Mitschülern oder anderer an der Schule tätigen Personen hinsichtlich ihrer Sittlichkeit, körperlichen Sicherheit oder ihres Eigentums darstellt, ist der Schüler von der Schule auszuschließen. An allgemein bildenden Pflichtschulen ist ein Ausschluss nur zulässig, wenn das Verhalten des Schülers eine dauernde Gefährdung von Mitschülern …darstellt…“ (vgl. https://www.jusline.at/gesetz/schug/paragraf/49, 8.2.2024). Umgang mit einer Suspendierung Immer wieder steht man in den Schulen vor dem Problem der korrekten Herangehensweise bei Suspendierungen. Wie soll man mit den suspendierten Schülerinnen und Schülern umgehen? Welche Arbeit ist gegebenenfalls mit der betroffenen Klassengemeinschaft zu tun? Wer spricht mit den Eltern? Woher bekommt das Lehrpersonal Unterstützung? Wie soll die Elternarbeit ausschauen? Ist automatisch die KJH(Kinder-und Jugendhilfe, früher Jugendamt) involviert? Fragen über Fragen… Auch ich frage mich, wie das Thomas Krebs, der stellvertretende Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft im Ö1-Morgenjournal (5.2.2024) meint, wenn er fordert, dass durch eine Suspendierung kein zusätzlicher Arbeitsaufwand für Lehrerinnen und Lehrer entstehen dürfe… Eine weitere ungeklärte Frage ist zudem, ab wann Pädagoginnen und Pädagogen endlich die Möglichkeit zu einer Supervision bekommen, wenn sie mit besonders herausfordernden Situationen in ihrem beruflichen Alltag konfrontiert werden. Vor einigen Jahren habe ich mit einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Betreuungslehrerinnen und Betreuungslehrern aus dem Zentralraum Linz, einen Leitfaden für den Umgang mit Suspendierungen erstellt. Hier ein kurzer Auszug daraus (stark gekürzte Version): Eine positive Entwicklung in Folge einer Suspendierung kann gefördert werden durch Die Intensität der Maßnahmen ist unter anderem abhängig von der Dauer der Suspendierung und der schon bisher involvierten Personen und Institutionen. 1.) Kooperation der Schule mit den Erziehungsberechtigten: Kontaktaufnahme der Schule mit den Erziehungsberechtigten, Möglichkeiten der Unterstützung der Schülerin / des Schülers, Möglichkeiten der Unterstützung der Erziehungsberechtigten. 2.) Beratungen im Lehrkörper: was ist passiert, braucht es Krisenintervention oder kollegiale Beratung, Supervision, Gespräche mit der Schulleitung oder Beratung bei der Schulpsychologie, außerschulische Institutionen für betroffene Lehrkräfte? Welche Unterstützungsmaßnahmen für die Schüler/innen wurden bisher schon ergriffen, … 3.) Mögliche Themen der pädagogischen Arbeit mit der suspendierten Schülerin/dem suspendierten Schüler können sein: 4.) Mögliche Themen der pädagogischen Arbeit mit der Klasse: Idealerweise findet die Arbeit mit der Klasse in Abstimmung mit der persönlichen Arbeit mit der suspendierten Schülerin /dem suspendierten Schüler (eventuell auch durch dieselbe/n Person/en) statt.       Während der Suspendierung: Aufarbeitung des Vorfalls, Vorbereitung der Wiederaufnahme in die Klassengemeinschaft, wer kann was für eine gute Zukunft in der Klasse beitragen, …       Rückkehr in die Schule: gegebenenfalls (öffentliche) Entschuldigung, Beziehungsgeste zur Klasse/Lehrkraft/…      Nach der Suspendierung: Reflexion, weitere Fördermaßnahmen mit präventivem Charakter, Soziales Lernen, Konfliktbearbeitungsmodelle einführen und üben … 5.) Kommunikation mit den Erziehungsberechtigten 6.) Einbeziehung (außerschulischer) Institutionen wie Kinder- und Jugendhilfe z.B. Schulsozialarbeit, Schulpsychologie, pädagogische, therapeutische und medizinischen Einrichtungen. Situation an oberösterreichischen Schulen Tatsächlich wurden in den letzten Jahren in Oberösterreich Schulsozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter von Schulen abgezogen bzw. deren Präsenzzeiten an den sogenannten „Schwerpunktschulen“ eher reduziert als aufgestockt. Während der Coronapandemie wurden sie sogar in manchen Gebieten von den Schulen abgezogen und für die Coronatestungen eingesetzt. An den Schulen konnte man darüber nur ungläubig die Köpfe schütteln. Nachdenklich macht auch, dass im oberösterreichischen Zentralraum in den letzten Jahren die mobilen Betreuungslehrerinnen und Betreuungslehrer auf etwa ein Viertel reduziert wurden. Sie wurden, begründet durch den massiven Lehrerinnen- und Lehrermangel, zu Dauersupplierungen eingesetzt. -Eben jene Pädagoginnen und Pädagogen wurden also abgezogen, welche aufgrund ihrer zusätzlichen Qualifikationen von Schulen zur Unterstützung bei sozial-emotionalen Schwierigkeiten einzelner Jugendlicher bzw. Schülerinnen und Schüler angefordert werden konnten. Mittlerweile machen diese zusätzliche pädagogische Arbeit die Schulen in den meisten Fällen wieder selber, ohne Unterstützung von außen. Medial werden die Betreuungslehrerinnen und Betreuungslehrer nicht mal mehr erwähnt, sei nebenbei bemerkt. Die Anzahl der Schulpsychologinnen wurde zwar erhöht, aber auch diese können den steigenden Forderungen nach Unterstützung alleine nicht gerecht werden. Findet jetzt ein Umdenken statt? Der Druck der Direktorinnen und Direktoren, der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern auf die Verantwortlichen der Bildungsdirektionen wächst… Die Politik erkennt offenbar, dass Schule nicht nur Bildungs-sondern auch soziale Arbeit leistet, dem wolle man begegnen. In Wien werden die Eltern

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Erlaube dir zu träumen

Von der richtigen Dosis Erwartung Vor wenigen Wochen rief mich eine verzweifelt Mutter an. Ihr Sohn, ich nenne ihn hier Emil, gehe in die vierte Klasse Volksschule. Er habe auf die erste Mathematikschularbeit in diesem Schuljahr einen 3er geschrieben. Die Lehrerin habe damals gemeint, dass er im Zeugnis noch auf einen, 2er kommen könnte, wenn die zweite Schularbeit und alle anderen Leistungen im ersten Semester entsprechend gut sein würden. Die Erwartungen der Familie seien hoch, Emil müsse unbedingt in ein stadtbekanntes Gymnasium aufgenommen werden. Schon Generationen ihrer Familie waren auf diesem Gymnasium und außerdem, eine akademische Laufbahn sei das Mindeste in ihrer Familie. Die zweite Mathematikschularbeit war dann ein 4er. Emil wird im Semesterzeugnis bestenfalls einen 3er bekommen. Die Aufnahme ins Gymnasium ist in Gefahr. Emils Mutter brach während des Telefonats mehrmals in Tränen aus. Emil habe seitdem häufig Bauchschmerzen und möchte nicht mehr in die Schule gehen. Wir könnten nun überlegen, welch absurden Belastungen Kinder und ihre Familien ausgesetzt sind. In unserem Schulsystem wird mit 9 Jahren über die mögliche Bildungslaufbahn eines Kindes entschieden. Doch soll dies kein Artikel über unser unperfektes Schulsystem werden. Dieser Anruf hat bei mir eine Frage aufgeworfen: Was machen unsere Erwartungen mit unseren Kinde? Es gibt zahlreiche Synonyme für das Wort Erwartung: Vorstellung, Zukunftsblick, Hoffnung, Vorausschau, um nur einige zu nennen. Ich finde „Zukunftsblick“ trifft das, was ich beschreiben möchte, ganz gut. Wir stellen uns vor, wie es sein wird. Wir gehen in Gedanken den Weg zu den gesetzten Zielen und stellen uns vor, wie wir angekommen sind. Diese hoffnungsvollen Gedanken geben uns die notwendige Motivation, um die notwendige Anstrengung aufzubringen und Handlungen zu setzen, um das Ziel zu erreichen. Woher kommen unsere Erwartungen? Dieses Frage dürfen wir uns gleich zu Beginn stellen. Sind es meine Erwartungen, meine Vorstellungen? Ist es das, was ich mir erträumt habe? Oder sind es die Vorstellungen der Familie, meiner Eltern? Übertrage ich womöglich eine Haltung ungefragt auf mein Kind? Wird hier von Generation zu Generation eine Vorausschau weitergegeben, die keine Abweichung zulässt? Oder sind es gar Erwartungen die ich an mein Kind stelle, von denen ich nur DENKE, dass sie existieren? Diese Muster in Frage zu stellen und zu durchbrechen, erfordert viel Kraft und Mut. Emil und seine Mutter sind hier gerade am Beginn des Weges und ich hoffe, sie holen sich professionelle Unterstützung dabei. Wäre keine Erwartungen zu haben der bessere Weg? Dann kann man auch niemanden enttäuschen. Ganz einfach! Hier würden wir uns aber selbst betrügen. Wir alle haben Träume, wir setzen uns gerne Ziele und verfolgen diese auch. Alleine an einer Zielerreichung zu planen, löst in uns Vorfreude aus. In unserer Vorstellung entsteht das Bild, als hätten wir das Ziel schon erreicht. Es wird tatsächlich eine kleine Menge Dopamin ausgeschüttet, unser Glückshormon. Dies gibt uns die notwendige Motivation weiterzumachen. Der richtige Grad an Erwartung Motivation ist wichtig für unser Lernen. Ich meine damit nicht explizit Lernen im Kontext Schule. Doch in unserer Praxis geht es am häufigsten darum: Was kann ich von meinem Kind erwarten? Was würde mein Kind überfordern und was passiert, wenn es unterfordert ist? Voraussetzung für eine angemessene Erwartungshaltung ist eine realistische Einschätzung der Kapazitäten. Setze ich die Messlatte übertrieben hoch an, erfolgt meist eine von zwei Reaktionen: Das Kind wirft sofort frustriert das Handtuch, da es davon überzeugt ist, die Erwartungen ohnehin nicht erfüllen zu können. Ein Rennen, an dem man nicht teilnimmt, kann man nicht verlieren. Oder das Kind strengt sich übermäßig an und kann dennoch das erhoffte Ziel nicht erreichen. Die darauf folgende Frustration und Selbstzweifel können enormen Schaden anrichten. Bei Emil war dies der Fall. Mutter und Kind haben vor der Schularbeit viel gelernt und Emils Mutter hat ihm eingebläut, diesmal einen 1er schaffen zu müssen, in dem guten Glauben, ihn so zu motivieren. Doch auch das Gegenteil ist ungünstig. Setzt man die Messlatte zu tief, kann es sein, dass das Kind annimmt, dass man nicht an seine Kompetenzen und seine Wirksamkeit glaubt. Vielleicht denkt es auch, dass den Eltern egal ist, welche Leistungen es erbringt. Werden die Erwartungen permanent sehr niedrig gehalten, wird das Kind nicht lernen sich anzustrengen. Es wird nicht die Gelegenheit haben aus seiner Komfortzone zu kommen. Die Bereitschaft regelmäßig aus unserer Komfortzone zu kommen, eröffnet uns aber die Möglichkeit unsere Stärken und Talente zu entdecken. Idealerweise setzt man die Erwartungen dezent über den realistischen Möglichkeiten an. Dazu muss man die Möglichkeiten gut einschätzen können. Emil liest unheimlich gerne. Er interessiert sich für Politik und Umweltschutz. Tiere liegen ihm sehr am Herzen und er schreibt mühelos interessante Aufsätze. In Mathematik hat er noch nicht den richtigen Zugang gefunden. Das Einmaleins sitzt nicht so richtig und bei den schriftlichen Rechenverfahren kommt ihm irgendwie immer alles durcheinander. Je mehr er geübt hat, desto mehr kam er zu der Überzeugung, dass er Mathe nicht mag. Vielleicht hätte Emil bei der Schularbeit besser abgeschnitten, wenn er der Überzeugung gewesen wäre, einen 2er zu schaffen. Die Kombination aus zu großem Erwartungsdruck, übermäßigem Lernen von Inhalten, die nicht verstanden wurden und der Überzeugung, dass er Mathe nicht mag, hat nicht nur dazu geführt, seine und die Erwartungen der Mutter nicht zu erfüllen, sondern seine Annahme, schlecht in Mathe zu sein, hat sich dadurch noch verstärkt. Die Brille der Erwartung Dass Erwartungen unsere Wahrnehmung beeinflussen, wurde in der sogenannten Rosenthal Studie belegt. Lehrkräften, die eine Schülergruppe unterrichten sollten, wurde vorab mitgeteilt, wie hoch der IQ der Schüler sei. Diese Werte stimmten aber nicht mit den gemessenen Intelligenz-Quotienten der Schüler überein. Bei einigen wurden die Werte etwas nach oben korrigiert. Nach einiger Zeit wurden die von den Schülern erbrachten Leistungen verglichen. Tatsächlich waren die Schüler besser, denen man einen höheren IQ zugeschrieben hatte. Die Studie zeigte, dass diesen Schülern mehr Aufmerksamkeit zuteilwurde, die Lehrer verhielten sich wohlwollender ihnen gegenüber, kleine Fehler wurden eher übersehen und die Schüler wurden mehr gelobt. Dieser Effekt wurde unter dem Namen Pygmalion-Effekt bekannt. Es ist gut Erwartungen zu haben. Man sagt ja: Vorfreude ist die größte Freude. Das führt zu einer guten Dosis Dopamin. Um das

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Medienkonsum von Kindern

In den öffentlichen Bussen in unserer Stadt gibt es jetzt kleine USB-Stecker, damit man sein Handy auch unterwegs aufladen kann. Als ich an der Bushaltestelle warte, steht neben mir ein Teenager und schaut verträumt in der Gegend herum. Sehr verdächtig! Alle anderen Wartenden scrollen auf ihren Bildschirmen herum. Sogar die junge Mutter schiebt abwesend den Kinderwagen an mir vorbei, starrt auf ihr Handy, während mir ihr Sohn die Hälfte seines angenuckelten Kipferls anbietet. Handy, Tablets, Spielekonsolen, Fernsehgeräte und PCs sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Unsere Kinder wachsen damit auf und unsere Senioren können damit besser umgehen, als wir es ihnen zugetraut hätten. Der Fortschritt im Bereich der digitalen Medien, künstlicher Intelligenzen und ihren vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten erfolgt rasanter als wir mit pädagogischen Konzepten oder Empfehlungen für einen kindgerechten Umgang damit hinterher kommen. Laufend erscheinen neue Spiele für PCs, Konsolen oder Handys, neue Apps oder Kommunikationsplattformen. Als Elternteil hier durchzublicken oder den Überblick zu bewahren, stellt uns vor enorme Herausforderungen. Studien zeigen ein deutliches Bild Mittlerweile gibt es aber zahlreiche Studien, die zeigen was übermäßiger und/oder unkontrollierter Medienkonsum bei Kindern anrichten kann. So besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Mediennutzung von Kindern und Störungen in den Bereichen der kognitiven, sprachlichen und motorischen Entwicklung. Außerdem zeigen Kinder mit erhöhtem Medienkonsum Störungen der Konzentrationsfähigkeit, Hyperaktivität, erhöhtes Aggressionsverhalten und Schlafstörungen. Infolgedessen kann es zu Beeinträchtigung des Emotionsverständnisses und zu sozialen Störungen kommen. Außerdem treten bei diesen Kindern wesentlich häufiger Tagesmüdigkeit und Gewichtszunahme auf. Würden diese „Nebenwirklungen“ auf dem Beipackzettel eines Medikaments stehen, würde kein vernünftiger Elternteil dieses Medikament verabreichen. Wir stehen vor einem Dilemma. Auf der einen Seite können wir nicht ohne digitale Medien, auf der anderen Seite machen sie uns krank. Doch wie bei so vielem gilt: Die Dosis macht das Gift. Daher gibt es verschiedene Empfehlungen für die Mediennutzung und den gesunden Umgang damit kann man lernen. Die American Academy of Pediatrics empfehlt beispielsweise keine Bildschirmzeit bis zum Alter von 2 Jahren und bis zum Schuleintritt mit ca. 5-6 Jahren eine maximale Dauer von 60 Minuten. Unter Bildschirmzeit ist die gesamte Dauer zusammengefasst, die ein Kind mit Handy, TV, Tablet und Spielkonsole verbringt. Die Empfehlungen der WHO fallen etwas großzügiger aus: Kinder unter einem Jahr sollte man von Bildschirmen fern halten, bis zum Altern von zwei Jahren sieht die WHO eine Zeitdauer von maximal 60 Minuten vor, in der aber ständig eine Erwachsene Person anwesend sein soll. Bis zum Schuleintritt kann diese Beaufsichtigung laufend gelockert, die Zeit aber nicht verlängert werden. Die ÖGKJ – Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde lehnt ihre Empfehlungen an die Vorschläge der WHO an. Lassen Sie Ihr Kind nicht allein Wesentlich ist auch die inhaltliche Begleitung durch Erwachsene von Anfang an. Wir müssen wissen, was über den Bildschirm flimmert. Wir müssen die Inhalte bewusst auswählen und wir müssen mit unseren Kindern darüber reden können. Oft sind es für uns harmlose Szenen, die ein Kind schwer verstören können oder ihm Angst machen können. Manchmal tauchen diese Eindrücke Stunden später wieder auf. Stellt es dann Fragen dazu, dann sollten wir Bescheid wissen und das Kind auffangen können. Gerade Dienste wie YouTube oder TikTok bergen große Gefahren, da die Inhalte in Sekundenschnelle wechseln und wir keinen Überblick bewahren können. Kindersicherungen helfen hier nicht, das steht fest. Die Herausforderung für uns Eltern ist, eine vernünftige Regelung für unsere Familie zu treffen. Dabei gilt es vieles zu beachten, vor allem wenn Kinder verschiedenen Alters in der Familie leben und wir Erwachsene das Handy für berufliche Zwecke trotzdem häufiger griffbereit haben sollten. Zusätzlich dürfen wir für eine Ausgewogenheit in den verschiedenen Lebensbereichen sorgen. So sollten Kinderzimmer grundsätzlich bildschirmfrei bleiben. Ja, auch keine Handy oder Tablet Spiele alleine im Kinderzimmer. Für jede Minute vor dem Bildschirm sollten wir für genauso viele Minuten analogen Ausgleich sorgen: Bewegung draußen an der frischen Luft, spielen mit Bausteinen, Lego oder Barbie und auf jeden Fall Bilderbücher vorlesen. Die Medienzeit sollte im Tagesablauf bewusst verankert werden und mindestens 60 Minuten vor dem Schlafengehen sollte es keine Bildschirmzeit geben. Unsere Empfehlungen Für Kinder unter zwei empfehlen wir null Bildschirmzeit und bis zum Schuleintritt möglichst viele Medienfreie Tage. Wenn, dann nur in Begleitung eines Erwachsenen und bis maximal 30 Minuten täglich. Für Volksschulkinder empfehlen wir folgende Regelung: Von Montag bis Donnerstag keine Bildschirmzeit, dafür täglich gemeinsames Spielen und Lesen vor dem Zubettgehen. Von Freitag bis Sonntag eine maximale Bildschirmzeit von 60 Minuten täglich. Es darf Ausnahmen geben, wenn zum Beispiel am Samstagabend ein gemeinsamer „Kinoabend“ auf der Couch stattfindet. Für Kinder von zehn bis dreizehn empfehlen wir ein Wochenkontingent zu vereinbaren. Beispielsweise 60 Minuten täglich, die Zeit kann aber gespart werden. Ab diesem Alter ist es wichtig, selbst Erfahrungen zu machen, mitzureden und Verantwortung zu übernehmen. Das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Peer-Group und die Anerkennung durch sie sind wesentlich für eine gesunde Entwicklung der Persönlichkeit. Was noch? Parallel dazu müssen wir Eltern kritisches Denken fördern, auf Gefahren hinweisen und gegebenenfalls für unsere Kinder da sein. Erfahren sie Bedrohungen, Beschimpfungen, Beleidigungen, Mobbing oder Diskriminierung im Netz, müssen sie ohne Angst zu uns kommen können und sich unserer Unterstützung sicher sein. Erkundigen Sie sich über mögliche strafbare Handlungen, machen Sie Screenshots von Unterhaltungen oder Bildern uns senden Sie sich Sprachnachrichten weiter, um mögliche Beweise zu sichern. Kritisches Denken ist auch bei Fake News, der Glaubwürdigkeit von Influencern und der Verlockung durch bewusst platzierte Werbung gefragt. Über Themen wie den angemessenen Umgangston im Netz, der falschen Annahme der Anonymität und der Weitergabe von persönlichen Daten sollte man immer wieder im Familienrat sprechen. – Ganz analog, von Mensch zu Mensch.

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Dezembergedanken …

ein Jahr voller Sorgen und negativer Schlagzeilen Kriegsschauplätze auf der Welt, die unserer vielzitierten „Insel der Seligen“ in Österreich geografisch aber auch emotional immer näherkommen uns jedoch auch irgendwie abgebrühter machen… Krieg in der Ukraine? Ja, eh, ich weiß, … Krieg jetzt auch in Israel und Palästina, auch der, ganz furchtbar, … medial mit Bildern und Videos von Kriegsgeschehen und Gräueltaten an Menschen überfrachtet Frauen und Mädchen, deren grundlegendsten Menschenrechte mit Füßen getreten werden eine Weltmacht, die ab sofort wieder Haftstrafen für gleichgeschlechtlich Liebende anordnet ein Weltklima, dass selten so in Gefahr war wie heute Überforderungen und Überlastungen am Arbeitsplatz, Arbeitskräftemangel an jedem Eck, … persönliche Schicksale und Krisen im Kreis der Familie, von Freundinnen und Freunden, … Einsamkeit Inflation, Rezession, Teuerung, … und DENNOCH ein Jahr voll mit unvergesslich großartigen Eindrücken Energiefülle und Zusammengehörigkeitsgefühl gefeierte Geburtstage und Feste, erfüllt mit Lachen und Fröhlichkeit getragen werden von Familie, Freundinnen und Freunden Hilfsbereitschaft und Unterstützung der Zauber der Natur, wenn wir nur staunen können, vor der Mächtigkeit und Magie von Bergen und Seen dem Wogen des Meeres, die unglaubliche Kraft der Gezeiten Tiere in unserer nahen Umgebung, im Wald, auf den Wiesen, im Himmel, im Wasser, … Tiere in unserem Zuhause, wenn sie uns miauend, bellend oder zwitschern ihre Zuneigung zeigen Pflanzen, die in ihrer Pracht und bunten Fülle unsere Seele berühren Hoffnung und neues Leben … 2023 – ein Jahr voll mit Eindrücken, die wir nicht vergessen werde, mit Zauber, Energiefülle, Lachen und Weinen, Feiern und Abwarten, bunt bis in jede Faser und voller Vielfalt und purem Leben… 2024 – wir freuen uns auf dich! Birgit & Daniela

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Was sind soziale Kompetenzen?

Ist das Erlernen sozialer Kompetenzen in einer digitalisierten Welt überhaupt noch nötig? Neben all der künstlichen Intelligenz, den Chat Bots und Chat GBT, braucht es hier unsere soziale Intelligenz tatsächlich? Ein klares JA ist hier die Antwort. Selten zuvor war es so wichtig, sozial-emotionale Fähigkeiten zu entwickeln. In der heutigen, schnelllebigen Zeit, in der was gestern neu und „hip“ war morgen bereits alt, uncool und „out“ ist. Nur so können wir uns ein menschliches Fühlen, Denken und Handeln Erhalten, das auch Widerstand leisten kann gegen politische und soziale Ungerechtigkeiten, Ausgrenzung und Hass. Was genau versteht man unter sozialen Kompetenzen? Die sozialen Kompetenzen, in der Pädagogik häufig mit dem Begriff der Lebenskompetenzen gleichgestellt, beschreiben folgende Dimensionen: Selbstwahrnehmung bedeutet, wir wissen um unseren eigenen Charakter, erkennen unsere Vorlieben und Abneigungen ebenso wie unsere Stärken und Schwächen. Dies ist die Voraussetzung, um empathisch, also einfühlsam, unseren Mitmenschen  gegenüber treten zu können. Empathie ermöglicht uns, mit unserer Umwelt erfolgreich in Beziehung zu treten und mit unserer Umwelt zu kommunizieren. Selbstwahrnehmung hilft uns, stressauslösende Reize frühzeitig zu erkennen und mit der Aktivierung von Bewältigungsstrategien zu reagieren. Unter Selbstwirksamkeit versteht man die innere Überzeugung und Sicherheit, eine schwierige oder herausfordernde Situation aus eigener Kraft heraus gut meistern zu können. Beim Selbstkonzept entspringt die Bewertung der eigenen Person der subjektiven Wahrnehmung. Dieses vereint persönliche Eigenschaften, Fähigkeiten, Gefühle, Wertehaltung und Verhalten in der eigenen Persönlichkeit und beeinflusst die Entfaltung von anderen Kompetenzen. Grundlegendes Wissen über Stress, Stressauslöser und den Umgang mit negativen Gefühlen sind hier Voraussetzung, um mit altersadäquaten Strategien Entspannung herbeiführen zu können. Entspannungs- oder Atemtechniken zu trainieren kann ebenso wirksam sein, wie an den Ursachen der Stresssituationen zu arbeiten, um den Stresslevel zu reduzieren. Gelingende Kommunikation bedeutet, dass man sich verbal und nonverbal adäquat ausdrücken kann. Die Angemessenheit bezieht sich hier auf die direkte, aktuelle Situation ebenso wie auf das kulturelle und soziale Umfeld. Kommunikation beinhaltet den Ausdruck von Wünschen, Meinungen und Bedürfnissen ebenso, wie die Fähigkeit um Rat und Hilfe zu bitten. Ungelöste Probleme können oft zu Stress und somit zu gesundheitlichen Problemen und/oder negativen Gefühlen führen. Daher ist es sehr wichtig, Problemlösungsstrategien zu kennen und zu trainieren und einen konstruktiven Umgang mit Problemen zu üben. Probleme werden dabei analysiert, unterschiedliche Lösungswege angedacht und auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft. Kreative Denkprozesse ermöglichen dabei „Undenkbares“ anzudenken und somit neue Wege zu beschreiten. Beim kritischen Denken sollen sowohl eigene als auch andere Ideen durchleuchtet und hinterfragt werden. Weiters werden kurzfristige ebenso wie langfristige Konsequenzen bedacht. All diese sozialen Kompetenzen oder auch „soft skills“ erwerben und verfeinern wir im Laufe unseres Lebens. Erste und besonders wichtige Lernerfahrungen in den oben beschriebenen Lebenskompetenzbereichen machen wir natürlich in unserer Familie, dem Kindergarten, der Schule und allen anderen weiterführenden Bildungseinrichtungen, der Arbeitswelt, im Umfeld unserer Freunde und Freundinnen, … Durch verschiedene Lebensumstände haben wir manchmal nicht die Möglichkeit, unsere Kompetenzen zu vertiefen und unserem Lebensalter entsprechend zu entwickeln. Da kann es hilfreich sein, gezielt Unterstützung zu suchen und anzunehmen. Soziales Kompetenztraining Wir von Impulsraum Bildung bieten speziell für Jugendliche und Kinder Soziale Kompetenztrainings an. In Kleingruppen setzen wir uns mit verschiedenen lebensrelevanten Themen gemeinsam auseinander und trainieren dabei automatisch die nötigen „soft skills“. Wir freuen uns auf DICH! J

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Gefühlskarussell – Liebe

Steigen Sie ein, kommen Sie mit, verpassen Sie nicht die letzte Runde mit unserem Gefühlskarussell! Für die finale Fahrt haben wir uns das schönste aller Gefühle aufgehoben. Die Liebe! Heute schauen wir uns an, warum wir unsere Kinder so unendlich Lieben und warum wir manchmal aus Liebe Dinge tun, die unseren Kindern schaden. Es gibt wohl keine tiefere Liebe als die Liebe zum eigenen Kind. Man hält dieses Bündel Leben in den Armen und die Zeit scheint stehenzubleiben. Das Kind wächst heran, so vieles geschieht zum ersten Mal: Das erste Lächeln, das erste Mal durchschlafen, die ersten Weihnachten. Sicher ist es schön, wenn wir uns verlieben und Schmetterlinge im Bauch haben, doch das ist Nichts im Gegensatz zu diesem überwältigenden Feuerwerk an Endorphinen, die wir zu Beginn unserer Elternschaft spüren. Wir brauchen Liebe wie wir Luft zum Atmen brauchen Dieser hormonelle Überschuss ist evolutionär gut durchdacht. Auch wenn dieses Bündel Leben noch so viel schreit, nächtelang nicht durchschläft oder bis zum Hals vollgekackt ist, wir lieben es trotzdem. Wir gehen an unsere körperlichen und psychischen Grenzen und darüber hinaus, um dieses Leben zu versorgen, zu beschützen und seine Bedürfnisse zu stillen. Wir wissen, unser kleiner Schatz ist auf uns angewiesen. Ohne uns wäre er nicht überlebensfähig. Um gesund heranwachsen zu können müssen für das Kind nicht nur die körperlichen Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Schlaf und Sauberkeit erfüllt werden. Genauso wichtig, tatsächlich überlebenswichtig, ist die Zuneigung, die Liebe und die Kommunikation in den ersten Lebensjahren. Es gibt Grund zur Annahme, dass Kaiser Friedrich II im 13. Jahrhundert n.Chr. ein Experiment mit Neugeborenen durchführen ließ. Er veranlasste, dass Neugeborene den Müttern weggenommen wurden und von Ammen aufgezogen werden sollten. Sie sollten sie füttern und baden, aber ihnen auf keinen Fall Liebkosungen zukommen lassen oder mit ihnen sprechen. Das Experiment sollte ursprünglich zeigen, welches die ursprünglichste Sprache sei – griechisch oder hebräisch. Doch die Mangelnde Zuneigung und Liebe hatte zur Folge, dass alle Babys starben. Unvorstellbar und zum Glück mit den heutigen ethnischen Maßstäben nicht mehr vereinbar. Was wir aus Liebe tun Wächst das Kind heran, wird diese Bindung zum Kind oft auf die Probe gestellt. Doch diese Liebe veranlasst uns, so vieles auszuhalten, zu überstehen und ungeahnte Kräfte zu entwickeln. Das Bild der Löwenmama kennen wir alle. Doch diese unendliche Liebe hat auch eine Kehrseite und lässt uns manchmal nicht nur unvernünftige Entscheidungen treffen, sie bewirkt oft sogar, dass wir ein für unsere Kinder schädliches Verhalten an den Tag legen. Für die kindliche Entwicklung ist das Erlernen von Problemlösungs-Denken genauso wichtig, wie die Gewissheit, dass wir für sie da sind, wenn sie uns brauchen. Und genau diese Gradwanderung ist, so finde ich, fast das Schwierigste am Elternsein. Binde ich meinem Fünfjährigen die Schuhbänder, weil es dann schneller geht, oder lasse ich ihn kämpfen? Trage ich die Schultasche meiner Achtjährigen, oder bespreche ich mit ihr, wie man eine Schultasche packt? Entschuldige ich die vergessene Hausübung bei der Lehrkraft, oder kann mein Kind selbst die Verantwortung dafür übernehmen? Ich will alleine! „Hilf mir, es selbst zu tun.“, ist einer der berühmtesten Aussagen von Maria Montessori. Und es ist nicht nur die Problemlösung, die unsere Kinder lernen, sondern sie erleben das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Selbstwirksamkeit: Ich kann etwas bewirken, ich kann etwas verändern. Mia baut einen Turm aus Bausteinen. Am Anfang kann sie kaum drei vier Steine übereinander stapeln, doch mit der Zeit lernt sie etwas über Statik. Der Turm wird immer höher, bald schon höher als sie selbst. Unfassbar stolz steht sie vor dem übergroßen Turm und schmeißt ihn dann mit großer Freude wieder um. Es kracht, es poltert, Mia juchzt vor Freude. Mia hat nicht nur etwas über Statik gelernt, sondern auch über Geduld und über Schwerkraft, über versuchen, scheitern und wieder versuchen. Und am Ende schöpft sie aus dem Gelingen die Motivation für viele weiteren Versuche. Weil wir unsere Kinder lieben, lassen wir sie ihre Erfahrungen machen, unterstützen sie dabei, schauen ihnen mit ein bisschen Herzschmerz beim Scheitern zu und freuen uns, wenn sie wieder aufstehen und es noch einmal versuchen. Wir sind dabei an ihrer Seite, trösten sie und ermutigen sie. Das ist wahre Liebe.

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Gefühlskarussell – Glück

Glück an sich ist kein einzelnes Gefühl, sondern die Beschreibung eines Zustandes aus verschiedener Gefühle wie Freude, Zufriedenheit oder Wohlbefinden. Glück ist für jeden und jede etwas anderes. Wir Menschen sind permanent auf der Suche danach und es ist sprichwörtlich ein Vogerl, das nur schwer zu halten ist. Aristoteles meinte, dass sich unser ganzes Handeln auf unser persönliches Glück ausgerichtet ist. Der Stoizismus sieht in der Gelassenheit das Glück und Freud glaubte, dass ein Mensch schon bei Abwesenheit von Angst glücklich ist. Sehr vereinfacht dargestellt. Das Streben nach Glück Menschen streben nach Glück, seit sie zu reflexivem Denken fähig sind. Einmal in dem Zustand des Glücks angekommen, trauen wir uns kaum zu bewegen, da wir wissen, wie zerbrechlich die Momente des Glücks sind. Doch finden wir das Glück nur in den absolut perfekten Momenten? Verhindert das Streben nach Glück vielleicht sogar unsere Entwicklung? Was hat das alles mit Lernen zu tun? Immerhin ist des Menschen Glück so interessant, dass sich mit der Glücksforschung bzw. der positiven Psychologie in den letzten Jahrzehnten ein eigener Bereich entwickelt hat. Wir haben in den vergangenen Jahren viel darüber gelesen und gehört, dass Kinder nur lernen, wenn sie ihre Potentiale entfalten können, wenn sie glücklich und ausgeglichen sind. Da ist viel Wahres dran. Dennoch müssen wir etwas genauer hinschauen. Wie wir wissen, finden Lernen, Entfaltung und Wachstum nicht in der Komfortzone statt. Dazu müssen wir diese verlassen. Das ist nicht immer bequem und man könnte meinen, hier endet auch das Glück. Von der Komfortzone in die Wachstumszone Um in die Wachstumszone wechseln zu können, brauchen unsere Kinder ein stabiles Selbstbewusstsein. Sie brauchen eine gesunde Portion Optimismus, etwas schaffen zu können, was sie jetzt noch nicht können. Sie brauchen die Gewissheit in Sicherheit scheitern zu können, Fehler machen zu können. Fasziniert habe ich früher meine Kinder beobachtet, wie sie hoch konzentriert, losgelöst von Zeit und Raum in ihr Spiel vertieft waren. Dieses hohe Maß an Aufmerksamkeit für die eine Sache hat all ihre ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen an Geist und Emotionen aufgesaugt. Für die Außenwelt waren sie nicht mehr erreichbar. Dieses Flow Gefühl können auch wir Erwachsene erreichen, wenn wir uns voll und ganz auf etwas einlassen. Wie können wir diese Aufmerksamkeit für´s Lernen nutzen? Zum einen können wir Kinder nur dann erreichen, wenn wir ihre Emotionen erreichen. Das heißt, je näher die Lerninhalte an ihrer Lebenswelt und an ihren Interessen sind, desto besser können sie sich in die Thematik vertiefen. Flow und Wirksamkeit Zum anderen können wir von unseren Kindern nur dann Engagement erwarten, wenn sie ihre Wirksamkeit erleben dürfen. Sie müssen erleben, dass sie etwas bewegen können, dass ihre Existenz einen Unterschied macht. Vom Schuhe binden, über selbst die erste Palatschinke backen, bis zur Mithilfe im Garten, das Leben bietet genügend Möglichkeiten, Selbstwirksamkeit zu erleben. Es muss dabei nicht immer ein Produkt entstehen, manchmal kann es auch schön sein, den Turm aus Bauklötzen umzuwerfen und den so produzierten Krach zu genießen. Genauso lange wie wir Menschen nach dem Glück suchen, beschäftigt uns die Frage nach dem Sinn des Lebens. Lange bevor uns das bewusst wird, verspüren wir, dass wir Teil von etwas Größerem sein wollen, mehr als nur ICH. Ob wir Mitglied einer Familie sind, zu einem Sportclub, einer politischen Bewegung oder zu einer Religionsgemeinschaft dazugehören wollen, dieses Gefühl Teil von etwas zu sein, ist für uns essenziell. Mit Freuden Lernen Wenn unsere Kinder das Glück haben, Menschen um sich zu haben, denen sie wichtig sind, dann fällt ihnen der Wechsel in die Lern- oder Wachstumszone viel leichter. Sie haben keine Angst in die Panikzone zu kippen, da sie die Gewissheit haben, dass da jemand ist. Wir geben ihnen Tools ihre Resilienz Fähigkeit zu stärken oder bei aufkommender Unruhe Entspannungstechniken einzusetzen. Sie lernen die an sie gestellten Anforderungen so zu strukturieren, dass eben keine Panik aufkommt, dass sie selbstbewusst ihren Alltag organisieren. Sie erhalten einen Einblick in ihr Gehirn, damit sie verstehen, wie leichter lernen funktioniert. All das können sie in einem sicheren, entspannten Rahmen in unseren Workshops Lernen lernen erleben.

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Es geht wieder los!

Schulbeginn: der Zauber des Anfangs oder eine Neuauflage alter Sorgen und Ängste, alles ist drin, bei so einem Schulbeginn! Gleich mal vorweg: wir lassen Sie nicht alleine! Wir geben hier einen kurzen Überblick über das, was so alles mit Lernen, Hausübungen, Schulstress, … zusammenhängen kann. Wir geben Tipps und Informationen zu Lernstrategien – wohl wissend, dass es niemals nur „die eine Methode“ oder Technik/Übung/Therapie… geben wird, die jedem Kind oder Jugendlichen beim Lernen helfen kann. Lernen stellt sich so individuell dar, wie wir Menschen es halt auch sind: einmalig, unverwechselbar, unvergleichbar im Tempo, mit persönlichen Besonderheiten. Aus diesem Grund unterstützen wir gerne beim praktischen Tun und bei der Umsetzung der Theorie in die angewandte Praxis in unseren Lerntrainings und Workshops. Wir helfen dabei, die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind zu entlasten, da wir uns mit Gelassenheit und Zuversicht auf die Suche nach individuellen Lösungen für angespannte Lernsituationen machen. Zu Beginn klären wir die Situation, überlegen gemeinsam, was genau kann hilfreich sein: geht es um Lern- und Hausübungsthemen, Prüfungsangst oder sozial-emotionale Herausforderungen in der Klasse? Das selbstständige Erledigen von Hausübungen, Lernen und Lernblockaden Zuerst verschaffen wir uns einen Überblick über die alltäglichen Rahmenbedingungen für das Lernen zuhause: also wann wird wo, wie lange, mit wem gearbeitet? Gibt es störende Einflüsse von rundherum? Wenn ja, wie kann man am besten damit umgehen? In unserer Arbeit erforschen wir zuerst die Motive, Beweggründe und Bedürfnisse der einzelnen Personen in Bezug auf persönliche Lernerfahrungen und deren Lern-Alltag. Danach reflektieren wir gemeinsam… …was wirkt sich stärkend aus …was wirkt sich hemmend aus Anschließend unterstützen wir durch die Erarbeitung von: Im Anschluss wenden wir uns den unterschiedlichen Lernstrategien zu und finden heraus, wie Ihr Kind am besten lernen kann. Hier ein kleiner Einblick in die Welt der Lernstrategien Erstens sprechen wir von den kognitiven Lernstrategien. Diese bezeichnen wiederholendes(memorierendes), inhaltlich stark strukturiertes Lernen. Es wird dabei auf bereits Gelerntem aufgebaut, also inhaltlich verknüpfend(elaborierend) gedacht und gearbeitet. Zweitens gibt es die metakognitiven Lernstrategien. Diese haben als Grundlage das Planen, die Selbstkontrolle und die Selbstregulation. Drittens handelt es sich um ressourcenorientierte Lernstrategien. Bei diesen arbeitet man explizit mit den persönliche Ressourcen der Kinder und Jugendlichen. Gestaltungsmittel sind hier gemeinsames Lernen, Lernzeit und Lernumgebung. Die motivationsorientierten Lernstrategien helfen dabei, sich selber zum Lernen zu motivieren und sich gegebenenfalls dafür selbst zu belohnen. Abschließend sind noch die emotionsmotivierten Lernstrategien zu nennen. Diese zeichnen sich durch die Regulierung von Emotionen, Strategien vom Umgang mit Misserfolgen und Widerständen beim Lernen aus. Wir von Impulsraumbildung bieten individuelles Elterncoaching, vermitteln nachhaltig, wie gemeinsames Lernen erfolgreich sein kann und wie die Eigenverantwortlichkeit und die Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen langfristig gestärkt werden kann. Braucht es zusätzliche außerschulische Maßnahmen wie Therapieangebote, Entwicklungs- oder Lerndiagnostik? Auf Basis von Case Management Bildung arbeiten wir effektiv und vernetzt mit unterschiedlichen bildungsrelevanten Anbietern zusammen und entlasten so das Familiensystem Angebot modulares Lerntraining In unserem modular aufgebauten Lerntraining arbeiten wir mit Kindern und Jugendlichen in altersdifferenzierten Kleingruppen und geben individuell Unterstützung und Hilfestellung beim Lernen lernen. Wir wenden uns dabei in einem 5-Wochen-Rhythmus folgenden Lerntechnik-Schwerpunkten zu: In unserem modular, nicht aufeinander aufbauendem Lerntraining, vermitteln wir in Kleingruppen die unterschiedlichen Tools, um die individuellen Lernkompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu stärken und zu erweitern. Einstieg jederzeit möglich. Die wöchentlichen Lerntrainings starten nach den Herbstferien in der KW 45, und sind ab sofort online oder gerne via telefonischem Kontakt bei uns buchbar.

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Sommergedanken 3: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben…“ Diese Zeilen aus einem der bekanntesten Gedichte von Hermann Hesse („Stufen“, 1941) sind mittlerweile in unsere Alltagssprache eingegangen. Wie konnte das gelingen? Unser Leben ist geprägt von unzähligen Neuanfängen und Abschieden. Wie tröstlich und zugleich stärkend wirken da Hesses Worte, der uns beschreibt, wie schützend der Zauber alles Neuem für uns Menschen sein kann. Wir alle kennen die gute, hoffnungsfrohe Energie, den Mut, wenn wir uns voller Elan in eine neue Aufgabe stürzen. Jetzt, Anfang September, steht vielen Menschen ein Neuanfang bevor: ein neues Schuljahr startet, ein Schulwechsel steht vielleicht an, möglicherweise werden die ersten Schritte ins Arbeitsleben gegangen oder ein Studium wird begonnen. Wenn auch kein neues Kalenderjahr, so beginnt für viele von uns im Herbst ein neues Arbeitsjahr. Wir spüren einen Sommer, der sich verabschiedet. Für manche vielleicht ein Abschied von Unbeschwertheit und Leichtigkeit, für andere der Abschied von einfach viel zu heiße Tagen. Gerade nach diesem Sommer der Unwetter und Überschwemmungen verlangt es nun manchmal nach einem Neuanfang, wenn Verwüstungen durch Unwetterkatastrophen das eigenen Leben vollkommen auf den Kopf gestellt haben. Denn Neuanfänge und Abschiede sind nicht immer selbst gewählt. Manche werden uns vom Leben auferlegt, von außen an uns herangetragen, wie etwa Krankheit, Tod, Trennung, Jobverlust. Andere Neubeginne wählen wir selber: eine neue Beziehung, berufliche Umorientierung, einen neuen Wohnort, … Ein Neuanfang ist eine Zäsur im Leben, die den Alltag komplett verändert. Ob dieser Neubeginn nun selbst gewählt ist oder von außen an uns herangetragen wurde, Mut und Aufgeschlossenheit für das Neue benötigen wir auf jeden Fall, ebenso ein „starkes Herz“, um den Schmerz des Abschiedes von Altem und Vertrautem zu überwinden. So tut Hesses Gedicht unserer Seele gut, da es uns Zuversicht schenkt, Altes hinter uns zu lassen und mutig Neuem gegenüber zu treten. Viel Spaß beim Lesen von: Stufen Wie jede Blüte welkt und jede Jugenddem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,blüht jede Weisheit auch und jede Tugendzu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.Es muss das Herz bei jedem Lebensrufebereit zum Abschied sein und Neubeginne,um sich in Tapferkeit und ohne Trauernin andre, neue Bindungen zu geben.Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,an keinem wie an einer Heimat hängen,der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreiseund traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstundeuns neuen Räumen jung entgegen senden,des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! Hermann Hesse (1941)

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Gefühlskarusell

Gefühlskarussell – Scham

Scham ist das unangenehmste aller Gefühle. Wir versuchen sie zu vermeiden, wann auch immer es nur geht. Es ist das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, fehl am Platz zu sein oder nicht dazuzugehören. Scham löst starke körperliche Reaktionen wie erröten aus. Sprichwörtlich möchte man „im Boden versinken“, wenn man sich schämt. Entwicklung der Scham Schamgefühl entwickelt sich rund um den dritten Geburtstag. Studien konnten nicht nachweisen, dass sich Mädchen häufiger oder früher schämen als Buben. Scham entwickelt sich jedoch individuell verschieden, je nach kultureller Zugehörigkeit und Geschlechtsidentität. Durch Erziehung und Bildung wird Scham transgenerational weitergegeben. Anfänglich entwickelt sich die sogenannte Selbstscham. Kinder möchten nicht mehr ungefragt an allen Körperstellen berührt werden, möchten alleine zur Toilette gehen oder ziehen sich zurück, wenn sie in die Windel machen. Sie möchten nicht mehr, dass ihnen beim Anziehen geholfen wird. Fremden gegenüber zeigen sie sich vermehrt schüchtern. Wenn Kinder lernen, sich auch in andere Menschen hineinzuversetzen, entsteht situative Scham. Sie schämen sich, wenn sie etwas sehen oder miterleben, was ihnen unangenehm ist. So kann es plötzlich peinlich sein, wenn sich die Eltern küssen oder wenn sie ins Badezimmer gehen und ein Familienmitglied nackt sehen. An der Reaktion des Umfeldes lernt ein Kind zu erkennen, ob eine Situation angemessen oder unangemessen ist. Im familiären Umfeld lernen Kinder, was wann angemessen oder unangemessen ist. So kann es im engen Familienkreis toleriert werden, wenn man in Unterwäsche durchs Haus geht. Wenn jedoch Besuch im Haus ist, wird dies als unpassend vermittelt. Eltern sollten hier Einigkeit zeigen und Unterschiede mit dem Kind besprechen. Scham, Schuld und Schande Scham, Schuld und Schande werden häufig gleichgesetzt und missverständlich verwendet. Scham ist ein gesundes Gefühl, wenn man so will ein Seismograf, der uns anzeigt, in welche Richtung wir uns moralisch entwickeln. Ein Kind, das etwas stielt und dabei erwischt wird, kann Scham empfinden. Es kann nun daraus lernen, dass Diebstahl nicht richtig ist und so diese Erkenntnis zur eigenen moralischen Entwicklung nutzen. Schuld ist explizit auf eine falsche Tat bezogen und kann wie finanzielle Schuld wieder ausgeglichen werden. Das Kind kann das gestohlene Gut wieder zurückgeben und vielleicht dazu eine Wiedergutmachung anbieten. Schande hingegen ist ein Makel, der nur durch die Wiederherstellung der Ehre ausgeglichen werden kann. Dies geschieht in den unterschiedlichen Kulturen jeweils auf unterschiedliche aber meist grausame Art und Weise. Beschämung ist die ungesunde Schwester der Scham. Beschämung findet immer von außen statt. Beschämung ist ein Machtinstrument und kann traumatisierend wirken. Wenn Beschämung überwältigend ist, kann sie uns wie ein Schock überflutet. Körperlich treten dieselben Reaktionen auf: Unser Gehirn schaltet auf Notbetrieb um und wir können nur mehr kämpfen, fliehen oder erstarren. „Was ist dir das Menschlichste? Dir Scham zu ersparen.“  – meinte einst Friedrich Nietzsche. Hier kann ich ihm nicht uneingeschränkt zustimmen. Man kann keinem Menschen Scham ersparen. Es ist auch gar nicht notwendig, da Scham enorme Entwicklungsimpulse setzten kann. Wir lernen aus unseren Fehlern. Dazu gehört auch, die daraus resultierenden unangenehmen Gefühle auszuhalten und erfolgreich zu überwinden. Nur dann wenn ich aus dieser unangenehmen Erfahrung Wissen generiere, habe ich tatsächlich gelernt. Wir sind jedoch dazu verpflichtet unsere Kinder nicht zu beschämen. Damit würden wir nämlich das Gegenteil bewirken. Sie entwickeln Angst vor Fehlern, Angst etwas falsch zu machen, sich fehl am Platz zu fühlen, sich falsch zu fühlen. Diese Angst verhindert eine gesunde Entwicklung. Die Schamforschung unterscheidet vier wesentliche Auslöser für Scham. Schauen wir uns diese einzeln an und erforschen wir gemeinsam den schmalen Pfad zwischen Beschämung und der Nutzung des Entwicklungsimpulses, der eine Situation bietet. Ich möchte geachtet werden, auch wenn ich Fehler mache. Eines unserer Grundbedürfnisse ist Anerkennung. Wir wollen gesehen werden und Wertschätzung erfahren. Bei Kindern, die vor allem in einer sehr frühen Lebensphase keine Nähe und Beachtung erfahren haben, weil ihre Eltern vielleicht nicht dazu in der Lage waren oder pathogene Erziehungspraktiken angewandt haben, konnte nachgewiesen werden, dass das Wachstum bestimmter Gehirnregionen gehemmt wurde. Menschen Anerkennung zu verweigern ist ein altes Machtinstrument. Einem Menschen Scham zu ersparen bedeutet, ihn anzuerkennen, ihn zu sehen, auch wenn er Fehler macht. Das bedeutet nicht, jede Regung übermäßig und unkritisch fantastisch zu finden. Leider wird der Entzug von Anerkennung in der Erziehung oft als Machtmittel eingesetzt. Dabei verspielt die Bezugsperson genau in diesem Moment das Entwicklungspotential der Situation. Kommen wir noch einmal auf das Kind zurück, das etwas gestohlen hat. Wird das Kind durch Missachtung bestraft, wird es in der Situation alleine gelassen. Es wird nicht in der Lage sein, daraus zu lernen. Möglicherweise wird es sich selbst als Opfer sehen und weitere Taten begehen, um endlich Anerkennung zu erlangen. Vielleicht erlangt das Kind von den falschen Menschen Anerkennung, weil es gestohlen hat. Geht man aber in den Dialog mit dem Kind, so kann sich das Kind die Erkenntnis erlangen, das stehlen falsch ist. Es kann sich entschuldigen und eine Wiedergutmachung anstreben. Die Würde des Kindes bleibt erhalten, die Beziehung wird nicht verletzt. „Gib dem Onkel ein Küsschen!“ Wenn körperliche oder seelische Grenzen verletzt werden, verspüren wir ein hohes Maß an Schamgefühl. Wenn öffentlich wird, was privat wird, wenn man in verletzlichen Situationen schutzlos ausgeliefert ist. Hierzu würden mit unzählige Beispiele einfallen. Die unzumutbaren Zustände in der Pflege, die sexistischen Übergriffe in Sport oder Politik, der Machtmissbrauch in vielen Unternehmen, um nur einige zu nennen. Wie werden Kinder aufgrund von Grenzverletzungen beschämt? In der Familie sind wir verpflichtet, Kindern einen geschützten Raum zu bieten und ihre Privatsphäre zu wahren. Das beginnt damit, dass wir Kinder nicht ungefragt an allen Körperstellen berühren, wir wahren ihre Grenzen und ihr Bedürfnis nach Rückzug. Wir unterstützen unsere Kinder, wenn sie lernen „Nein“ zu sagen. Missachten wir diese Grenzen, so lernt das Kind, dass es nicht wichtig ist, Grenzen anderer zu achten. Oder noch schlimmer, es lernt, nicht auf die eigenen Grenzen zu achten. So wird es ein leichtes Opfer für Missbrauch und Gewalt. Dazugehören – Um jeden Preis? Evolutionsbiologisch war es für Menschen immer wichtig, zu einer Gruppe dazuzugehören. Wir waren nie Einzelgänger, wir waren immer aufeinander angewiesen, nur so konnten wir überleben. Daher ist Zugehörigkeit eines unserer wesentlichen

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Gefühlskarussell – Trauer

Trauer empfinden wir dann, wenn wir etwas verlieren. Es kann der Verlust eines Arbeitsplatzes sein, der Abschied nach der gemeinsamen Schulzeit oder auch das Ende einer Beziehung. Besonders starke Trauer spüren wir nach dem Tod eines geliebten Menschen. Dabei betrauern wir den Verlust der gemeinsamen Zukunft mit diesen Menschen. Meine erste intensive Erinnerung an Trauer war als mein Großvater starb. Ich war zehn Jahre alt. Es ging ihm seit einigen Wochen nicht besonders gut und ich war dabei, als er von einem Krankenwagen abgeholt wurde. Ich wollte ihn zum Abschied umarmen. „Das nächste Mal, wenn es mir wieder besser geht.“, meinte er und die Sanitäter schoben die Trage in den Krankenwagen. Eine Woche später läutete um zwei Uhr nachts das Telefon. Er war gestorben. Zur Beerdigung durften wir Kinder nicht mit. Erst einige Wochen später besuchten wir sein Grab mit dem Holzkreuz. Geredet wurde nicht viel. Ich spürte die Trauer meiner Mutter und meiner Großmutter, doch jedes Mal, wenn wir Kinder uns ihnen zuwandten, trockneten sie ihre Tränen und versuchten zu lächeln. Der Tod und das Leben Seit vielen Jahrtausenden gestaltet der Mensch den Abschied der Verstorbenen. In allen Kulturen und Religionen finden sich feste Bräuche zu Sterben und Tod. Sie helfen uns durch die Trauer, wenn wir den Boden unter den Füßen verlieren. Durch die aufgeklärte Welt und die Entfernung von Religionen haben wir jedoch ein Stück weit diese Rituale und damit diesen Halt verloren. Beim Tod eines nahen Angehörigen bekommt man 3-4 Tage Sonderurlaub, um die Angelegenheiten rund um die Beerdigung abzuwickeln. Danach hat man zu funktionieren. Wer länger Zeit braucht muss sich krankschreiben lassen. Man erhält Kondolenzkarten, sollte aber möglichst niemanden mit seiner Trauer belästigen. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts war der Tod im Alltag viel gegenwärtiger. Die Erinnerungen an die Weltkriege waren frisch. Jede Familie hatte mindestens einen geliebten Menschen verloren. Die Kindersterblichkeit war noch höher und man starb an Krankheiten, die heute leicht zu heilen sind. Der Tod wurde weniger als Einzelschicksal, sondern mehr als Teil des Lebens wahrgenommen. Heute verdrängen wir den Tod immer mehr aus unserem Leben und lassen ihn doch täglich medial in unsere Wohnzimmer. Durch Krimis, Videospiele und die grausamsten Nachrichten haben wir den Tod permanent vor Augen und doch berührt uns dieser Tod nicht. Sterbende Menschen werden in Heime und Krankenhäuser verbannt. Wie lernen Kinder mit Trauer umzugehen? Wie bei allen Gefühlen sind wir die Vorbilder für unsere Kinder. Verdrängen wir Trauer, sprechen nicht darüber, schließen Kinder davon aus, so lernen sie nicht damit umzugehen. Wir denken, so können wir unsere Kinder davor schützen. Doch in Wirklichkeit lassen wir sie mit ihrer Trauer alleine. Auch daher gesagte Floskeln wie: „Seit nicht traurig.“ oder „Die Zeit heilt alle Wunden.“ sind nicht hilfreich. Erleben wir Tod und Trauer in der Familie, sollten wir dem Alter der Kinder entsprechend damit umgehen. Anstatt dieses Gefühl zu verharmlosen, durch gekünstelte Fröhlichkeit zu überspielen oder durch Ablenkungsversuche zu betäuben, sollten wir gemeinsam mit unseren Kindern dieses Gefühl wahrnehmen und benennen: „Ich bin traurig, weil Opa gestorben ist.“ Ich persönlich finde Ausdrücke wie „Opa ist eingeschlafen.“ Oder „Opa ist von uns gegangen.“ eher unpassend. Es kann sein, dass Ihr Kind dann denkt, dass es auch im Schlaf sterben kann oder die Folgefrage auftaucht: „Wohin ist Opa denn gegangen?“ Wenn ihr Kind sagt, dass es traurig ist, können Sie mit Fragen wie „Wo spürst du diese Traurigkeit?“, „Hat deine Traurigkeit eine Farbe?“ Trauer etwas „begreifbarer“ machen. Auch andere Gefühle, die in Zeiten der Trauer auftauchen, sollte man benennen. Lassen wir Trauer zu, ermöglicht es uns zu spüren, dass diese Traurigkeit nachlassen kann. Auch dieses Nachlassen können wir gemeinsam bewusst erleben. Das gibt uns beim nächsten Mal die Gewissheit, dass wir dieses Gefühl aushalten können und dass es wieder leichter werden wird. Was sagt die Wissenschaft? Wer sich mit Tod und Trauer zu beschäftigen beginnt, kommt nicht um den Namen Elisabeth Kübler-Ross herum. In den 70er Jahren hat die Psychologin die „Fünf Phasen der Trauer“ entwickelt. Sie griff eine Idee Sigmund Freuds auf, wonach man durch „Trauerarbeit“ und einer systematischen Behandlung von Trauersymptomen Trauer rasch überwinden kann. Je schneller, desto besser. Wer zu lange trauere, dem wurde krankhafte Trauer attestiert. Vor etwa 30 Jahren schlug die Wissenschaft andere Wege ein. Die neueren Trauermodelle beschäftigen sich auf der einen Seite mit der Verarbeitung des Verlustes, dem Abschied nehmen, dem nach innen gerichteten Gefühlen, der Verleugnung und auf der anderen Seite mit der Neuausrichtung, der Orientierung in einem Leben ohne der verstorbenen Person und der Akzeptanz. Dabei geht es nicht mehr darum in vorgegebener Reihenfolge bestimmte Phasen zu durchlaufen, sondern mehr um ein Hin- und Herpendeln zwischen Phasen der tiefen Trauer und ihren Begleiterscheinungen und den dem neuen Leben zugewandten Phasen von Normalität bis Freude. Ein neunjähriges Mädchen, dessen kleiner Bruder vor einigen Monaten verstoreben war, berichtete mir in meiner Praxis: „Ich bin so gerne mit Julia befreundet, denn sie versteht mich. Auch ihr kleiner Bruder ist gestorben und sie weiß, dass man manchmal ganz traurig ist aber dann auch wieder ganz glücklich sein kann.“ Was beeinflusst, wie wir trauern? Wie nahe stand uns die verstorbene Person? Unter welchen Umständen ist sie gestorben? Wie alt war sie? Wie haben wir Tod und Trauer in unserer Familie erlebt? Wie sehr war sie mit meiner Lebenswelt verbunden? Diese und viele andere Fragen beeinflussen unsere Trauer. So kann uns der Tod eines Sportidols genauso zu Tränen rühren, wie der Unfalltod eines Teenagers, den wir kaum kannten. Was wir persönlich als hilfreich empfinden, können wir als Trauernde nur selbst beantworten. Wichtig zu wissen ist, dass bei Trauer keine Rezepte helfen und dass es keine zeitliche Abfolge der Verarbeitung gibt. Als mein Vater in einem Pflegeheim war, spazierte meine Mutter ein bis zwei Mal täglich dahin, um ihn zu besuchen. Es war jeweils ein Spaziergang von etwa 20 Minuten. Als er starb spazierte sie für einige Wochen weiterhin täglich diesen Weg. Jedes Jahr zu seinem Geburtstag treffen wir uns an seinem Grab und gehen hinterher gemeinsam ein Bier trinken. Durch solche Rituale fühlen wir

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Sommergedanken 2: Affirmationen und IFirmationen

„Ich bin glücklich“, „ich bin reich“, „ich bin schön“… …und wenn ich das oft genug sage, stimmt´s? Geht das wirklich so einfach, nur regelmäßig vorsagen, und alle Wünsche gehen in Erfüllung? Ist das nicht total unglaubwürdig oder handelt es sich hier gar um eine gefährliche Manipulationsstrategie? Von was rede ich da eigentlich? Meine Sommergedanken drehen sich heute um Affirmationen. Was Affirmationen sind, warum es Sinn machen kann, sie anzuwenden, oder ob sie nicht einfach lächerlich oder gar gefährlich und manipulativ sind, diesen Fragen möchte ich heute nachgehen. Was also sind Affirmationen? Der Begriff Affirmation kommt aus dem Lateinischen für Bejahung, Versicherung. Affirmationen sind bewusst positiv formulierte Gedanken, um einer Aussage, einer Situation oder einer Handlung eine positive Zuordnung zu geben. Sie dienen dazu, das Unterbewusstsein mit neuen Informationen zu versorgen. Festgefahrene und entmutigende Gedanken-, Gefühls- und Handlungsmuster sollen durch befreiende, positive und inspirierende ersetzt werden. Dahinter steht die Annahme, dass unsere Gedanken nicht nur unser Handeln und Fühlen beeinflussen, sondern auch biologische und chemische Vorgänge in unserem Körper steuern. Jeder Mensch trägt unbewusste oder bewusste Glaubenssätze in sich. Diese werden meist so früh im Leben geprägt, dass sie für uns selbstverständlich geworden sind und uns aus dem Unbewusstsein heraus in unserem alltäglichen Tun und Denken beeinflussen. Glaubenssätze sind unsere persönlichen „Wahrheiten“ und spiegeln unsere Wahrnehmung von uns selbst und der Welt wider. Geprägt sind diese von unseren Erlebnissen und Erfahrungen oder von anderen Menschen. Sie dienen dazu, dass wir die Welt als überschaubarer und kontrollierbarer wahrnehmen und finden sich in allen Lebensbereichen wieder. Affirmation hat viel mit Visualisierung zu tun. Dadurch, dass ein Ziel in Gedanken formuliert wird, kann es besser vor Augen geführt werden, es wirkt dadurch greifbarer. Der Glaube daran, gesetzte Ziele verwirklichen zu können, wird gestärkt. Wie kann das funktionieren? Unser Kopf ist niemals leer. Täglich sausen durchschnittlich 50.000 Gedanken durch unseren Denkapparat. Viele davon sind an uns selbst gerichtet: optimistisch, kritisch, demütigend, ermutigend, zweifelnd, bestärkend, beschuldigend oder auch befreiend. Sprunghaft kreisen sie um unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Unsere Persönlichkeit, welche durch die verschiedensten Einflüsse unserer Kindheit geprägt wurde, steht für Ansichten und Überzeugungen, die wir in unserem Leben erworben haben. Diese münden in meist unbewusste Gedanken und Glaubenssätzen und beeinflussen dadurch stetig unser Leben. Tatsächlich stimmen diese Glaubensätze und Gedanken nicht immer mit der Wirklichkeit überein. Den kindlichen Erfahrungen, denen viele dieser Glaubenssätze zugrunde liegen, stammen von einer kindlich-unerfahrenen Interpretation der Umwelt. Dennoch prägen und bewerten sie unsere Gedanken, Gefühle und unser Verhalten maßgeblich. Als erwachsene Menschen können wir uns bewusst und sachlich mit unseren Glaubenssätzen auseinandersetzen und den einen oder anderen verwerfen und durch angemessene ersetzen. Mit Hilfe von Affirmationen ist es also möglich, innere Blockaden und antrainierte, anerzogenen Beschränkungen aufzuheben. Affirmationen im Alltag anwenden Affirmationensind demnach ein psychologisches Werkzeug, um eigene Gedanken und eigenes Verhalten auf positiv formulierte Ziele hin zu verändern. Über einen längeren Zeitraum werden, auf das eigene Leben abgestimmte Formulierungen ausgewählt und ritualisiert wiederholt ausgesprochen oder zB. in ein Tagebuch geschrieben. Die drei Säulen, auf denen Affirmationen ruhen sollten, sind: Wie gehe ich also am besten vor? (z. B.: wenn der Glaubenssatz „nur harte Arbeit zählt“ erlernt wurde, kann die Formulierung ‚Erfolg kann ich auch leicht erreichen‘, Entlastung bringen.) Affirmationen kann man laut aussprechen oder sich nur denken, denn Gedanken sind der Schlüssel, um sich das eigene Wohlbefinden zu „erlauben“. Am einfachsten können Affirmationen in tägliche Morgen- oder Abendrituale, z. B. beim Zähneputzen, in den Alltag integriert werden. Da man hier ohnehin vor einem Spiegel steht eignen sich diese Situationen, um zu sich selbst zu sprechen, sich in die Augen zu sehen und die persönliche Affirmation zu denken oder zu sprechen. Es finden sich zahlreiche Bücher und websites im Internet, die „fertige“ Affirmationen anbieten. Um eigenen, positive Formulierungen zu finden, ist es wichtig, folgendes dabei zu beachten: Unglaubwürdig… Manchmal jedoch fühlen sich Affirmationen nicht stimmig oder unglaubwürdig an. Von der eigenen inneren Stimme wird man praktisch ausgelacht, sie sagt „glaub ich dir nicht“. In diesem Fall hilft es, sich IFIRMATIONEN vorzusagen. Was sind IFirmationen? Bei IFirmationen, abgeleitet von dem englischen Wort „IF“, also „WENN, FALLS“, handelt es sich, laut der Psychotherapeutin und Podcasterin Franca Cerrutti, um „Was ist, WENN doch“-Formulierungen. Diese Formulierung „was ist, wenn doch…“, kann helfen, wenn die innere kritische Stimme sehr stark ist und die eigenen Affirmationen „verspottet“ und nicht ernst nimmt. Beispielweise könnte die innere Stimme die Affirmation „ich bin kompetent“/ „ich bin gut genug“ passend zum Glaubenssatz „ich bin zu dumm“, verspotten. Um das Selbstwertgefühl zu stärken und den inneren Kritiker zum Schweigen zu bringen könnte die IFirmation „was ist, wenn ich doch gut genug bin?“, „was ist, wenn ich doch liebenswert bin, genauso wie ich bin?“ hilfreich sein. Die IFirmation hilft dabei, der inneren kritischen Stimme die Macht zu nehmen, indem man die Möglichkeit benennt, DOCH gut/schön/kompetent/erfolgreich genug, … sein KÖNNTE. Dies entmachtet automatisch die eigenen kritischen Anteile und fühlt sich dadurch viel glaubwürdiger an. Viel Spaß beim Ausprobieren! 😉

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Gefühlskarussell – Wut

„Ich koche vor Wut!“ – „… dann rastet er komplett aus.“ – „… dann ist sie von Null auf Hundert in wenigen Sekunden.“ Schon die Wörter in diesen Redewendungen beschreiben, was in uns vorgeht, wenn uns die Wut packt. Und auch diese Aussage „mich packt die Wut“ lässt die scheinbare Ohnmacht erahnen, die uns in so einer Situation zu beherrschen scheint. Doch ist es wirklich Ohnmacht? Können wir gar nichts tun, wenn wir wütend werden? Wie geht es unseren Kindern, wenn sie wütend werden? Darf ich wütend sein? Gesellschaftlich ist Wut wenig akzeptiert und wenn, dann eher bei Männern als bei Frauen. Wenn ein Mann seiner Wut freien Lauf lässt, gilt er eher als leidenschaftlich. Eine wütende Frau wird schnell als hysterisch abgestempelt. Das manifestiert sich schon im Kindesalter. Bei Buben toleriert man Wutausbrüche wesentlich öfter als bei Mädchen. Dies soll kein Artikel über genderneutrale Erziehung werden, daher werde ich noch ein paar Schritte zurückgehen. Jede und jeder von uns hat schon Wut verspürt und vermutlich auch schon den einen oder anderen Wutausbruch selbst erlebt. Was aber passiert in uns, wenn wir wütend werden? Warum eskalieren manche Menschen schneller und was können wir dagegen tun? Wut ist ein Gefühl, das in uns entsteht wie Trauer oder Angst. Der Umgang mit unseren Gefühlen will genauso gelernt sein, wie viele andere unserer Fähigkeiten. Gefühle erkennen, benennen können und angemessen darauf zu reagieren. Das heißt, wir müssen darüber reden und uns selbst aus einer anderen Perspektive betrachten lernen. Das funktioniert allerdings nur, wenn wir nicht gerade in dieser Emotion stecken. Selten fühlen wir nur ein Gefühl, meist ist es ein Zusammenspiel mehrerer Gefühle und wir springen zwischen den Gefühlen hin und her. Die Übergänge sind fließend. Gefühle und Bedürfnisse sind eng miteinander verknüpft Dazu kommt, dass unsere Gefühle stark mit unseren Bedürfnissen zusammenhängen. Ich weiß zum Beispiel, dass ich besonders dünnhäutig werde, wenn ich müde oder hungrig bin. Das heißt, wenn eines oder mehrere meiner physischen Grundbedürfnisse zu lange unbeachtet bleiben. Dann kann es schon sein, dass ich auf Belangloses gereizt reagiere. Manchmal sind es auch wirklich banale Dinge, die sich dann als wahre Wut Trigger herausstellen. Bei Kinder sind das besonders Erfahrungen wie Ablehnung, entgegengebrachtes Unverständnis oder nicht erfüllte Erwartungen, die das Gefühl von Wut auslösen. Manche Kinder reagieren mit Trauer. Sie weinen, erzählen schluchzend was sie verletzt hat, und man kann sie trösten. Reagiert ein Kind aber mit Wut und schleudert verärgert ein Spielzeug durch den Raum, kann es weniger mit unserer Unterstützung rechnen. Wenn Wut in aggressives Verhalten umschlägt, erfährt das Kind häufig noch mehr Ablehnung oder Unverständnis. Die Abwärtsspirale beginnt sich zu drehen. Wie aber kann man diese Spirale durchbrechen oder verhindern, dass es so weit kommt? Die Energie, die durch Wut freigesetzt wird, ist an sich wichtig. Sie bringt und ins Handeln. Wir möchten etwas an der Situation ändern. Erst wenn wir merken, dass unsere Bemühungen nicht zielführend sind, steigt die Frustration. Natürlich wissen wir, dass zum Beispiel unser Fluchen im Auto den Lenker vor uns nicht schneller macht, doch erhoffen wir uns emotionale Entlastung, wenn wir laut werden und auf unser Lenkrad boxen. Ein Kind kann dies in einer belastenden Situation nicht analysieren. Daher müssen wir aufmerksam sein und den Augenblick erkennen, bevor die Frustration zu groß wird. Es ist wichtig, dem Kind zu signalisieren: Ich bin für dich da. Du bist mir wichtig. Ich helfe dir, durch eigene Kraft aus der Situation herauszukommen. Haltung und Handlungskompetenz Durch diese Haltung lernt das Kind die eigene Frustrationstoleranz zu steigern und die Energie der Wut produktiv umzusetzen. Es hat sich als kontraproduktiv herausgestellt, wenn man wütenden Kindern (aber auch Erwachsenen) die Möglichkeit gibt, sich abzureagieren. Schreien, wütend auf einen Boxsack einschlage usw. erschöpfen das Kind zwar körperlich, es ändert aber nichts am Umgang mit Wut und Frustration. Welche Handlungsalternativen gibt es? Man kann schon sehr früh damit beginnen, über Gefühle zu sprechen und Kindern helfen, die Signale des Körpers zu erkennen und zu benennen. Was passiert in deinem Körper, wenn du dich freust? Wie verändert sich dein Gesicht? Wo spürst du die Freude noch? Usw. Genauso können wir mit den anderen Basisemotionen wie Angst, Trauer, Wut und Scham verfahren. Dazu bieten sich neben Gesprächen auch Rollenspiele oder Spiele mit Handpuppen an. Außerdem kann man den Kindern auch helfen zu erkennen, auf welche Wut Trigger sie besonders stark reagieren. „Wenn die Lehrerin meinen Namen falsch ausspricht.“ oder „Wenn mein Banknachbar ungefragt meine Stifte nimmt.“ Wut ist stark und hilfreich für Veränderung Eine Abstufung anhand einer Wut Skala kann dem Kind auch helfen, mit dem Gefühl umgehen zu lernen. Angelehnt an die Metapher „… von Null auf Hundert …“ könnte man eine Skala von Null bis Hundert nutzen, um im Gespräch mit dem Kind die verschiedenen Situationen zu klassifizieren. Und man kann anhand dieser Skala auch Strategien entwickeln, aus der Wut rauszukommen. Bis zu welchem Punkt kann man noch vernünftig reden? Ab wann braucht man erst Abstand, um abzukühlen? Wut ist ein wichtiges und starkes Gefühl. Sie zu unterdrücken hilft uns nicht. Die Kraft der Wut sinnvoll zu nutzen, um Änderungen zu erwirken, so können wir die Wut zu einem hilfreichen Gefühl machen.

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Sommergedanken 1: Vom Müssen, Können, Dürfen

Ich sollte morgens geschwind vor der Arbeit noch 20 Minuten Yoga machen, davor müsste ich ganz schnell noch die Waschmaschine einschalten, um die Zeit optimal zu nützen, anschließend muss ich in die Arbeit und danach sollte der Hund möglichst schnell Gassi gehen. Ah ja, einkaufen und staubsaugen muss ich auch noch (schnell), geht ja eh flott… Und abends noch eine Runde Sport, fotografisch festgehalten und likebar auf Snapchat und Insta,… Wem kommt das bekannt vor? Unser Alltag ist oft ganz stark geprägt vom MÜSSEN und SOLLEN. Bleibt hier unser KÖNNEN und vor allem unser WOLLEN nicht völlig auf der Strecke? Wieso lassen wir uns drängen und hetzen, von all den Dingen, die es zu erledigen gibt, bzw. von denen wir glauben, sie erledigen zu müssen? Weshalb geben wir der Stimme in unserem Kopf, die ja „nur unser Bestes will“, die uns unermüdlich auf die Nase bindet „vergib keine Chance in deinem Leben, du hast nur das eine“ und uns zur Selbstoptimierung drängt, so viel Macht? Denn solange ich MUSS und SOLL, ist egal was ich WILL. Solange ich muss, muss ich endlich mal etwas nicht: WOLLEN. Denn Wollen ist unbequem. Ehrlich. Authentisch. Wollen kommt von mir. Und nur von mir. Es zeigt wer ich bin, wer ich sein möchte, mein Innerstes. Vergessen wir vor lauter verkopftem und irrationalem MÜSSEN und SOLLEN die andere Seite in uns? Blenden wir bei diesem inneren Konflikt die Intuition und die Leidenschaft die wir spüren, wenn wir etwas machen oder erleben DÜRFEN oder WOLLEN, einfach aus? Tja, wahrscheinlich findet sich so schnell keine allgemein gültige Antwort auf diese Fragen. Möglicherweise darf sich jeder Mensch sein persönliches Bild vom eigenen Leben kreieren – wenn er WILL… 😉 Bereits der griechische Philosoph Platon hat sich vor über 200 Jahren mit der Frage des inneren Konflikts zwischen MÜSSEN und WOLLEN beschäftigt. Er hat zur Erklärung dieser inneren Zerrissenheit die Metapher eines Streitwagens mit zwei Pferden gewählt. Das eine Pferd stellt die Leidenschaft, den inneren Drang, dar. Das andere Pferd symbolisiert die Ratio, den moralischen Verstand. Platons Erkenntnis bestand darin, wahrzunehmen, dass wir oft von dem, was wir tun müssen oder sollen, also von dem rationalen Pferd in die eine Richtung gezogen werden. Das leidenschaftlichen Pferd hingegen, also unser Wollen und unser innerer Drang, lenkt uns in die andere Richtung. Als „Wagenlenker unseres Lebens“ haben wir nun die Aufgabe, beide Pferde so zu zähmen und anzuleiten, dass sie uns gemeinsam dorthin führen, wo wir hinfahren wollen. Abschließend noch ein paar Gedanken für den Sommer, die ich noch unbedingt mitgeben möchte: Für wen lebe ich mein Leben? Will ich müssen, weil mir mein echtes Wollen zu viel Angst macht? Und was täte ich, wenn mein Leben nur mir gehörte? Was will ich wirklich? Schöne Sommertage… 🙂

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Gefühlskarussell – Gute Gefühle

Kennen Sie dieses Lämpchen beim Geschirrspüler, das Sie auffordert, Regeneriersalz nachzufüllen? Sie können dieses Lämpchen getrost einige Tage ignorieren. Tun Sie dies zu lange, beginnt das Geschirr trüb zu werden, der Geschirrspüler wäscht nicht mehr richtig und früher oder später geht die Maschine kaputt. Solche oder ähnliche Lämpchen gibt es viele: Die Kaffeemaschine zeigt an, wann sie entkalkt werden will, Ihr Auto erinnert Sie an den notwendigen Ölwechsel. Bei der Benzinanzeige sollte man nicht allzu lange warten und bei machen Lämpchen sollte man den Motor besser sofort ausmachen. Genau wie viele Maschinen Warnsignale senden, sendet auch unser Köper Signale – unsere Gefühle. Sie sind nichts anderes wie Signale oder Zeichen, die uns Hinweise geben wollen. Doch oft übersehen wir diese Signale. Wir blenden sie aus und schauen weg. Wenn wir zum Beispiel schon in der Früh müde sind und diese Müdigkeit auch tagsüber nicht vergeht, wenn wir uns schon seit Monaten zur Arbeit schleppen und wir vor lauter Erschöpfung keinen klaren Gedanken mehr fassen können, dann sollten wir überlegen, was uns unser Körper sagen möchte. Angenehme und unangenehme Gefühle Für Gefühle gibt es keine klare Definition. Manche sprechen von fünf oder sieben Basisgefühlen, manche von guten oder schlechten Gefühlen. Ich bevorzuge eher den Ausdruck angenehmer und unangenehmer Gefühle. Tatsache ist, dass Gefühle ein Phänomen sind, die unseren Körper und unsere Psyche gleichermaßen betreffen. Nicht umsonst gibt es unzählige Ausdrücke, die diese Verbindung beschreiben: Ich werde starr vor Angst, bekomme Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen vor Sorgen, wir können blind vor Liebe werden oder Schmetterlinge im Bauch haben. Diese körperlichen Reaktionen kann man heute schon mit bildgebenden Untersuchungsmethoden sichtbar. Nein, es sind nicht wirklich Schmetterlinge auf dem Röntgenbild zu sehen. Allerdings kann man sehen, dass zum Beispiel bei Angst die Amygdala, das Alarmzentrum in unserem Gehirn, eine erhöhte Aktivität aufzeigt. Gefühle zu fühlen, müssen wir nicht erlernen, sie sind uns von Natur aus mitgegeben. Wir können sie nicht abtrainieren oder langfristig unterdrücken. Das macht uns krank. Aber wir können lernen, Gefühle bewusst wahrzunehmen, sie zu lesen, einzuordnen und entsprechend zu reagieren. Gefühle wahrnehmen bedeutet nicht gleich jedem Gefühl nachzugeben Das bedeutet nicht, dass wir jeder Gefühlsregung sofort nachgeben sollten. Wir müssen uns auch nicht permanent fragen, wie es uns geht und ob wir dieses oder jenes jetzt auch wirklich tun wollen? Jedes Lämpchen erfordert nicht sofortiges Einschreiten. Bestimmte Gefühle können getrost eine Weile ignoriert oder ausgehalten werden: Wahrnehmen, erkennen, einordnen und entscheiden. Die natürlichen Gefühlsschwankungen im Laufe eines Tages deuten ebenfalls auf keinen inneren Totalschaden hin. Gefühle haben außerdem eine wichtige soziale Komponente. Genau wie bei einem selbst, ist es wichtig zu lernen Gefühle bei anderen wahrzunehmen, zu erkennen, einzuordnen und entsprechend zu reagieren. Gelingt uns das nicht, führt das unweigerlich zu Irritationen, Missverständnissen oder Konflikten. Leider empfinden (Ironie) es noch immer viele Menschen als störend, wenn ihre Mitmenschen Gefühle zeigen oder sie thematisieren. Sie haben sicher schon einmal einen traurigen Film im Kino gesehen. Kaum jemand lässt hier seinen Tränen freien Lauf. Es ist verpönt uns selbst zu viele Gefühle zuzugestehen, da sie uns abhalten perfekt zu funktionieren. Vor allem unangenehme Gefühle sollen „weggehen“. Durch übermäßigen Medienkonsum, Computerspiele, Sport, Essen, Alkohol oder Arbeit gelingt dies zeitweise auch. Der hohe Preis der Ablenkung Diese Ablenkung hat allerdings einen hohen Preis. Wie bei jeder Sucht muss die Dosis ständig erhöht werden und man unterdrückt nicht nur die unangenehmen Gefühle, sondern stumpft auch gegenüber den angenehmen Gefühlen ab. Freude, Begeisterung oder Dankbarkeit werden ebenso betäubt wie Trauer, Wut oder Einsamkeit. Spätestens jetzt sollten wir die Warnsignale erkennen, wie bei einem Auto, bei dem auf dem Armaturenbrett alle Lämpchen gleichzeitig leuchten. Die gute Nachricht ist, dass Sie jeden Tag beginnen können, wieder besser mit sich in Kontakt zu kommen. In uns ist alles angelegt, mit Gefühlen umzugehen. Wir können lernen, die Hinweise zu lesen. Wenn wir beginnen, uns mit uns auseinanderzusetzten kann das zu Beginn durchaus sehr unangenehm sein. Wie bei einem Wasserball, der lange unter Wasser gedrückt wird, kann dann vieles plötzlich an die Oberfläche kommen. In unserer Serie „Gefühlskarussell“ werden wir wichtige Gefühle etwas genauer unter die Lupe nehmen. Wir werden gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen, wie ich Gefühle bei mir wahrnehmen kann, wie ich sie einordnen kann, was sie mir vielleicht sagen wollen und wie ich mit den Gefühlen meiner Mitmenschen umgehen kann. Schön, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen.

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Trauma und Schule

Wir haben den Krieg vor der Haustüre und täglich werden wir mit Schlagzeilen zu Katastrophen überhäuft. Wir hören von Gewalt an Kindern und denken, es betrifft uns nicht. Nicht in unserer Welt, nicht in meiner Blase. Doch wir wissen nicht, welche Kinder zu uns in die Schule kommen, was sie erleben mussten, was sie aushalten mussten oder müssen. Dieser Artikel richtet sich explizit an Pädagog*innen, denn es ist unser Job für alle Kinder zu sorgen. Trauma und Kinder Der Begriff wird momentan inflationär benutzt. Viele verwenden den Ausdruck für kleinere oder größere Unpässlichkeiten des Alltags. Hier ist es gut, wenn wir uns die Definition der WHO anschauen: Ein Trauma ist „…ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes (kurz- oder langanhaltend), die bei fast jedem eine tiefe Verstörung hervorrufen würde.“ Entscheidend ist hier einerseits der Ausdruck „bei fast jedem“, andererseits muss man sagen, dass ein belastendes Ereignis von jedem subjektiv anders wahrgenommen wird. Ob es zu einer Traumatisierung kommt, wird durch die biographischen Faktoren jeder einzelnen Person, die Resilienz Fähigkeit und das Umfeld, in dem die Person eingebettet ist beeinflusst. Zudem werden kollektiv erlebte Naturkatastrophen in der Regel besser verarbeitet als von Menschen gemachte massive Gewaltausübung, wie eine Vergewaltigung oder das Miterleben einer Verletzung oder der Tötung eines geliebten Menschen. Große Katastrophen sind offensichtlich, man muss nichts erklären, Hilfe ist meist schnell vor Ort und es gibt Menschen, mit denen man darüber reden kann. Bei menschengemachten Gewalterfahrungen spielen häufig Scham, Schuld und Geheimhaltung eine große Rolle. Diese treiben den Stachel der Traumatisierung immer tiefer und verstärken so das Gefühl ausgeliefert und ohnmächtig zu sein. Tatsache ist, dass wir in den meisten Fällen in der Schule über die Biografie eines Kindes nur wenig wissen. Wenn wir ein Kind besser kennen, lassen manche Verhaltensweisen auf bestimmte Erlebnisse schließen, doch das können maximal Vermutungen sein. Wie kommt es zu einem Trauma Ein Trauma kann von einem einzelnen einschneidenden Ereignis ausgelöst werden, aber auch von einer länger andauernden immer wieder auftretenden Bedrohung. Bei Kindern sind das häufig: Wenn wir normalerweise in eine bedrohliche Situation kommen, reagieren wir blitzschnell. Wenn wir zum Beispiel wahrnehmen, dass ein Ball auf uns zufliegt, ducken wir uns weg oder fangen den Ball. Hierfür verantwortlich ist der älteste Teil unseres Gehirns, das sogenannte Reptiliengehirn. Manchmal, wenn eine Flucht oder die Abwehr aussichtslos erscheinen, kann es auch sein, dass wir erstarren. Diese Reaktionsmöglichkeiten sind unter „flight, fight or freeze“, also „fliehen, kämpfen oder einfrieren“ bekannt. Bei einer akuten Bedrohung haben wir oft nicht die Zeit, die Situation zu bewerten, das Für- und Wieder einer möglichen Reaktion abzuwägen. Bei einem potenziell traumatisierenden Ereignis sind uns diese Möglichkeiten genommen. Das tritt häufig bei menschengemachten gewaltvollen Ereignissen auf. Wir sind dem Täter oder der Täterin schutzlos ausgeliefert. Wir können weder fliehen noch uns wehren oder tot stellen. In so einer Situation ist die normale Verarbeitung des Ereignisses gestört. Das Ereignis kann nicht in unserem Gehirn integriert werden. Dieser Kontrollverlust hat psychische und körperliche Folgen. Kinder, die traumatisiert sind, haben permanent das Gefühl bedroht zu sein. Entsprechend verhalten sie sich. In der Traumapädagogik gilt die Grundhaltung: Alles, was ein Mensch zeigt, macht Sinn in seiner Geschichte. Das Kind zeigt eine normale Reaktion auf eine unnormale Umwelt. Was bedeutet das für die Schule? Traumatisierte Kinder leiden häufig unter hoher Anspannung, sind leicht reizbar, haben Schwierigkeiten mit der Impulskontrolle oder zeigen aggressives Verhalten. Es kann sein, dass sie Schwierigkeiten mit der Konzentration haben, leicht schreckhaft sind oder gedanklich so weit abdriften, dass sie nicht ansprechbar sind. Die Diagnose und Therapie obliegt Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen. Mit oder ohne Diagnose, kann in der Schule einiges getan werden, um für alle Kinder die Schule zu einem sicheren Ort zu machen, in dem Beziehung und Entwicklung möglich sind. Dazu gehört unter anderem auch Verhaltensweisen zu hinterfragen, Handlungsalternativen anzubieten und Geduld und Ausdauer zu beweisen. Was ist hilfreich? Ermöglichen Sie den Kinder echte Partizipation. Das Gefühl der Selbstwirksamkeit fördert die Entwicklung der Selbständigkeit und wirkt dem Kontrollverlust entgegen. Fördern Sie das Miteinander. Zugehörigkeitsgefühl ist für die Entwicklung der Identität so wichtig. Informieren Sie sich über Fortbildungen für Ihre Schule und achten Sie ganz besonders auf sich. Nur starke Pädagog*innen, die gut für sich sorgen, sind in der Lage auch für andere zu sorgen.

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Endlich Ferien!

Langsam steigt die Vorfreude auf die langen Ferien. Sommer, Sonne, chillen! In der Schule stehen die letzten Test und Prüfungen an, doch die Ferien sind in greifbarer Nähe. Bei den Eltern rufen die Sommerferien meist gemischte Gefühle hervor. Auf der einen Seite fällt der Schulstress weg, auf der anderen Seite müssen die Ferien gut geplant werden: Familienurlaub, Kinderbetreuung und im Hinterkopf das neue Schuljahr Studien zeigen, dass mehr als 60% der Schülerinnen und Schüler in den Sommerferien lernen. Vor allem wenn eine oder mehrere Nachprüfungen anstehen wird die Zeit genutzt, um verpassten Schulstoff nachzuholen. Viele Eltern wollen auch ohne Nachprüfung ihr Kind bestmöglich auf das neue Schuljahr vorbereitet wissen, um im Herbst entspannter in das Schuljahr starten zu können. Wie kann man diese Zeit optimal nutzen? Wie soll man die Sommerferien planen? Eines gleich vorweg: jeder Plan ist besser als keiner. Zu schnell verfliegen die Tage und am Ende kommt man unter Zeitdruck. Schlimmstenfalls wirft man dann das Handtuch und der Schulanfang beginnt schon stressig und mit Bauchweh. Das wollen wir vermeiden. Daher haben wir hier ein paar Gedanken zusammengefasst, um möglichst gut von den heiß ersehnten Ferien zu profitieren. Apropos heiß: der heißeste Tipp kommt ganz zum Schluss! Ein guter Abschluss Um gut in die Ferien starten zu können, empfehlen wir das alte Schuljahr bewusst abzuschließen. Nichts ist nerviger als die mahnende Schultasche und der Berg an Schulsachen in irgendeiner Ecke. Unbewusst oder bewusst denkt man trotzdem immer wieder dran, wie an den sprichwörtlichen Elefanten im Raum. Schauen Sie die Schulsachen mit Ihrem Kind durch. Was kann weg? Was kann im kommenden Schuljahr noch weiterverwendet werden? Schulsachen, die häufig gebraucht werden, können jetzt schon ergänzt werden. Manche Schulen geben schon am Schuljahresende die Bedarfsliste aus. Ein schönes Abschlussritual ist das Verbrennen alter Hefte oder Bücher. Im großen Stil können wir das aus Umweltschutzgründen nicht empfehlen. Ein paar Seiten aus dem gehassten Mathebuch dürfen es vielleicht schon sein. Genauso befreiend ist jedoch auch das Entsorgen im Altpapier Container. Die Sachen, die im nächsten Jahr noch gebraucht werden, können geordnet in einem Schrank verstaut werden, mit der Gewissheit, einige Wochen nicht daran denken zu müssen. Pause Für die erste Zeit darf dann erst einmal die Pause Taste gedrückt werden, auch wenn eine Nachprüfung ansteht. Wir empfehlen mindestens 2-3 Wochen richtig Urlaub. Studien haben gezeigt, dass der Körper im Durchschnitt ca. 14 Tage Erholung am Stück benötigt, um Stresshormone abzubauen. Natürlich ist es von Mensch zu Mensch unterschiedlich, was man als Erholung empfindet. Es muss nicht unbedingt eine weite Reise mit viel Action und permanenter Unterhaltung sein. Man kann auch zu Hause bleiben, die Freizeittermine gering halten und schauen, welche spontanen Ideen sich entwickeln. Langeweile fördert Kreativität. Endlich hat man Zeit soziale Kontakte, die während des Schuljahres zu kurz kommen, bewusst zu pflegen. Eine Bucket-List zur Freizeitgestaltung finden Sie weiter unten in diesem Artikel. Medienkonsum In vielen Familien ist der Medienkonsum ein ständiges Thema. Unter Medienkonsum oder Bildschirmzeit verstehen wir in diesem Fall Zeit, die am Handy, Tablet, Computer aber auch beim Fernsehen verbracht wird, die weder beruflichen noch schulischen Zwecken dient. Erwachsene sind hier DAS Vorbild für ihre Kinder. Allerdings ist der direkte Vergleich zwischen Erwachsenen und Kindern, aber auch zwischen den Geschwistern nicht zielführend. Hilfreicher ist es, für die ganze Familie Regeln aufzustellen. In den Ferien können diese diskutiert und eingeübt werden. Wie schade wäre es, wenn viel schöne Ferienzeit vor dem Bildschirm verschwendet wird. Beispielsweise hat das Handy am Esstisch nichts verloren. Kinder im Vorschulalter, die keine Zeit an Bildschirmen verbringen, sind aufmerksamer und konzentrierter. Schulkinder, die eine ganz klar geregelte Bildschirmzeit haben, lernen konzentrierter und schaffen ihre organisatorischen Aufgaben viel besser. Diskussionen und Streitigkeiten über den Medienkonsum fallen weg, wenn diese Regeln gemeinsam besprochen und akzeptiert werden. In einem unserer nächsten Blogartikel können Sie noch mehr über Medienkonsum und die Einführung solcher Familienregeln lesen. Lernen in den Ferien Spätestens vier Wochen vor Schulbeginn darf man wieder ans Lernen denken. Um sich langsam in dieses Thema einzufinden, empfehlen wir zum einen eine schrittweise Steigerung der täglichen Lernzeit aber auch Abwechslung bei den Lerninhalten. Den ersten Tag kann man nutzen, um einen Plan für die kommenden Wochen zu erstellen. Beziehen Sie Ihr Kind unbedingt in diese Planung mit ein. Dadurch fördern Sie die Autonomie Ihres Kindes und es ist motivierter, den gemeinsam erstellten Plan auch durchzuführen. Legen Sie gemeinsam die Lernzeiten fest und strukturieren Sie den Lernstoff. Wir empfehlen zu Beginn eine Lernzeit von ein bis maximal zwei Stunden täglich, die später auf zwei bis drei Stunden gesteigert werden kann. Wenn eine Nachprüfung ansteht, sollte dieses Pensum etwas höher liegen. Die Lernzeit selber soll noch in kleinere Einheiten unterteilt werden. Für die Sekundarstufe empfehlen wir Einheiten von ca. 20-25 Minuten Länge gefolgt von einer kurzen 5 Minuten Pause. Schafft Ihr Kind zu Beginn zwei, später drei bis vier dieser Lernblöcke, haben Sie alles richtig gemacht. In den Ferien können auch gezielt Lerntechniken ausprobiert und eingeübt werden. Auch dazu ist in der Hektik des Schulalltags oft zu wenig Zeit. Gute Methoden brauchen Zeit, um sie in die Lernroutine einzubauen. In der Gruppe ist dies natürlich viel lustiger, daher empfehlen wir den Besuch unserer „Ready to go“ Intensivtage. Hier geht es genau darum: Wie lerne ich Vokabeln am effektivsten? Welche Methoden gibt es, um Stoffgebiete zu strukturieren? Welche Lernzauberkraft habe ich und wie kann ich sie optimal nutzen? Mit diesen Gedanken und der richtigen Planung können die Sommerferien jetzt kommen. Hier kommt aber erst einmal die Bucket-List für diese Ferien: Diese Liste darf natürlich endlos fortgesetzt werden. Und hier ist, wie versprochen ein heißer Tipp: Besprechen Sie diesen Ferienplan mit ihrem Kind. Drucken Sie sich einen Plan für die Zeit der Sommerferien aus, in dem alles eingetragen wird. So kann sich ihr Kind rechtzeitig auf alles einstellen.

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Prüfungsangst und Blackouts

Wer kennt dieses Gefühl nicht? Du stehst vor der Klasse an der Tafel, solltest eine komplexe Mathematikaufgabe lösen, die du „eigentlich eh kannst“. Doch mit Schrecken spürst du, wie dein Herz zu rasen beginnt, deine Hände zu schwitzen beginnen, spürst, wie dir die Röte ins Gesicht schießt… Mathematisches Wissen ist wie weggeblasen, es fühlt sich an, wie das sprichwörtliche Brett vor dem Kopf… Und dieses Gefühl trügt nicht! Dein ganzer Organismus ist in diesem Moment im Überlebensmodus, alle möglichen Mechanismen für Flucht oder Angriff sind aktiviert! Adrenalin schießt durch deinen Körper und erweitert die blutführenden Gefäße (Röte im Gesicht, Hitzegefühl) um diesen bei Flucht oder Angriff bestmöglich mit Sauerstoff zu versorgen, unterstützt von rasendem Herzschlag. Dein Körper ist alarmiert und bereit, jeden Moment davonzulaufen oder sich mit Muskelkraft zu wehren. Doch unglücklicherweise ist diese intensive körperliche Reaktion in einer Prüfungssituation gar nicht hilfreich! Im Gegenteil. Du kannst deine Energie weder zur Flucht noch zum Angriff nutzen. Vielmehr ist das Gegenteil von körperlicher Aktivität gefragt, still sitzen bzw. stehen und nachdenken und Wissen abrufen, das ist nun gefragt! „Nachdenken“ ist in dieser Situation jedoch kein Teil des Überlebensprogramms. Denn wenn man Angst hat und aufgeregt ist, produziert der Körper auch große Mengen des Stresshormons Cortisol. Dieser Botenstoff bewirkt im Gehirn, dass dessen Leistung vorübergehend eingeschränkt wird. Blackouts sind möglich. Was passiert bei einem Blackout? Im zentralen Teil des limbischen Systems im Gehirn dient der Hippocampus der Steuerung von Affekten, also der emotionalen Äußerungen wie Wut, Angst und Freude. Er ist ein Teil unseres Gehirns, der als Schaltstelle zwischen dem Kurz- und dem Langzeitgedächtnis fungiert. Täglich erreichen ihn sehr viele Informationen, welche wir durch Sehen, Hören, Schmecken und Fühlen aufnehmen. Der Hippocampus erfüllt eine wichtige Funktion, wenn es um unser Gedächtnis und die Speicherung von Informationen geht. Er ist einer der wenigen Bereiche unseres Gehirns, in dem ein Leben lang neue Nervenzellen gebildet werden können (Lernen!). Er sorgt eben dafür, dass Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis verlagert werden, wo sie gespeichert und bei Bedarf wieder abgerufen werden können. Bei einem Blackout wird die Aktivität genau dieser Schaltstelle im Gehirn mit Hilfe von Cortisol gehemmt. Darum hat man das Gefühl, Informationen und Gelerntes vergessen zu haben. Dies ist jedoch nur vorübergehend. Sobald der Cortisolpegel im Körper zurückgeht, kehrt auch das bereits Gelernte wieder zurück. Erlernte Ängste? Du glaubst, du hast dir die „Prüfungsangst“ von deiner besten Freundin „abgeschaut“? Dein Papa meint, du hättest seine Angst vor Mathe-Schularbeiten „geerbt“? Nun, Ängste sind oft tatsächlich erlernt oder abgeschaut, man bezeichnet dies auch als „Lernen am Modell“. Aus evolutionspsychologischer Sicht eigentlich sehr sinnvoll! Nicht jedes Individuum muss alle Erfahrungen und Fehler selber machen, sondern lernt durch genaue Beobachtungen, wovon es sich besser fernhalten sollte. Eben das passiert auch in Angstsituationen bevorstehender  Prüfungen. Das sind die Erklärungen dafür, dass man sich tatsächlich von Nervosität oder Prüfungsangst „anstecken lassen kann“. Auch, wenn unser Leben durch eine Prüfung oder Schularbeit natürlich nicht wirklich in Gefahr ist… Wie kannst du dir selber helfen? Wenn das alles noch nicht hilft? Hier ein paar hilfreiche Tipps gegen Prüfungsangst. Wende dich aktiv deinen Ängsten zu und stelle dir folgende Fragen: Bei einem Blackout Für weitere Tipps und professionelle Unterstützung bei Prüfungsängsten wende dich gerne an uns! Gemeinsam schaffen wir das!

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Veränderung braucht Zeit

Die Verlockung ist groß Heute spreche ich ein heikles Thema an und ich weiß jetzt schon, dass wir hier einige böse Kommentare lesen werden. Anbieter, die bei Legasthenie, Dyskalkulie oder Lernschwächen rasche Erfolge mit „dieser einen Methode“ versprechen, sind unseriös. Sie locken meist mit Aussagen wie: „In wenigen Wochen zum Erfolg.“, „Mit dieser simplen Methode lernt mein Kind heute ganz alleine.“ Oder sie bieten gleichzeitig „Ausbildungen“ für die Eltern an, damit diese selber Kurse anbieten können. Seriöses Training bei Legasthenie, Dyskalkulie oder Lernschwächen ist langfristig aufgebaut. Legasthenie, Dyskalkulie oder Lernschwächen „gehen nicht weg“ oder sind „heilbar“. Es handelt sich nicht um Krankheiten, sondern um eine andere Form der Wahrnehmung und Verarbeitung. Bei seriösem Training sind natürlich auch nach wenigen Wochen erste Erfolge zu verzeichnen, doch Entwicklung und Festigung des Gelernten braucht Zeit. Diese Zeit dürfen wir uns nehmen, damit das Training nachhaltig ist und Ihr Kind lernt, mit seinen Stärken und seiner eigenen Form der Wahrnehmung und Verarbeitung umzugehen. Wer schon einmal einen Schmetterling beobachtet hat, wie er sich angestrengt aus seinem Kokon zwängt, vorsichtig seine Flügel entfaltet und durch schnelles Flattern die Flügeln trocknet, könnte in Versuchung kommen, dem Schmetterling zu helfen. Würde man die Puppe aber aufschneiden und dem Schmetterling die scheinbar schwere Prozedur ersparen, so würde der Schmetterling sterben. Die Anstrengung ist notwendig, um ein schöner kräftiger Schmetterling zu werden. Wir sind nicht programmierbar Wir alle sind permanent in Entwicklung und können unser Leben lang lernen. Die Gehirnforschung nennt dies Neuroplastizität. Daher kann kein vorgegebenes Programm, bei dem ein Punkt nach dem anderen abgearbeitet wird, funktionieren. Wir sind nicht wie Computerspiele aufgebaut, bei dem man von Level zu Level springt. Wir dürfen auf Veränderungen reagieren, wir dürfen Fortschritte bewusst wahrnehmen, um daraus die Motivation fürs Weitermachen zu ziehen. Wir besprechen vorher die Möglichkeiten von Stillstand oder scheinbaren Rückschritten („plötzlich ist alles weg“) um Frustration zu vermeiden oder gemeinsam auszuhalten. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit stehen ein ausführliches Gespräch und eine fundierte Förderdiagnostik. Es ist wichtig zu verstehen, wie Ihr Kind denkt. Wir analysieren die Herangehensweise an Aufgaben und die Denkschritte, um den richtigen Ansatz zu finden. Darauf aufbauend werden speziell auf Ihr Kind zugeschnittene Übungen ausgewählt. Danach gehen wir im Tempo Ihres Kindes weiter. Bei Methoden, die rasche Erfolge versprechen, wird die Eigenverantwortung scheinbar abgenommen. Wenn Sie diese oder jede Übung nur wenige Wochen wiederholen, diese oder jene Tinktur einnehmen usw., dann … – In Kombination mit einer Erfolgsgarantie scheinen diese Angebote sehr verlockend. Ich halte diese Versprechen sogar für gefährlich. Scheitern ist vorprogrammiert. In der Folge führt dies zu noch größeren Selbstzweifel und hoher Frustration: „Selbst für diese simple Methode bin ich zu doof.“ Verantwortung teilen Wir wollen die Verantwortung teilen. Wir gehen den Weg gemeinsam, nehmen Ihr Kind an die Hand und stehen Ihnen beratend zur Seite. Wir feiern Erfolge und halten zähe Zeiten gemeinsam aus. Ihr Kind wird Selbstwirksamkeit erfahren, sich immer kompetenter fühlen und dadurch auch immer motivierter werden. Wir lernen Ihr Kind kennen, bauen eine Beziehung auf und entdecken die Stärken Ihres Kindes. Bei der Auswahl der Übungen und Materialien stellen wir einen Bezug zur Lebenswelt und den Interessen Ihres Kindes her. So können wir speziell auf Ihr Kind eingehen. Wir berücksichtigen die Tagesverfassung Ihres Kindes und wissen, welche Themen motivierend sind und welche Ihr Kind als langweilig empfindet. Auch das weiß man mittlerweile aus der Gehirnforschung: Wenn uns etwas interessiert, lernen wir leichter. Wir finden den schmalen Grat zwischen Unter- und Überforderung. So wie wir neue Bewegungen langsam trainieren, um dem Körper immer wieder die Erfahrung zu ermöglichen, so ist auch unser Training aufgebaut. Durch sehen, handeln, sprechen machen wir Denken sichtbar. Von der Handlung zur bildhaften Darstellung bis zur Abstraktion werden Lerninhalte verankert und automatisiert. Beim wöchentlichen Termin in unserer Praxis erarbeiten wir in Teilschritten die Inhalte, die dann zu Hause regelmäßig in kleinen 10 – 15 Minuteneinheiten geübt werden. Der tägliche Energieaufwand ist gering. Die kleinen Häppchen und das konsequente Dranbleiben führen dann zum langfristigen Erfolg. Auch die Integration des täglichen Trainings darf einige Zeit dauern. Jede Veränderung ist erst einmal eine neue Herausforderung. Oft ist es so wie beim Aufräumen: zuerst entsteht ein scheinbar nicht bewältigbares Chaos. Dann kommt plötzlich der Moment, in dem sich das Durcheinander lichtet und Klarheit entsteht. Es wird Tage geben, an denen das tägliche Training weniger gut klappt. Doch je länger und konsequenter Sie dranbleiben, desto leichter fällt es mit der Zeit. Auch hier stehen wir Ihnen beratend zur Seite. Dafür ist viel pädagogisches und didaktisches Hintergrundwissen notwendig, das nicht in ein paar Wochenendkursen erlernbar ist. Ein Geschenk Erfolge kommen nicht von heute auf morgen und nicht durch simple Kochrezept-Methoden. Der Weg ist nicht einfach, doch schaffbar. Zum Abschluss habe ich noch ein Geschenk für Sie. Wenn ein Kind besonders traurig und mutlos ist, führen wir folgendes Gespräch. Und ich freue mich jedes Mal auf die Veränderung, die es bewirkt. Probieren Sie es gerne als Selbstgespräch aus. Wenn du denkst:„Das ist schwer.“ – Ersetze den Satzanfang durch „Heute“.„Heute ist es schwer.“ – Wir beschränken das „schwer sein“ auf heute. Jetzt bauen wir ein „noch“ ein.„Heute ist es noch schwer.“ – Das kann bedeuten, dass es vielleicht morgen nicht mehr so schwer ist. Und jetzt ersetzen wir das Wort „schwer“ durch das Wort „neu“.„Heute ist es noch neu.“ – Das bedeutet, dass es irgendwann nicht mehr neu ist.Dieser Trick ermöglicht Veränderung, denn so schwer es heute auch erscheinen mag, morgen ist es nicht mehr so neu und irgendwann ist es normal und irgendwann hast du vergessen, dass du es früher nicht konntest.

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Gewaltprävention – haben wir das wirklich nötig?

Ausschreitungen und Krawalle in der Halloween Nacht in Linz, eskalierende Demonstrationen mit und durch Polizeigewalt, eine stark ansteigende Zahl von Femiziden und Mordversuchen an Frauen in Österreich (laut der Statistik der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser 30 Fälle im Jahr 2022), Anstieg von Suiziden Jugendlicher aufgrund Hassverbereitung und Mobbing im Netz, ebenso rasanter Anstieg von Cyberkriminalität, … Allein im deutschsprachigen Raum werden wir medial mehrmals täglich mit Gewaltvorfällen unterschiedlichster Art konfrontiert. Ganz zu schweigen von den großen menschlichen Katastrophen, wie dem Ukrainekrieg, den erneuten Angriffen zwischen dem Libanon und Israel, der großen Hungersnot in Ostafrika, ausgelöst von Kriegen und Klimawandel, … um nur einige wenige zu nennen. Was bringt dann GewaltPRÄVENTION für uns, für unsere Kinder? Sind wir nicht schon genug mit Gewalt konfrontiert, müssen wir uns damit jetzt auch noch privat beschäftigen? JA, ganz klar, müssen wir! Denn um Gewalt zu verhindern, müssen wir zuerst wissen, was man darunter versteht! Ich verwende hier einige Definitionen von Gewalt, um das Verständnis dafür, was die Wissenschaft als Gewalt bezeichnet, zu verfeinern und dafür zu sensibilisieren, Gewalt zu erkennen. Definition 1: Gewalt nennt man Handlungen, die Schäden an Personen, Gegenständen oder in der Natur verursachen. Definition 2: Gewalt bedeutet, Kraft auf eine Sache oder einen Menschen auszuüben. Die Sache kann dadurch beschädigt werden. Der Mensch wird verletzt oder stirbt sogar. Man spricht von Gewalt nur, wenn die Kraft bewusst ausgeübt wurde, sonst wäre es ein Unfall. Definition 3: Gewalt kann mit Worten oder Taten, offen oder versteckt ausgeübt werden. Manchmal sind einzelne Personen gewalttätig, manchmal Gruppen, Organisationen oder sogar Staaten. Egal von welcher Form der Gewalt die Rede ist, jede Person hat das Recht, ohne sie zu leben! Denn: Gewalt richtet sich gegen Lebewesen (Menschen, Tiere, Natur) oder Dinge (Sachbeschädigung, Diebstahl)  Unterschied physische und psychische Gewalt Physische, also körperliche Gewalt, bezeichnet körperliche Angriffe wie Schläge, Tritte, Würgen, … Die dadurch entstehenden Verletzungen sind körperlich und von außen erkennbar, wie z.B. Wunden, blaue Flecken, .. Psychische, also seelische Gewalt, beschreibt seelische Verletzungen durch Beleidigungen, Ausgrenzungen, … Die hier entstehenden Verletzungen sind seelischer Natur und von außen nicht ersichtlich. Als spezielle Form der psychischen Gewalt möchte ich hier noch die verbale Gewalt erwähnen. Durch das absichtliches Vorenthalten von Informationen, das Abstreiten und Negieren von Vorfällen, durch beschuldigen und abwerten, werden der oder dem Betroffenen eigene Gefühle, Gedanken und Erfahrungen abgesprochen. Man verwendet in der Psychologie den Begriff „gaslighting“, wenn Opfer gezielt manipuliert und zutiefst verunsichert werden. Ihr Realitäts- und Selbstbewusstsein wird dadurch nach und nach deformiert und zerstört, bis zum absoluten Zweifel an der eigenen Wahrnehmung. Dieses Phänomen tritt in Familien, Partnerschaften, am Arbeitsplatz auf, wird jedoch auch manipulativ in der Kriegsführung angewandt. Der Begriff „Gaslighting“ ist nach dem Theaterstück „Gas Light“ des britischen Autors Patrick Hamilton benannt, welches um 1944 durch seine Verfilmung „Das Haus der Lady Alquist“ bekannt wurde. In seinem Stück wird eine Ehefrau über einen langen Zeitraum manipuliert, indem der Ehemann behauptet, Dinge nicht zu sehen, die sie wahrnimmt. Beispielhaft dafür steht das Licht einer flackernden Gaslaterne (gas light). Schließlich zweifelt die Frau an ihrer eigenen Wahrnehmung und wird beinahe wahnsinnig, bevor am Schluss die Manipulation aufgedeckt wird. https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/inzest-liebe-manipulation-bis-in-den-wahnsinn-so-missbrauchen-gaslighter-ihre-opfer_id_7444752.html Diese Informationen rund um Gewalt sollen sensibilisieren. Sollen wachrütteln. Sollen Grenzen bei uns selber und anderen aufzeigen. Sollen unsere Zivilcourage aktivieren. Sollen uns befähigen, Leid bei unseren Mitmenschen zu erkennen und zu helfen. „Ein Mensch hat nur dann das Recht, auf einen anderen hinabzublicken, wenn er es tut, um ihm aufzuhelfen.“ (Gabriel García Márquez, mexikan. Schriftsteller) In eigener Sache In unseren Workshops zum Thema „Gewalt- und Mobbingprävention“ geht es genau darum. In Schulklassen, bei Angeboten für Lehrlinge, in Vorträgen für Pädagoginnen und Pädagogen und Multiplikator:innen in der Jugendarbeit, machen wir sensibel für Grenzen und Gewalterfahrungen und trainieren gewaltfreien, respektvollen Umgang mit unseren Nächsten. Wir vermitteln Wissen und Know How einerseits, moralische und ethische Aspekte andererseits. Wir arbeiten vernetzt und unbürokratisch, passen unsere Angebote den Bedürfnissen der Gruppen an und freuen uns, wenn Sie uns für einen unserer Workshops kontaktieren. Bis bald!

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Selbstbewusst wie Pippi

Als meine erste Tochter geboren wurde, stellte ich mir vor, wie sie später selbstbewusst wie Pippi Langstrumpf sein würde. Frech, wild und wunderbar, mit Gummistiefel in Pfützen springend und sich gegenüber den Großen und Mächtigen der Welt behaupten. Selbstbewusste Kinder kommen besser durchs Leben. Doch welche von Pippis Eigenschaften sind so besonders und wie können wir diese bei unseren Kindern fördern? Mutig sein Eines der berühmtesten Zitate, das Astrid Lindgren Pippi in den Mund legte, ist wohl: „Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich sicher, dass ich es schaffe.“ Kinder probieren gerne Neues aus und haben kein Problem an einer Aufgabe zu scheitern. Das geht so lange gut, bis sie zu oft hören: „Das kannst du nicht, lass mich das machen.“ Unterstützen Sie Ihr Kind darin, neue Dinge auszuprobieren. Ihr Kind kann scheitern und Fehler verkraften. Probieren Sie selbst neue Dinge aus und sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie aufgeregt Sie sind und wie froh Sie sind, etwas ausprobiert zu haben. Pflegen Sie auch eine positive Fehlerkultur in der Familie. Sprechen Sie über Ihre Fehler oder über Dinge, die sie vergessen haben. Besprechen Sie auch, was Sie daraus gelernt haben oder was Sie in Zukunft anders machen werden. Fehler machen Pippi kann über sich selbst lachen. Eine große Portion humorvolle Selbstkritik sind die beste Basis für reflektiertes Handeln. Auch hier ist es hilfreich, wenn Sie Ihrem Kind ein Vorbild sind. Lachen Sie über sich selbst oder nehmen Sie sich nicht immer ganz so ernst. Eine meiner Lieblingsszenen ist, als Pippi beim Spaghetti Essen die Nudeln mit der Schere abschneidet. Ihre unkonventionelle Herangehensweise an viele Dinge zieht sich wie ein roter Faden durch Lindgrens Erzählungen. Fördern Sie dieses Denken auch bei Ihren Kindern. Aus diesem Holz sind Entdeckerköpfe gemacht. Aus der Demenzforschung weiß man, wie gut es für unser Gehirn ist, sich ab und zu mit der anderen Hand die Zähne zu putzen. Etwas anders als sonst zu tun, fördert das Wachstum unserer Synapsen. Motivieren Sie Ihr Kind, eigene Wege zu gehen. Neues entdecken Manchmal machen kleine Wörter den großen Unterschied. Wenn Ihr Kind sagt: „Das kann ich nicht.“ Lassen Sie Ihr Kind den Satz mit dem kleinen Wörtchen „noch“ wiederholen: „Das kann ich noch nicht.“ Dieses Wort öffnet die Zukunft. Irgendwann wird Ihr Kind sagen: „Ich kann das.“ Wenn Ihr Kind sagt: „Das ist schwer.“ Probieren Sie es mit der Formulierung: „Das ist neu.“ Natürlich sind Dinge, die wir noch nie gemacht haben oder die wir nicht kennen schwer. Wie schwer waren die ersten Schritte oder das erste Mal Fahrrad fahren? Mit der Haltung: „Das ist neu für mich, ich darf noch lernen.“, nimmt man dieses schwer sein. Die inneren Stimmen Der gute Rat „Höre auf deine innere Stimme!“ ist nicht immer der beste. Zu oft hallen in uns generalisierte Glaubenssätze: „Du schaffst das nicht.“ „Du kannst das nicht.“ „Was, wenn du scheiterst?“ „Andere können das besser.“ „Nur wer cool ist, hat Freunde.“ Usw. In Gesprächen mit Kindern kann man sehr gut heraushören, welche Glaubenssätze das sind und inwiefern sie die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins beeinträchtigen. Sei großzügig Pippi Langstrumpf geht mit einer Goldmünze aus dem Schatz ihres Vaters in den Süßigkeiten Laden und lädt alle Kinder ein. Sie teilt nicht nur ihren Reichtum, sondern auch ihre Freundlichkeit und vor allem ihre Lebensfreude. Selbst Menschen, die ihr nichts Gutes wollen, wie Kling und Klang die beiden Polizisten oder die Lehrerin Frau Prysselius, begegnet sie respektvoll und freundlich. Trotzdem lässt sie sich nicht unterkriegen. Pippi schafft etwas, was nicht viele schaffen: Sie ist mächtig und verwendet diese Macht, um Gutes zu tun. Sei anders Pippi ist ein positives Rollenvorbild weil sie sich den Konventionen widersetzt. Sie ist stark, verwegen, mutig, lustig, rebellisch und lässt sich von Autoritäten nicht einschüchtern. Ihre Selbständigkeit und Unabhängigkeit war von Anfang an Inspiration für Generationen an Mädchen und Frauen. „Wunderbar! Bezaubernd!“ „Was findest du so bezaubernd?“, fragte Tommy. „Mich“, sagte Pipi zufrieden.

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Warum Lernen lernen?

Können wir das nicht von alleine? Ja, können wir! Eigentlich… Doch Lernen ist ein äußerst komplexer, individueller Prozess, welcher durch Anregungen des sozio-kulturelles Umfeld gefördert wird. Unsere angeborene Neugierde, gekoppelt mit der grungelegten Fähigkeit zu lernen, hilft einem kleinen, hilflosen Menschenkind dabei, sich innerhalb eines Jahres zu einer kleine Persönlichkeit zu entwickeln. Vorerst noch auf ein wenig wackeligen Beinen, doch die Neugier treibt voran!  Jede neue Entdeckung und jede neue Fähigkeit löst im kindlichen Gehirn einen Sturm der Begeisterung aus.  Und eben diese Begeisterung ist die wichtigste Kraft, um die Gehirnentwicklung voran zu treiben und Neues dazu zu lernen.  Durch Impulse von außen werden Reize gesetzt, durch unzählige Wiederholungen so etwas wie „Schaltkreise“ im menschlichen Gehirn entwickelt… Lernen geschieht. Wenn alles anders kommt… Doch was, wenn diese Begeisterung, die ja Voraussetzung zum Lernen ist, im Laufe der ersten Lebensjahre abhanden kommt? Unterschiedliche Faktoren können eingeschränkte Lernfreude und reduzierte Lernfähigkeit zur Folge haben. Hier zu zählen unter anderem Entwicklungsstörungen und Entwicklungsverzögerungen auf körperlicher, psychischer oder kognitiver Ebene, ein lernhemmendes soziales Umfeld, traumatische Erfahrungen,… Der Erhalt der Lernfreude in „institutionell organisiertem Lernsetting“ (damit meinen wir Kindergarten, Schule,…) ist so und so oft nicht ganz einfach, die Rahmenbedingungen für Lernen sind für viele Kinder und Jugendliche nicht gerade optimal! Wir beschäftigen uns in unserer täglichen Arbeit genau damit! Lernen lernen, aber WIE? Nun, dabei gilt es an unterschiedlichen Schrauben zu drehen, da Lernen ein wahrlich komplexer Prozess ist. Vorsicht ist unserer Meinung nach immer dann geboten, wenn mittels Werbung „DIE EINE“ Methode oder Lerntechnik angepriesen und als Wunderwaffe für alle, jede und jeden angepriesen wird. Unserer langjährigen Erfahrung nach, gibt es die (leider noch) nicht! In unserer Arbeit erforschen wir zuerst die Motive, Beweggründe und Bedürfnisse der einzelnen Personen in Bezug auf persönliche Lernerfahrungen und deren Lern-Alltag. Danach reflektieren wir gemeinsam… …was wirkt sich stärkend aus …was wirkt sich hemmend aus Anschließend unterstützen wir durch die Erarbeitung von: Speziell wenn neue Lernstrategien und Lerntechniken angewendet werden sollen, also im Übergang zwischen den „alten“ und den „neuen“ Lerntechniken, ist viel motivierende Unterstützung nötig. Ansonsten besteht die Gefahr, verzagt die „Flinte ins Korn zu werfen“, wenn neue Strategien nicht SOFORT den gewünschten Erfolg erzielen. Denn Zeitdruck und Stress begünstigen die vermeintliche “Sicherheit“, in alten Mustern zu verharren. Wir fragen deshalb nach Denn es gibt viele Ursachen für Erfolg oder Misserfolg äußere unveränderbare Umstände äußere veränderbare Umstände innere unveränderbare Umstände innere veränderbare Umstände „blöde“ Freund:innen Lärm Intelligenz Anstrengung … … … … Wir geben Kindern und Jugendlichen, ebenso wie ihren Eltern, die nötige Unterstützung, um Verhalten und ungünstige Gewohnheiten zu reflektieren. Gemeinsam schaffen wir das! 🙂 Unsere aktuellen Angebote In unseren online Impulsvorträgen geben wir KOSTENLOS Infos rund ums Lernen. „Lernen lernen“: https://www.impulsraumbildung.com/veranstaltungen/ In unseren Workshops arbeiten wir mit Kindern und Jugendlichen in altersdifferenzierten Kleingruppen und geben individuell Unterstützung und Hilfestellung beim Lernen lernen.  „Ready to go!“ gibt Lernstrategien zur Hand, gerade rechtzeitig vorm Schulbeginn! 😉

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Pädagogische Beratung

Häufig werden wir mit der Frage konfrontiert, was pädagogische Beratung von therapeutischen Maßnahmen wie die Psychotherapie unterscheidet. Man könnte auch fragen: Wo verläuft die Grenze zwischen Therapie und Pädagogik. Jeder Versuch, diese Frage einfach zu beantworten, endet mit einem – Versuch. Vertieft man sich in die Fachliteratur zu diesem Thema, befinden wir uns jedoch in guter Gesellschaft. Sanitär versus edukativ Eine grobe Erklärung kann sein: Therapie repariert. Das setzt voraus, dass etwas kaputt ist, etwas krank ist oder zumindest ein Problem besteht. Pädagogik soll zu etwas befähigen. Besteht ein Problem oder ein Mangel, dann soll Pädagogik dazu befähigen, mit diesem Mangel umzugehen, ihn anzunehmen oder ihn auszugleichen. Auch immer wieder in der Literatur zu finden sind Kombinationen der beiden Begriffe wie pädagogische Therapie oder therapeutische Pädagogik, die die Sache nicht einfacher machen. Der Keim der Wissenschaft Beginnen wir bei den Wurzeln, bei der Entstehung: Dem Wortstamm nach beschäftigte sich die Pädagogik mit der Erziehung des Kindes, also mit der Ausbildung oder Bildung des Nachwuchses. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden die Begriffe der Erziehungswissenschaften und der Bildungswissenschaften. Dieser Schritt war notwendig, um die Wissenschaftlichkeit der Disziplinen zu unterstreichen und um die institutionelle Erziehung auf die Erkenntnisse aus anderen Disziplinen wie der Psychologie oder Neurobiologie abzustimmen. Durch die immer breiter werdende Forschung und deren Ergebnisse veränderte sich die Sicht von „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ zu einer ganzheitlichen Sicht des lebenslangen Lernens. Das hatte zur Folge, dass sich ab diesem Zeitpunkt die Pädagogik nicht mehr rein auf das Kind und seiner Erziehung einschränkte, sondern sich auf alle Altersgruppen ausdehnte. Therapie bedeutet vom Wortstamm her etwas wie „dienen“, „behandeln“ oder „pflegen“ im Zusammenhang mit einer Erkrankung. Mit Hilfe einer Therapeutin oder eines Therapeuten wird die Heilung durch verschiedene Maßnahmen gefördert und unterstützt. Herausforderungen Sowohl die Pädagogik als auch die Therapie steht im Spannungsfeld zwischen Objektivität und Subjektivität. Objektivität bedeutet, dass aus einer neutralen Position heraus bewertet und Maßnahmen gesetzt werden. Dazu sind Standards und Kriterien notwendig, die allgemeingültig festgelegt werden. So gibt es zum Beispiel in der Medizin Kriterien, anhand derer Diagnosen gestellt werden. In der Pädagogik gibt es Kriterien, anhand derer der Lernfortschritt oder Lernstand festgestellt werde kann. Sowohl in der Pädagogik als auch in der Therapie ist die Objektivität notwendig. Allerdings setzen genau hier die Kritiker an, die für beide Disziplinen zurecht einen ganzheitlichen Ansatz fordern. Der ganze Mensch soll bei der Anwendung der Kriterien im Blick behalten werden. Das ist eine große Herausforderung. Dazu kommt, dass es für eine Therapeutin oder einen Therapeuten aber auch für eine Pädagogin oder einen Pädagogen unmöglich ist, frei von allen Einflüssen zu handeln. Denkt man im Kontext der Schule, so sieht hier die Pädagogik das Kind als Ganzes, sondern meist „nur“ die Schülerin oder den Schüler, der dem Lehrplan folgend ihr oder sein Wissen erweitern soll. Viel zu wenig werden Aspekte wie die Persönlichkeit oder die Biografie des Menschen berücksichtigt. Genauso gibt es therapeutische Behandlungsmethoden, die die Erkrankung oder das Problem in den Focus stellen und nicht den Menschen. In beiden Disziplinen sind Interaktionen erfolgsversprechender, wenn zwischen den handelnden Personen Beziehung möglich ist. Das Beste aus zwei Welten Die Psychologin und Psychoanalytikerin Ruth Cohn entwickelte in den 1950er Jahren zusammen mit weiteren Therapeuten das Konzept der Themenzentrierten Interaktion, kurz TZI, deren Grundgedanke ist, einen gesunden Menschen dazu zu befähigen, sich selbst gesund zu erhalten. Die Psychoedukation, also das Verstehen der eigenen Krankheit, ist ein wesentlicher Teil erfolgreicher Therapien. Gerade bei psychischen Erkrankungen, zum Beispiel Angststörungen, kann Psychoedukation ein wichtiger Teil der Therapie sein. Ernst J. Kiphard, Clown, Artist und Sportpädagoge vereinte therapeutische und pädagogische Bewegungskonzepte zur Psychomotorik. An der Klinik für Jugendpsychiatrie in Gütersloh legte er einen Grundstein zur Förderung beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher durch therapeutische Bewegungsangebote. Begriffe wie ressourcenorientiertes Arbeiten, Resilienzförderung oder traumasensibles Arbeiten spiele vor allem in der Prävention von Traumata, psychischen Belastungen und Mobbing- und Gewaltprävention eine große Rolle. So gibt es viele weitere Modelle und Konzepte, die das Beste aus beiden Welten nutzen. Und das ist gut so. In der Anwendung ist allerdings Achtsamkeit geboten. Hier gilt es seine eigenen disziplinären Grenzen zu kennen. Wir arbeiten als Pädagoginnen. Wir unterstützen und begleiten Menschen auf ihrem ganz persönlichen Weg.

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Was ist eigentlich Biografiearbeit?

Wo komm ich her? Wo gehe ich hin? Diese Kernfragen der Menschheit beschäftigen uns seit jeher. Jeder Mensch entwickelt ein inneres Bild davon, wie sein eigener Lebensverlauf aussieht. Dieses beschreibt also unsere Biografie, unser Leben als Abfolge von Entwicklungen und Erlebnissen. Dieses verinnerlichte Bild hängt natürlich sehr stark von den bisherigen Lebenserfahrungen ab. Umgekehrt beeinflusst die Vorstellung unserer Biografie unser Verhalten und unsere Wahrnehmung. Kompliziert, irgendwie… Schlaue Köpfe Viele wirklich schlaue Köpfe haben sich über die Jahrhunderte mit den zentralen Lebensfragen der Menschen beschäftigt. Der Philosoph Rene Descartes hat bereits im 16.Jahrhundert mit den Worten „Ich denke, also bin ich.“ („Cogito, ergo sum.“ – für alle Lateiner:innen unter uns 😉) einen kritischen Blick auf das menschliche Leben geworfen. Er stellte dabei seine Umgebung, sein Leben, seine Wahrnehmungen, sein gesamtes eigenes Ich äußerst kritisch in Frage. Auch der er deutsche Philosoph Immanuel Kant setzte sich im 18 Jahrhundert intensiv mit den Grundfragen der menschlichen Existenz auseinander und entwickelte daraus „Die vier Grundfragen der Philosophie“ Nun, in der Biografiearbeit müssen wir natürlich nicht alle Kernfragen des menschlichen Lebens beantworten. Wir setzten uns dabei jedoch intensiv mit unserem eigenen Leben, mit unserem Handeln, mit unseren Gedanken, auseinander. Was ist nun eigentlich Biografiearbeit? Das Sammeln von Informationen, die Rekonstruktion und die Bearbeitung der eigenen Lebensgeschichte führen zur Erfahrung, wer man ist und woher man kommt. Diese Erfahrung wiederum leitet uns zur Frage, wer man künftig sein möchte und was man dafür tun sollte. Ziele Das wesentlichen Ziel der Biografiearbeit ist, dass sie bei der Identitätsentwicklung, der Lebensplanung und –bewältigung unterstützt. Sie gibt Hilfestellung zur Verknüpfung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Zusammenhänge können individuell erkannt und in einen sozialen und gesellschaftlichen Kontext gebracht werden. Selbstständigkeit und Eigeninitiative können dadurch gefördert werden. Das alles kann dazu beitragen, das eigene Leben im Strom schöner und schmerzvoller, teils gegensätzlicher Erfahrungen als sinnvoll und lebenswert wahrzunehmen und Verständnis für die eigene Lebenssituation zu entwickeln. Es geht dabei nicht nur um das Erkennen sondern viel mehr um das Annehmen von Ereignissen. Man bezeichnet dies als „biografische Selbstreflexion“, welche so zu innerem Wachstum beitragen kann. Die Auseinandersetzung mit eigenen Stärken und Talenten einerseits, sowie mit Handicaps und Schwächen andererseits, unterstützt die Entwicklung der eigenen Identität und schärft die persönliche Wertehaltung. Methoden in der Biografiearbeit Abschluss Besonders wichtig erachten wir in unserer pädagogischen Praxis den gemeinsamen Abschluss, die Reflexion der Biografiearbeit. Denn Fragen wie  runden diese wertvolle Arbeit erst ab. Zusammenfassung Biografiearbeit

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Wo ist der Motivationsknopf für mein Kind?

„Wozu muss ich das überhaupt lernen?“ Jeden Nachmittag dasselbe. In Ihrem Zuhause herrscht Friede und Harmonie, doch kaum kommt es zum Thema Lernen oder Hausübungen machen, sinkt die Stimmung in den Keller. Ihr Kind wird grantig oder widerspenstig und nach wenigen Minuten eskaliert ein Streit. Ab und zu gibt es bessere Tage. Es keimt so etwas wie Hoffnung in Ihnen auf und Sie halten die Luft an, um den Moment nicht zu zerstören. Doch am nächsten Tag kann der Traum von einem motivierten Kind schon wieder platzen. Die Nachmittage rauben nicht nur Ihnen und Ihrem Kind Energie, sie müssen deswegen auch gemeinsame Aktivitäten ausfallen lassen. Die Beziehung zu Ihrem Kind wird immer mehr belastet und die ganze Familie leidet darunter. Bestimmt haben Sie sich schon oft gefragt, warum manche Kinder hoch motiviert und wie von alleine ihre Hausübungen machen und warum das bei Ihrem Kind nicht klappt. Die Frustration steigt noch, wenn Ihr Kind als faul oder dumm dargestellt wird und von der Schule oder Ihrem Umfeld nur noch Vorwürfe kommen. Daher wollen wir gemeinsam heute ein bisschen in die Motivforschung eintauchen. Auf der Suche nach den Motiven Motivation kommt von dem Wort „Motiv“ und bedeutet „Beweggrund“. Wir brauchen sie, die Motivation nicht nur für die Schule oder die Arbeit, sie begegnet uns in fast allen Lebenslagen. Jede Sportlerin und jeder Sportler benötigt Motivation, um Leistung zu erbringen, motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Basis jeden Unternehmens und erst recht für Dinge wie die Hausarbeit oder die Steuererklärung müssen wir uns motivieren. Was steckt also dahinter? Aufgaben, die wir gerne machen, die wir oft machen und die wir gut können, fühlen sich für uns nicht wie Arbeit an. Hier sind wir intrinsisch motiviert. Das heißt, unser Antrieb kommt von innen. Es gibt diese Kalendersprüche: „Tu, was du gerne tust, und es fühlt sich nicht wie Arbeit an.“Das mag schon stimmen, doch für Ihr Kind und seine Hausübungen wird das nicht reichen. Außerdem kann die intrinsische Motivation einen Dämpfer bekommen, wenn eine Verpflichtung darübergestülpt wird. Wenn etwas zum Muss wird, ist Schluss mit lustig. Die extrinsische Motivation, also die Motivation von außen, klappt manchmal kurzfristig. Sie belohnen ihr Kind fürs Lernen. Mehr Fernsehzeit, Ausflüge oder Geschenke als Tauschhandel für erledigte Aufgaben. Oder Sie bestrafen es, streichen die Handyzeit oder das Geburtstagsfest beim Freund, wenn die Aufgaben nicht erledigt sind. Die daraus entstehenden Spannungen und Streitigkeiten kennen Sie nur zu gut. Die Frage nach dem „Warum?“ Ob von innen oder außen, entscheidend ist der Beweggrund, das Motiv. Die Antwort auf die Frage: „Warum muss ich lernen?“, kann also nicht sein: „Weil du das später vielleicht einmal brauchen kannst.“ Die Motive müssen wir in den Bedürfnissen suchen, in dem Fall sind es die Bedürfnisse Ihres Kindes. Wir alle haben das Bedürfnis nach Anerkennung, Neugierde, Lernen, Leistung, Selbstwirksamkeit und Selbstverwirklichung. Gleichzeitig haben wir auch das Bedürfnis negative Gefühle zu vermeiden: Abwertung, Ausgrenzung oder das Gefühl der Inkompetenz oder zu versagen. Viele Kinder lernen gerne, weil sie die Anerkennung der Lehrerin oder des Lehrers wollen. Sie sind erfolgreich, bekommen positive Rückmeldungen für ihre Leistungen und lernen gerne weiter. Wenn Ihr Kind zum Beispiel in Mathematik häufig schlecht bewertet wird, es sich inkompetent fühlt, wird es jede Auseinandersetzung mit Mathematik vermeiden. Das soll nicht heißen, dass der Schlüssel zur Motivation alleine beim Lob oder Tadel der Lehrkraft liegt. Das wäre zu einfach. Manchmal überwiegt das Bedürfnis nach Vermeidung negativer Gefühle so stark, dass Ihr Kind genau aus diesem Grund nicht Arbeiten kann. Die Frage muss daher lauten: „Warum klappt es oder warum nicht?“ Darüber hinaus reicht die Beantwortung der Frage nach den Beweggründen und den Bedürfnissen alleine nicht aus. Entscheidend ist auch das „Wie?“ Hier braucht jedes Kind, je nach Alter und Fähigkeiten zur Organisation mehr oder weniger Unterstützung. Der Lernstoff oder die Hausübungen müssen nach Menge, Art und Zeitaufwand strukturiert werden. Es müssen alle notwendigen Materialien und Werkzeuge zur Verfügung stehen, um die Arbeit erledigen zu können. Ihr Kind braucht einen ruhigen, ablenkungsreduzierten Arbeitsplatz. Schlussendlich müssen auch die Anforderungen an die Kompetenzen Ihres Kindes anknüpfen. Häufig merken wir in unserer Arbeit mit den Familien schon eine Erleichterung, wenn wir gemeinsam Strategien entwickeln, wie Lernen funktionieren kann. Auch als Eltern möchte man sich kompetent fühlen, das eigene Kind durch die Schulzeit zu begleiten. Oft hat man das Gefühl, dass es in den anderen Familien so gut klappt, nur man selber strauchelt ständig. Die Außenwirkung kann stimmen oder auch nicht. Es ist aber auf jeden Fall absolut in Ordnung, sich hier Unterstützung zu holen. Was, wenn es nicht klappt? Eine gute Frage, vielleicht sogar die wichtigste. Diese Frage ist vielleicht das Geheimnis des Erfolges. Daher stellen wir diese Frage gleich mit. Was, wenn der Weg, den wir einschlagen noch nicht klappt? Was könnte der Grund dafür sein? Welche Schwierigkeiten können auf uns zukommen? Mit diese und andere Fragen können wir schon im Vorfeld einige Stolpersteine aus dem Weg räumen. Die Wahrscheinlichkeit des Gelingens steigt damit. In den meisten Fällen steigt auch die Motivation mit unserer Unterstützung sehr schnell. Doch wir kennen dieses Phänomen der Neujahresvorsätze: Eine Woche, vielleicht zwei, halten wir durch. Doch dann stellt sich wieder der alte Schlendrian ein. Darum hören wir auch nicht auf, Fragen zu stellen: Was läuft jetzt gut? Warum läuft es gut? Was läuft noch nicht so gut? Und noch viele weitere Fragen. Wir wissen, dass Veränderung ein Prozess ist und bei jedem etwas anders abläuft. Veränderung hat auch immer damit zu tun, alte Gewohnheiten loszulassen. Auch das ist nicht immer leicht. Gemeinsam schaffen wir das und vielleicht fühlt es sich irgendwann so an, als ob Sie den Motivationsknopf bei Ihrem Kind gefunden hätten.

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3 Smileys am Badezimmerspiegel…

… oder die Kunst für mehr Leichtigkeit im Alltag Das Wichtigste zuerst: dieser Blogartikel ist wirklich nur für jene Menschen gedacht, die sich zur Zeit überfordert, gestresst, ausgelaugt, übermüdet oder gehetzt fühlen. Alle anderen können diese Zeilen in Ruhe wegklicken und zur Seite schieben. Braucht ihr einfach nicht. Denjenigen, die noch weiterlesen, sei gesagt, dass es hier nicht um den 1001 Blog zum Thema Selbstoptimierung geht. Im Gegenteil. Es geht hier für mich viel mehr um ein humorvolles Überlebenstraining für den Alltag sowie einem kleinen Input zum Thema „gesundbleiben“. Natürlich kann es passieren, dass der eine oder andere Impuls resilienzfördernd wirkt oder die Achtsamkeit sich selbst gegenüber unterstützt. Sei so. 😉 Aber was bedeutet Resilienz eigentlich? Meist wird der Begriff „Resilienz“ gleichgesetzt mit der Definition „psychische Widerstandskraft“. Das ist jedoch nur teilweise richtig. Der Begriff „Resilienz“ leitet sich vom lateinischen Verb „resilire“ ab und bedeutet abprallen oder zurückspringen. Ursprünglich in der Physik für die Werkstoffkunde verwendet, meint Resilienz die physikalische Fähigkeit eines Körpers, nach Verformung wieder in die Ursprungsform zurückzuspringen. Seit den 70er Jahren wird der Begriff in der Psychologie verwendet. Seither wurde viel geforscht, unter anderem von Emmy Werner, dem Soziologen Aaron Antonovsky und dem österreichischen Neurologen Viktor Frankl. Mit Resilienz wird nach aktuellem Forschungsstand die Fähigkeit eines Einzelnen beschrieben, sich nach Herausforderungen zu erholen bzw. positiv und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Resilienz fördernden Faktoren Grundsätzlich unterscheidet man hier zwischen inneren und äußeren Schutzfaktoren. Diese kann man auch in folgende Bereiche gliedern: Umweltfaktoren Personale Faktoren Prozessfaktoren Meine persönlichen Top 5 für Zwischendurch Meine Überlebenstipps sind durchwegs persönlich ausgetestet und vielfach angewandt. Und haben natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit… 😉 1.) Grounding – Übung “5-4-3-2-1″ Diese Übung trainiert, im Hier und Jetzt präsent zu sein. Dies geschieht, indem alle Sinne explizit angesprochen werden. Funktioniert nachweislich überall. Idealerweise in der Natur, jedoch ebenso in der Küche, deinem Büro, in der Tiefgarage… 2.) Fantastische Kritzelei – Achtung, bei Kindern sehr beliebt! Der kreative Prozess unterstützt das Gehirn beim Entspannen, regt unterschiedliche Gehirnareale zur Vernetzung an …und macht einfach Spaß! 😊 Man braucht: ein Blatt Papier, Stifte 3.) Morgenritual In der Früh, noch vor dem ersten Morgenkaffee: Balkontüre oder Fenster weit aufmachen, strecken und recken, 10mal tief ein- und ausatmen. Gute Gedanken dabei pflegen. Auch positive Affirmationen (Glaubenssätze) sind dabei erlaubt, zum Beispiel: „Ich bin gut, wie ich bin!“ oder „Ich verdiene es, glücklich zu sein.“… 4.) Pickerl am Spiegel oder “Die Geschichte von den Glücksbohnen” Da in unserer hektischen Zeit Glücksmomente manchmal untergehen bzw. wir diese gar nicht mehr wahrnehmen, hier meine Gute-Nacht-Übung zur Stärkung von Glücksgefühlen und Zufriedenheit: Am Badezimmerspiegel kleben drei kleine Smileys. Jeden Abend sehe ich sie beim Zähneputzen… und erinnern mich daran, den Tag Revue passieren zu lassen und mich ganz bewusst an drei positive Momente des Tages zu besinnen. Alternativ dazu, bzgl. auch in Anlehnung an diese Übung, stelle ich noch die Geschichte von den Glücksbohnen zur Verfügung… Die Geschichte von den Glücksbohnen Es war einmal eine alte Frau. Diese steckte jeden Morgen eine Handvoll Bohnen in ihre linke Schürzentasche. Immer, wenn sie während des Tages etwas Schönes erlebte, wenn ihr etwas Freude bereitete, sie einen Glücksmoment empfunden hatte – etwas, wofür sie dankbar war –, nahm sie eine Bohne aus der linken Schürzentasche und gab sie in die rechte. Am Anfang kam das nicht häufig vor. Aber von Tag zu Tag wurden es mehr Bohnen, die von der linken in die rechte Tasche wanderten. Der Duft der frischen Morgenluft, der Gesang der Amsel auf dem Dachfirst, das Lachen ihrer Kinder, das nette Gespräch mit der Nachbarin – immer dann kam eine Bohne von der linken auf die rechte Seite. Bevor sie am Abend zu Bett ging, betrachtete sie die Bohnen in ihrer  rechten Schürzentasche. Bei jeder Bohne konnte sie sich an ein schönes Erlebnis erinnern. Dann schlief sie zufrieden und glücklich ein – auch an den Tagen, an denen sie nur eine einzige Bohne in ihrer rechten Tasche fand. (Autor:in unbekannt) 5.) Lieblingssong im Auto ganz laut mitsingen Braucht keine Erklärung, oder? Es ist niemand da, der kritisiert, das Gesicht verzieht oder dich mit eigenem Gesang übertrumpft. Gib dir die Freiheit! Und nun: viel Spaß dabei!!! 😉

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ADHS oder doch nicht?

Was passiert da? Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz ADHS) oder Aufmerksamkeitsdefizit-Störung ohne Hyperaktivität (kurz ADS) gibt es das überhaupt oder ist das nur eine Erfindung der Pharmaindustrie? Tatsächlich wurde diese Störung vor über hundert Jahren in medizinischen Lehrbüchern das erste Mal beschrieben. In der Fachsprache heißt sie auch Hyperkinetische Störung, diese setzt allerdings eine Hyperaktivität voraus. Aber was passiert da genau? In unserem Gehirn sind Nervenzellen und jede dieser Nervenzellen ist über sogenannte Synapsen mit anderen Zellen im Austausch. Wir haben zirka 100 Milliarden Nervenzellen und jede Zelle hat hunderte oder tausende Synapsen. Also eine ganze Menge. Diese Synapsen sind aber nicht direkt miteinander verbunden. Die Signale zwischen den Synapsen werden über sogenannte Botenstoffe transportiert. Das kann man sich so vorstellen, dass da ein Postbote hin und her läuft und die Signale übermittelt. Leider ist dieser Postbote bei manchen Menschen ein bisschen schlampig und dreht schon zu früh um, noch bevor er alle Botschaften übermittelt hat. Das führt dann natürlich zu einem gewissen Chaos. Wie wirkt sich das aus? Ihr Kind hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, ist leicht ablenkbar, bekommt die einfachsten Dinge nicht organisiert, vergisst regelmäßig Hausübungen und kann kaum länger als ein paar Minuten stillsitzen. Dazu kommt vielleicht noch leichte Reizbarkeit oder sogar aggressives Verhalten. Dann könnte es sein, dass Ihr Kind eine ADHS oder eine ADS hat. Da die Symptome bei nicht verarbeitetem emotionalem Stress oder bei einem Asperger-Symptom ähnlich sein können, lassen Sie das unbedingt von einer Expertin oder einem Experten abklären. Die diagnostische Abklärung ist aufwändig und erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen, ist aber dringend notwendig. Bei einem ADHS sind die Lebensbereiche der Aufmerksamkeit, der Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation am meisten betroffen. Bemerkbar macht sich das ADHS meistens ab einem Alter von ca. 3 Jahren. Es kann aber auch erst viel später zu Schwierigkeiten führen. Früher war man der Meinung, dass sich das „auswächst“. Das ist genauso ein Mythos wie die Tatsache, dass falsche Erziehung oder zu viel Zucker die Ursache für ein ADHS sind. Ein zu hoher Medienkonsum oder falsche Ernährung können allerdings die Symptome verschlimmern. Je älter betroffene Kinder werden, desto eher entwickeln sie Strategien, um die Defizite auszugleichen. Bis dahin durchleben sowohl betroffene Kinder als auch ihre Familien oft einen ungeheuren Leidensweg. Es ist erwiesen, dass Kinder mit einem ADHS trotz gleicher oder höherer Intelligenz im Vergleich zu „normalen“ Kindern schlechtere Noten bekommen, eher eine Klasse wiederholen müssen, eher die Schule oder eine Ausbildung abbrechen und so langfristig benachteiligt werden. Zudem werden sie häufiger zum Außenseiter oder zur Außenseiterin einer Klasse und sind zudem häufig von Selbstzweifel oder Minderwertigkeitsgefühlen geplagt. Umso wichtiger ist es, Kinder mit einem ADHS so früh wie möglich und so gut wie möglich zu unterstützen. Wie kann ich mein Kind unterstützen? Die Symptomatik macht sich in allen Lebensbereichen des Kindes bemerkbar. Insofern sind besonders die Familien betroffen. Die gute Nachricht lautet: Die Chancen die Symptome gut in den Griff zu bekommen und ein entspanntes Familienleben zu führen erhöhen sich, je besser alle mithelfen und sich gegenseitig unterstützen. Das kann eine enorme Bereicherung für die ganze Familie sein. Ob eine medikamentöse Behandlung hilft, muss mit einem Arzt oder einer Ärztin geklärt werden. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Erkenntnisse zur Medikation enorm weiterentwickelt. Ergänzend dazu oder auch allein macht eine therapeutische Begleitung auf jeden Fall Sinn. Durch gezielte Programme können in den betroffenen Bereichen der Aufmerksamkeit, der Organisation und der Emotionsregulierung gute Erfolge erzielt werden. Optimal ist eine Therapie, in der die ganze Familie oder zumindest eine Bezugsperson mit eingebunden ist. Natürlich sollte auch so früh wie möglich das Gespräch mit der Schule oder dem Kindergarten gesucht werden. Meist sind Lehrkräfte und Therapeuten oder Therapeutinnen über einen Austausch dankbar. Das gemeinsame Ziel soll immer das Wohlergehen des Kindes sein. Je ganzheitlicher das Bild ist, desto erfolgreicher ist die Therapie.

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Schäm dich!

Doch für was eigentlich? Bin ich zu dick- oder zu dünn? Bin ich zu wenig gestylt- oder gar „too much?“ Ist meine Haut zu dunkel – oder doch zu blass? Soll ich mich schämen für mein Geschlecht? Oder doch eher für meine sexuelle Orientierung? Bin ich als Person zu ruhig und fad– oder aber zu „aufgedreht“ und „over the top“?! Hab ich etwas getan, wofür ich mich schämen sollte, weil man das einfach „nicht macht“ – oder habe ich gar jemandem Unrecht angetan?Was ist das nun mit der Scham? Weshalb brauchen wir dieses tabuisierte Gefühl, das keiner will, von dem niemand spricht, welches in Forschung und Literatur häufig so sträflich vernachlässigt wird?Jede und jeder von uns war schon einmal in einer Situation, in der wir uns geschämt haben. Scham gehört einfach zum Menschsein. Zum Beispiel……als wir gerade im Yoga-Seminar den „Hund mit dem Gesicht nach unten“ praktizierten… und uns ein sanftes Lüftchen (PUPS!) entwich…als wir uns vor versammelter Belegschaft vom Chef maßregeln und heruntermachen ließen……dazumals, in der vierten Klasse, als uns die Geschichtelehrerin zum xten Male vor die Klasse holte und uns genussvoll unser geschichtliches Unvermögen unter die Nase rieb… Und dieser schamhaften Beispiele gäbe es wahrlich noch viele…Bewusst oder nicht, es war uns etwas so peinlich, dass wir vor Scham im Gesicht rot angelaufen sind. Oder es ist uns sprichwörtlich die „Farbe abgelaufen“, und wir wurden ganz bleich. Wir können auf ein ausgeprägtes Gefühl der Scham ähnlich wie auf ein Schockerleben oder auf ein traumatisierendes Erlebnis reagieren. Körperliche Reaktionen bei Scham Der Gehirnstamm übernimmt das Kommando, die Funktionen beschränken sich, ähnlich wie bei akuten Stressreaktionen oder bei traumatischem Erleben, auf das Überlebenswichtige. Dieser Teil des Gehirns, auch als Reptiliengehirn bezeichnet, weil es der evolutionär älteste Teil des menschlichen Gehirns ist, sichert unser Überleben. Er regelt Atmung, Herzschlag und Verdauung. Die kognitiven Gehirnfunktionen werden vom Körper als wenig überlebenswichtig eingeordnet und lassen aus. So wird zum Beispiel die Fähigkeit, komplexe Mathematikstrukturen zu durchschauen oder Lateinvokabel abzurufen, in diesem Zustand ausgeschaltet. Es entstehen die sogenannten „Black-Outs“, bei denen bereits Gelerntes in Stresssituationen (Prüfung vor der Klasse, großer Druck und Angst vor Versagen…) einfach nicht mehr abrufbar ist.In Situationen der Scham fährt unser vegetatives Nervensystem alles hoch, was es zu bieten hat – Sympatikus und Parasympatikus werden gleichermaßen aktiviert und blockieren dabei einander. Eine gleichzeitige Über- und Unterreaktion in der Blutzufuhr macht sich bemerkbar, wir wechseln die Gesichtsfarbe zwischen glühend-rot und leichenblass. Die Formen der Scham Laut Psychoanalytiker Leon Wurmser ist “Scham die Wächterin der menschlichen Würde“.Scham ist schmerzhaft, kann uns klein, schwach und hilflos machen.Sie kann uns jedoch auch nützlich sein und unsere emotionale Entwicklung fördern, indem sie unsere Grenzen aufzeigt und hilft, unsere Würde zu wahren. Durch unser Gewissen, welches und sagt was richtig und falsch ist, wird unser Zusammenleben positiv beeinflusst und Gewalt reduziert. Wir verhalten uns moralischer.Scham macht Reflexion möglich, hilft Verantwortung zu übernehmen und Wiedergutmachung zu leisten.In seinem Buch „Scham. Die tabuisierte Emotion“ beschreibt der deutsche Sozialwissenschaftler Stephan Marks die vier Grundformen der Scham: Man kann sich Scham wie einen Seismographen vorstellen, welcher auf die Verletzung der menschlichen Grundbedürfnisse nach Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit und Integrität sehr sensibel reagiert. Scham tritt auf, wenn die Würde eines Menschen in Gefahr ist und durch andere oder durch sich selbst verletzt wurde. Scham als Entwicklungsimpuls Am Beispiel eines kleinen Kindes kann man leicht erkennen, wie Scham die persönliche Entwicklung unterstützen kann, vorausgesetzt eine förderliche Lernumgebung steht zur Verfügung: Zwei Kleinkinder spielen friedlich nebeneinander in der Sandkiste. Da nimmt die zweijährige Marika dem gleichaltrigen Leon seine Schaufel weg. Dieser schaut erst überrascht, verzieht dann langsam seinen Mund und beginnt lauthals zu weinen. Marika wirkt überrascht, schaut Leon an, dann ihre Schaufel, wirkt verunsichert. Fängt kurz zu schaufeln an, ist jedoch von Leons Gebrüll so irritiert, dass sie zu spielen aufhört und ebenfalls zu weinen beginnt.Nun kann Marika mit Unterstützung ihrer Eltern lernen, dass man keine Spielsachen wegnehmen darf. In einfachen, unaufgeregten Worten wird ihr erklärt, warum Leon weint. Sie darf sich dabei schutzsuchend und beschämt bei ihrem Papa oder ihrer Mama verstecken, weil sie begriffen hat, ihr Verhalten war nicht in Ordnung. Sie schämt sich dafür. So kann sie beim nächsten Mal bereits besser zwischen richtig und falsch entscheiden, so entwickelt sich ihr persönliches Verständnis von Moral. Darum ist es so wichtig, Scham nicht auf jeden Fall vermeiden zu wollen, sondern diese als wichtigen Entwicklungsimpuls zu verstehen lernt. Grundlegendes Für alle Personen, die beruflich mit Menschen zu tun haben, ist es meiner Meinung nach unverzichtbar, Grundlegendes über das tabuisierte Gefühl der Scham zu wissen, denn es kann in jeder zwischenmenschlichen Beziehung auftreten.Einerseits bedeutet das, Scham zu erkennen und verantwortungsvoll und kompetent mit dieser natürlichen menschlichen Reaktion umzugehen. Dieses unangenehme, peinliche Gefühl, das meist mit körperlichen Reaktionen wie zum Beispiel Erröten einher geht, ist individuell sehr unterschiedlich veranlagt, und je nach Kulturzugehörigkeit oder Geschlecht verschieden ausgeprägt. Scham kann nur kurz auftreten oder von Dauer sein und sie kann von unterschiedlicher Intensität sein.Andererseits bedeutet es, über die negativen Folgen von Beschämung durch Ausgrenzung, Verhöhnen oder Verachtung Bescheid zu wissen und solchem Verhalten entschieden und professionell entgegenzuwirken.

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Das Vergleichen ist das Ende des Glücks

Sobald wir auf der Welt sind, werden wir vermessen und gewogen und unsere Werte mit Normen verglichen. Junge Eltern vergleichen nicht nur den Entwicklungsfortschritt ihres Kindes mit dem anderer Kinder, auch die perfekte Babyausstattung oder die Frühförderung der Kleinen muss auf permanent hohem Niveau gehalten werden. Im Kindergarten und erst recht in der Schule wird der Vergleich fortgesetzt und anhand von Noten dokumentiert. Im Alltag machen wir mit dem Vergleichen freiwillig oder unfreiwillig weiter. In den soziale Medien finden wir ohne Ende Vorbilder, mit denen wir uns messen können. Beruflicher Erfolg, Schönheit, Sportlichkeit – zu jedem Thema findet man Menschen, die uns zeigen, wie wir noch erfolgreicher, schlanker oder muskulöser werden können. Ratgeber mit dem Titel: „Be a better you“, „Beat yesterday“ oder „Jeden Tag 1% besser“ fordern uns auf, sich mit uns selbst zu vergleichen und uns dann ins scheinbar Unermessliche zu verbessern. Nach außen präsentieren wir uns bestmöglich, damit wir im Vergleich stets gut abschneiden. Warum vergleichen wir uns mit anderen? Anscheinend liegt das Vergleichen in unserer DNA, dennoch macht es uns nicht immer glücklich. „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“, stellte schon Søren Kierkegaard fest. Warum tun wir es dann? Wann ist ein Vergleich hilfreich und wann schädlich? Betrachten wir einmal das Spannungsfeld zwischen einer freien kreative Entwicklung, dem Selbst sein, eigene Wege gehen auf der einen Seite und der Lust am sich Messen, an Herausforderungen und mit anderen in den Wettbewerb treten auf der anderen Seite. Durch Beobachtung und Nachahmung lernen wir. Ob das Bilden von Lauten, die später zur Sprache werden, das Ablesen und Interpretieren von Mimik und Gestik oder das Nachmachen von Handlungsabfolgen, wir schauen gerne ab. Wenn wir klein sind, laufen diese Programme instinktiv ab. Wir erkennen uns noch nicht als unabhängige Wesen. Wir sind eins mit unserer Bezugsperson, meist der Mutter. Erst mit etwa zwei Jahren erkennt das Kind sich selbst im Spiegelbild und es wird bis zum Schuleintritt dauern, bis man von einem Selbstkonzept sprechen kann. Bis dahin schauen wir zu, ahmen nach, versuchen Neues und scheitern oft. All das empfinden wir als normal. Wir würden nie gehen lernen, wenn wir vorher wüssten, dass wir tausend Mal hinfallen werden. Scheitern ist für uns selbstverständlich. Wir erleben es nicht als Fehler. „Der Mensch wird am Du zum Ich“ (Martin Buber) Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung des Selbstkonzepts ist der Austausch mit anderen. Ohne die Rückschlüsse, die wir aus der Reaktion unserer Umgebung auf unser Verhalten ziehen, können wir kein Selbstkonzept entwickeln. Darin liegt die Funktion des sich Vergleichens. Der Begriff Selbstkonzept beschreibt die Kombination aus dem Bild, das ich von mir selbst habe, gemessen an den Werten, die mir wichtig sind und den Gefühlen, die all das in mir auslösen. Warum ich welche Entscheidungen treffe oder was meine Identität ausmacht. Das Selbstkonzept ist im Laufe des Lebens wandelbar. Spätestens mit dem Eintritt in unser Bildungssystem erleben wir, dass Fehler machen ein Makel ist. Fehler werden gezählt, man wird an ihnen gemessen und nach ihnen bewertet. Wer viele Fehler macht, ist schlecht. Man schämt sich dafür. Keiner will mangelhaft oder fehlerhaft sein. Wir werden Vergleichen ausgesetzt oder setzen uns selbst diesen Vergleichen aus, bei denen wir ständig schlecht abschneiden. Unsinnige Rankings, unerreichbare oder unrealistische Vorbilder setzen uns und unsere Kinder permanent unter Druck. Unser Umfeld, dazu zähle ich auch alle Arten von Medien, bieten uns nonstop Möglichkeiten uns zu messen. Werbung setzt bewusst auf diese Verlockungen und produziert so ein ewiges Gefühl des Mangels. Wie können wir uns und unsere Kinder vor diesem Ritt ins Unglück schützen? Kierkegaard selbst war ein zerrissener Mensch, von Selbstzweifel gequält. Was wäre, wenn das Vergleichen auch eine Chance auf Glück ist? Vielleicht hätten ihm folgende Gedanken geholfen: Sich mit anderen zu vergleichen, deutet auf einen möglichen Mangel hin. Diesen Mangel kann ich erforschen. Welches unerfüllte Bedürfnis steht hinter dem Mangel? Wie kann ich dieses Bedürfnis für mich noch erfüllen? Was ist dafür notwendig und wer kann mich darin unterstützen? Ich möchte das anhand des folgenden Beispiels verdeutlichen: Ihr Kind (8 Jahre) kommt von der Schule nach Hause und ist schlecht gelaunt. Sie fragen nach, was los ist. „Alle in meiner Klasse haben ein Handy, nur ich nicht.“ Sie können Ihrem Kind sofort ein Handy kaufen oder mit Ihrem Kind die Notwendigkeit eines Handys für ein Kind von 8 Jahren diskutieren. Sie werden diese Diskussion verlieren, denn sie werden immer ein Argument weniger finden als Ihr Kind, denn das hat das ultimative Argument: „Aber ich will auch ein Handy!“ Welches Bedürfnis steht jedoch hinter dem: „Aber alle haben …“? – Ihr Kind will dazugehören. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ist eines unserer Grundbedürfnisse. Überlegen Sie, wie Sie das Zugehörigkeitsgefühl Ihres Kindes noch anders erfüllen können. Zum Beispiel durch gemeinsame Unternehmungen oder Freizeitaktivitäten oder auch Einladungen zum Spielen. Bleiben Sie in gutem Kontakt mit Ihrem Kind, nehmen Sie seine Gefühle und Bedürfnisse wahr, ohne jedem vordergründigem Wunsch sofort nachzugeben. Wenn Sie das gemeinsam durchleben, wird nicht nur Ihre Beziehung gestärkt, Ihr Kind lernt auch, dass Zugehörigkeit nicht von Statussymbolen abhängig ist. Wenn wir bei jedem Vergleich sofort versuchen das augenscheinliche Ziel zu erreichen, weil wir in ihm das Glück erhoffen, wird das tatsächlich eine Reise ins Unglück. Meist sind es Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Anerkennung oder Selbstverwirklichung, die dahinter stehen. Das Vergleichen kann unser Antrieb sein immer wieder Neues über uns zu lernen. Wir können unser Selbstkonzept formen, eigene Wege gehen und unsere eigene Entwicklung vorantreiben. Jede/r von uns ist so einzigartig wie ein Blatt. Es gibt uns nur einmal.

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Hilfe, mein Kind wird gemobbt!

Mit diesen oder ganz ähnlichen Worten äußern Eltern oft ihre Sorgen, wenn sie bemerken, dass ihr Kind in der Schule sekkiert oder gehänselt wird. Oft geht mit dem Mobbingverdacht der Mütter und Väter eine merkliche Wesensveränderung ihres Kindes einher. Sie beobachten, dass es sich von Klassenkolleginnen und Klassenkollegen zurückzieht, unglücklich und niedergeschlagen wirkt, Kontakte nach außen vermeidet, sich insgesamt ängstlich und unsicher verhält. In der Schule kann es zu plötzlichem Leistungsabfall ebenso kommen wie zu drastisch ansteigenden Fehlzeiten im Unterricht.Möglicherweise ist zu bemerken, dass eine zunehmend gereizte, frustrierte, vielleicht sogar vermeidende Grundstimmung beim Umgang mit Handy und sozialen Netzwerken entsteht. Jedoch: Streitereien und Hänseleien gab es in der Schule schon immer. Durch gruppendynamische Prozesse haben sich bereits seit jeher „Starke“ und „Schwache“ in Schulklassen entwickelt. Mal wurden die einen geärgert, dann wieder die anderen, mal gab es Zickenkrieg zwischen den Mädchen, mal eine Bubenfehde. Selten haben sich Erwachsene in diese temporären Konflikte eingemischt, spätestens nach ein paar Tagen war meistens wieder alles gut. Doch wenn wir hier von Mobbing sprechen, tun wir das nicht leichtfertig. Es handelt sich dabei nicht um altersentsprechende Konflikte zwischen Heranwachsenden, sondern um eine inakzeptable, traumatisierende Form von Gewalt und Aggression. Mobbing an Schulen ist kein neues Phänomen, aber speziell in den letzten Jahren in aller Munde. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig zu wissen, was man darunter versteht. Was ist also nun Mobbing? Unter Mobbing versteht man eine spezielle Form von Gewalt, ein hochgradig schädigendes, anti-soziales Verhalten mit weitreichenden Folgen für alle Beteiligten. Folgende Kriterien kennzeichnen eine Mobbingsituation: Mobbing, im angloeuropäischen Sprachraum „Bullying”, tritt in der Schule durch unterschiedliche Erscheinungsformen zu Tage.Einerseits gibt es das physische Mobbing. Dabei wird die betroffene Person körperlich attackiert, geschubst, getreten, geschlagen, ihr wird eine Falle gestellt.Andererseits spricht man vom verbalen Mobbing. Hier handelt es sich um verbale Angriffe wie Drohungen, Beleidigungen, Beschimpfungen, abwertenden und erniedrigenden Kommentaren.Beim sozialen Mobbing werden die sozialen Beziehungen zum Opfer systematisch zerstört, Gerüchte werden verbreitet, gezieltes Hinausekeln aus der Gruppe wird vorangetrieben.Das geschlechtsbezogene oder sexistische Mobbing verwendet abwertende, erniedrigende Kommentare, Belästigungen und Anspielungen, die auf das Geschlecht bezogen sind und dadurch spezifische Rollennormen verfestigen. Dies steht somit im Gegensatz zum Unterrichtsprinzip der „Erziehung zur Gleichstellung“.Schließlich gibt es noch das Cybermobbing, jene Form der psychischen, virtuellen Gewalt, die in den letzten Jahren massiv zugenommen hat. Hier werden aggressive, erniedrigende und feindselige Botschaften über einen längeren Zeitraum hinweg mit Hilfe digitaler Medien übermittelt.Besonders belastend, ja traumatisierend, ist diese Form von Mobbing durch… Die Gründe für Mobbing sind sehr vielfältig. Ihnen können Spaß, Rache, Genuss am Ausleben von Machtgefühlen, Erhöhung des eigenen Status, Frust oder eigene Gewalterfahrungen zugrunde liegen.Mobbing kann auch aus einem diskriminierenden, ideologischen Hintergrund heraus entstehen. Minderheiten werden dabei diskriminiert und aufgrund ihrer Sprache, ihrem Aussehen, ihrem Herkunftsland (Personen mit Migrationshintergrund) oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung (LGBTQ) gemobbt. Mobbing geht uns alle an! Denn Mobbing in der Schule kann nur entstehen, wenn sich in einer Klasse folgende Gruppierungen bilden können: Hier braucht es nun Pädagoginnen und Pädagogen, die die Klassensituation richtig einschätzen, MOBBING erkennen und HINSEHEN, antstatt sich abzuwenden. Denn nur so kann der Mobbingprozess unterbrochen und dem oder der Betroffenen geholfen werden. Und hier braucht es auch aufmerksame Eltern, die die Not ihrer Kinder erkennen, nachfragen, unterstützen und Hilfe anbieten bzw. und gemeinsam Hilfe suchen. Wir von Impulsraum Bildung haben schon viele Mobbingfälle begleitet, wissen um die Herausforderungen im Schul- bzw. Klassensystem und bieten Unterstützung für alle im System Betroffenen an. HINSCHAUEN und Thematisieren sind hier bereits die ersten wichtigen Schritte, um Mobbing Einhalt bieten zu können! In dringenden Fällen kann man sich als betroffene Schülerin oder Schüler ebenso wie als betroffene Eltern an folgende Stellen wenden, um sowohl psychologisch-therapeutische als auch juristische Unterstützung zu bekommen: KIJA: Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ https://www.kija-ooe.at/ Kinderschutzzentrum Linz: https://vereinhilfekindereltern.at/kinderschutzzentrum-linz/

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Wenn Mathe zum Problem wird, anstatt zur Lösung

von Birgit Ermeling „Wie viel ist 7 plus 5?“, liest Lena aus ihrem Mathe Buch vor. Fast unmerklich beginnen ihre Finger zu zucken. Wenig später ertönt selbstsicher das Ergebnis: „11!“ „Fast, es sind 12.“, meint die Lehrerin. Nur um eins verrechnet, ist ja nicht schlimm. Was die Lehrerin nicht weiß ist, dass Lena ab dem siebten Finger so lange einen Finger nach dem anderen drückt, bis sie fünf Mal gedrückt hat. Lena kann die Zahl sieben dem zweiten Finger einer Hand zuordnen, beginnt aber das zählende Rechnen eben genau bei diesem Finger. Das Ergebnis ist dann um eins zu wenig. Ursache Fabian kommt jetzt in die dritte Klasse und kann schon alle Einmaleins Reihen. Bei der Frage: „Wie viel ist 4 mal 6?“ beginnt er langsam mit dem Kopf zu nicken, dann antwortet er: „24.“ Die Antwort ist richtig. Beim Kopfnickten hat Fabian die 6er Reihe von 1 mal 6 an leise aufgesagt, bis er bei der passenden Rechnung angekommen ist. Er hat die Rechnung mit keiner Vorstellung oder Handlung verknüpft und hat alle Malreihen wie Gedichte auswendig gelernt. Das Abrufen dieser Gedichte kostet jedes Mal ein hohes Maß an Konzentration und Zeit. Definition Das sind nur zwei von vielen Beispielen für Rechenschwäche oder Dyskalkulie, wie der Fachbegriff dafür lautet. Laut ICD-10 bedeutet Dyskalkulie oder Rechenschwäche eine „umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, …“ Dyskalkulie ist eine sogenannte Teilleistungsschwäche. Bei ansonsten normal ausgeprägter Intelligenz sind die Fähigkeiten mathematische Strukturen zu erkennen, Vorgänge zu verstehen oder Strategien zu entwickeln, gehemmt oder vermindert. Selbst bei optimaler Beschulung kann das Kind diese Defizite ohne zusätzliches speziell aufgebautes Training nicht kompensieren. In den ersten Schuljahren mag diese Kompensation durch auswendig lernen noch stellenweise gelingen. Dies erfordert vom Kind einen ungemeinen Energie- und Konzentrationsaufwand. Früher oder später kommt es aber zu einer Überforderung. Frustration, sinkender Selbstwert, Stress uvm. sind die Folgen. Die meisten Kinder verschließen sich der Welt der Zahlen vollkommen. Sie halten sich für zu dumm für Mathematik oder noch schlimmer, diese Annahme wird auf den gesamten schulischen Bereich ausgedehnt. Möglicherweise erkennen unerfahrene Lehrkräfte nicht die mögliche Ursache für die mangelnde Lernentwicklung und stufen das Kind pauschal als „schwach“ ein. Üben, üben, üben – Was bringt´s? Üben ist nicht gleich üben. Kinder wie Fabian, die das Einmaleins nach Reihen wie Gedichte auswendig gelernt haben, werden durch zusätzliches Üben nicht verstehen, worum es beim Malnehmen geht. Spätestens beim Erlernen der schriftlichen Division, bei der eine Reihe von verschiedenen Denkschritten erforderlich sind, wird Fabian verzweifeln.Gezieltes Training wie Training bei Rechenschwäche oder Dyskalkulie Training erfolgt aufbauend. Bevor die Grundlagen nicht wirklich verinnerlicht wurden, erfolgt kein nächster Schritt. Dabei werden möglichst alle Sinne angesprochen. Im Training wird im wahrsten Sinne des Wortes begriffen, gehandelt, gesprochen, geschrieben, gehört, gesehen.Im Fall von Fabian wird zum Beispiel mit dem Verständnis der Rechenart an sich begonnen. Anschließend erfolgt der Aufbau anhand der geschriebenen Rechnung mit Rechenmaterial in handelnder Form. Als dritten Schritt wird eine Handlung mit Rechenmaterial ausgeführt, parallel dazu gesprochen und die Rechnung verschriftlicht. Am Beispiel der Malrechnung 3 . 4 möchte ich das erläutern: Verständnis der Rechenart: Mathematik ist eine Sprache. Das Rechensymbol gibt einen bestimmten Vorgang vor. So bedeutet „Malnehmen“, dass eine Menge so oft wiederholt wird (malgenommen), wie vorgegeben. Dies gelingt in der Einführung am besten anhand von Rechengeschichten. „Tami geht dreimal zum Bücherregal und holt jeweils vier Bücher aus dem Regal.“ Geschriebene Rechnung mit Material: Die Rechnung wird aufgeschrieben und der Vorgang mit Rechenmaterial gelegt. Dazu wird gesprochen. „Ich nehme vier Plättchen. Dann nehme ich noch einmal vier und noch einmal vier. Ich nehme also drei Mal vier Plättchen.“ Handeln – verbalisieren – verschriftlichen: Als dritten Schritt wird die Handlung durchgeführt und wieder dazu gesprochen. Am Ende wird die Rechnung aufgeschrieben. So erkennt das Kind, die Übersetzung eines Vorganges in die mathematische Sprache. Klingt so einfach! Aber … Das Training in dieser Form erfolgt nicht innerhalb einer Trainingseinheit, sondern erstreckt sich über mehrere aufeinanderfolgende Trainingsstunden. Schritt eins wir in einer Einheit mehrmals wiederholt. In den täglichen Trainingseinheiten zu Hause wird geübt und in der nächsten Trainingseinheit wiederholt. Genauso wird mit Schritt zwei und drei verfahren. Manchmal ist es notwendig wieder einen Schritt zurückzugehen. Zeit lassen ist der Schlüssel zum Erfolg.Schule kann diese Form der Förderung nicht bieten. Dyskalkulie Training erfolgt im Einzelsetting, um speziell auf den Wissenstand des Kindes eingehen zu können. Denk- und Handlungsschritte können im Training so oft wiederholt werden, bis sie gesichert sind. Das klappt in der Schule auch nicht, da hier ständig Zeitdruck herrscht. So wird das Programm auf jedes Kind speziell zugeschnitten und laufend angepasst.

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Probleme in der Schule
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Problem Schule

„Wie soll das bloß weitergehen? Meine Tochter interessiert die Schule überhaupt nicht mehr, jeden Tag in der Früh das gleiche Theater! Ist das bei jeder so?! Die Klassenlehrerin wollte auch schon wissen, was bei uns zuhause los ist…Ich kann nicht mehr…“ (Frau S., Mutter einer 11-jährigen Tochter). Bauchweh, Kopfweh, Übelkeit, … immer wieder findet sich ein Symptom, um nur ja nicht in die Schule gehen zu müssen. Nach dem letzten Lockdown ist es besonders schlimm, die Probleme in der Schule häufen sich, die meiste Zeit wird am Handy verbracht, Hausübungen und das Lernen zuhause sind ein täglicher Kampf, die Laune der Kids ist im Keller, der Familienfrieden hängt bereits seit Wochen schief… Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist von schulischen Themen stark belastet! Gefühle von Überforderung, Hilflosigkeit und Allein Gelassen Werden im System Schule bezeichnen jene Situationen, in denen wir mit Hilfe von Case Management Bildung rasche Unterstützung anbieten. Mit Gelassenheit und Zuversicht machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach individuellen Lösungen für die angespannte Lernsituation zuhause. Zu Beginn klären wir die Situation, überlegen gemeinsam, was genau kann hilfreich sein: geht es um Lern- und Hausübungsthemen, Prüfungsangst oder sozial-emotionale Herausforderungen in der Klasse? In diesem Blogbeitrag möchte ich vor allem darauf eingehen, dass jeder Mensch unterschiedliche Zugänge zum Lernen hat. Jede Lernstrategie ist wichtig und wertvoll, sie muss nur zum Lerntyp passen. Hier nun ein kurzer Überblick, was beim Lernen zuhause und in der Schule beachtet werden kann. Das selbstständige Erledigen von Hausübungen, Lernen und Lernblockaden Zuerst verschaffen wir uns einen Überblick über die alltäglichen Rahmenbedingungen für das Lernen zuhause: also wann wird wo, wie lange, mit wem gearbeitet? Gibt es störende Einflüsse von rundherum? Wenn ja, wie kann man am besten damit umgehen? Nehmen auch Sie sich mit Ihrem Kind Zeit, gemeinsam und in Ruhe die bestmöglichen Voraussetzungen für das Lernen zu schaffen! Anschließend finden wir heraus, welcher Lerntyp Ihr Kind ist: bevorzugt es optische, auditive, haptische oder kognitive Lernmaterialien? Danach richten sich dann die Lernstrategien, mit welchen wir konkret ins Tun bzw. Lernen kommen.   Hier ein kleiner Einblick in die Welt der Lernstrategien Erstens sprechen wir von den kognitiven Lernstrategien. Diese bezeichnen wiederholendes(memorierendes), inhaltlich stark strukturiertes Lernen. Es wird dabei auf bereits Gelerntem aufgebaut, also inhaltlich verknüpfend(elaborierend) gedacht und gearbeitet. Beispiele dafür könnten so aussehen:  „Ich fasse den Lerninhalt von „Tiere im Winter“ zusammen. Strukturiere in Zugvögel und Standvögel.“ (SU/2.Klasse VS) „Ich ordne den Bundesländern Österreichs die Landeshauptstädte in zwei Spalten nebeneinander zu.“ (SU/ 4. Klasse VS) Zweitens gibt es die metakognitiven Lernstrategien. Diese haben als Grundlage das Planen, die Selbstkontrolle und die Selbstregulation. Beispiele dafür könnten so aussehen: Drittens handelt es sich um ressourcenorientierte Lernstrategien. Bei diesen arbeitet man explizit mit den persönliche Ressourcen der Kinder und Jugendlichen. Gestaltungsmittel sind hier gemeinsames Lernen, Lernzeit und Lernumgebung. Ein Beispiel dafür könnte so aussehen: „Ich lasse mich von jemandem abfragen und erkenne so, ob ich mir die Lerninhalte gemerkt habe.“   Die motivationsorientierten Lernstrategien helfen dabei, sich selber zum Lernen zu motivieren und sich gegebenenfalls dafür selbst zu belohnen. Ein Beispiel dafür könnte so aussehen: „Ich versuche, mir kleine Erfolgserlebnisse zu schaffen und mir Gelingendes bewusst zu machen.“ Abschließend sind noch die emotionsmotivierten Lernstrategien zu nennen. Diese zeichnen sich durch die Regulierung von Emotionen, Strategien vom Umgang mit Misserfolgen und Widerständen beim Lernen aus. Ein Beispiel dafür könnte so aussehen: „Wenn ich vor einer Prüfung aufgeregt bin, mache ich eine Entspannungsübung, die ich bereits im Vorfeld geübt habe.“ https://www.beltz.de/fachmedien/paedagogik/produkte/details/34945-kartenset-lernstrategien.html Lernen und die Beziehungsebene Das Wichtigste zuerst: Sie sind nicht die Lehrerin oder der Lehrer Ihres Kindes – Sie sind Mama oder Papa! Wie wichtig Schule und Lernen auch sind: nichts auf der Welt ist so wichtig wie ihre Beziehung zu Ihrem Kind! Sie sind da um Ihr Kind zu unterstützen und zu coachen, können aber auch „mal Fünfe gerade sein lassen“, wenn es wichtigere Themen im Leben Ihres Kindes gibt. Sie als Eltern können wieder verstärkt in Beziehung zu Ihren Kindern gehen mit konkreten Fragen wie zum Beispiel: „Wie geht es dir gerade?“, „Ich sehe, dass es dir nicht gut geht.“, „Was glaubst du, würde helfen, dass es besser wird?“ Impulsraumbildung bietet individuelles Elterncoaching, vermittelt schnell und nachhaltig, wie erfolgreich  gemeinsames Lernen sein kann und wie die Eigenverantwortlichkeit und die Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen langfristig gestärkt werden kann. Braucht es zusätzliche außerschulische Maßnahmen wie Therapieangebote, Entwicklungs- oder Lerndiagnostik? Auf Basis von Case Management Bildung arbeiten wir effektiv und vernetzt mit unterschiedlichen bildungsrelevanten Anbietern zusammen und entlasten so das Familiensystem.

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Die Heldenreise unserer Kinder

Bald ist es wieder soweit. Für viele unserer Kinder geht nicht einfach nur ein Schuljahr zu Ende, sondern der Wechsel in eine neue Schule oder sogar das Ende der Schulzeit stehen an. So wie in vielen großen Romanen oder Filmen, in denen ein Held oder eine Heldin auf Reisen geht und in unbekannte Welten aufbricht, so ergeht es unseren Kindern. Ob es der Wechsel von der Volksschule in die Mittelschule oder in das Gymnasium ist oder der Aufstieg in die Oberstufe oder der Einstieg ins Berufsleben als Lehrling, es ist eine Reise ins Ungewisse. Was bedeutet diese Veränderung und welche Phasen durchlaufen wir, wenn wir Gewohntes verlassen (müssen)? Wie gehen wir mit diesem Schwebezustand um? Die Vorfreude auf das Neue vermischt sich mit der Traurigkeit, Altes loslassen zu müssen. Wie begleiten wir unsere Kinder hier am besten? Wenn die Veränderung ansteht Sie und Ihr Kind haben sich in den vergangenen Monaten nach geeigneten Schulen umgesehen, die Tage der offenen Tür besucht und Erfahrungsberichte befreundeter Familien angehört. Vielleicht haben Sie auch einen Elternabend zur Schullaufbahnberatung besucht. Am Ende haben Sie sich für eine Schule entschieden und bestenfalls wurde Ihr Kind auch an dieser Wunschschule angenommen. Die Freude ist groß. Doch plötzlich merken Sie, wie Ihr Kind gar nicht mehr so glücklich bei dem Gedanken an die Zukunft ist. Was ist passiert? Nach der ersten Euphorie des Aufbruches, hat Ihr Kind auf seiner Heldenreise die Phase des Widerstandes, der Weigerung erreicht. Jetzt wird ihm bewusst, dass es Altes loslassen muss, um den Weg weiter gehen zu können. Das bedeutet vielleicht, dass es alte Freunde zurücklassen wird. Ganz sicher muss es die alte Schule verlassen, dieses vertraute Terrain mit all seinen Menschen, Gewohnheiten und seiner Sicherheit. Wie können Sie Ihr Kind unterstützen? In den großen Heldensagen ist das der Zeitpunkt, an dem der Hauptfigur ein Mentor oder eine Mentorin an die Seite gestellt wird. Dieser oder diese kann die eigenen Erfahrungen an seinen oder ihren Schützling weitergeben, kann aber auch ermutigend, unterstützend zur Seite stehen und Sicherheit geben. Den Weg muss der Held oder die Heldin aber alleine gehen. Und genau hier liegt Ihre Aufgabe. Ihr Kind durchlebt in dieser Zeit eine Achterbahnfahrt der Gefühle zwischen Vorfreude, Trauer aufgrund des Abschiedes, Verunsicherung, Selbstzweifel. Seien Sie da für Ihr Kind, erzählen Sie ihrem Kind von Ihren eigenen Heldenreisen und nehmen Sie die Gefühle Ihres Kindes ernst. Machen Sie Ihrem Kind aber auch klar, dass Gefühle kommen und gehen und die Trauer, die es gerade erlebt, nicht ewig andauern wird. Je jünger die Kinder, desto weniger Erfahrungen haben sie im Umgang mit Gefühlen und ihren Veränderungen gemacht. Für eine Zehnjährige mag sich der Abschied von der besten Freundin und das damit verbundene Gefühl der Trauer ähnlich intensiv und endgültig anfühlen, wie der Tod eines geliebten Menschen. Gestalten Sie das familiäre Lebensumfeld so sicher wie möglich. Gerade in Zeiten der Veränderung ist es beruhigend, wenn wir auf Gewohntes zurückgreifen können. Schauen Sie gemeinsam einen alten Kinderfilm oder eine Serie, die Sie schon hundert Mal gesehen haben. Mach Sie es sich mit Chips und Popcorn auf der Couch gemütlich. Kochen Sie das Lieblingsgericht Ihres Kindes oder machen Sie Ausflüge, die sie schon oft gemacht haben. Wenn in einem unserer Lebensbereiche große Veränderungen anstehen, ist es umso wichtiger, Stabilität in den anderen Lebensbereichen zu erfahren. Abschiede bewusst gestalten Wenn die Schulzeit in einem Schultyp zu Ende geht und sich die ganze Klasse auflöst, so wird meist von der Klassenlehrkraft ein gemeinsamer Abschluss geplant. Oft werden hier auch die Eltern einbezogen und können mitgestalten. Wenn man als Lehrerin oder Lehrer Kinder über vier Jahre begleitet, ist der Abschied genauso schwer, wie für die Kinder. Bei mir jedenfalls sind jedes Mal die Tränen geflossen. Verlässt Ihr Kind während des laufenden Schuljahres eine Klasse und die Klasse besteht weiter, so liegt es an Ihnen, diesen Abschied zu arrangieren. Fragen Sie die Lehrkraft, wie ein Abschluss organisiert werden kann. Sollte es dazu keine Möglichkeit geben, so kann man dennoch in Form von Briefen und Abschiedsritualen ein symbolisches Ende gestalten. Ein Zaubertrank für Ihr Kind Bei Asterix und Obelix war es das große Abschiedsbankett, das diesen Aufbruch symbolisierte. Asterix bekam beim Abschied von Mirakulix immer eine Flasche mit Zaubertrank mit auf den Weg. Der Trank soll ihm Superkräfte verleihen. Was könnte das für Ihr Kind bedeuten? Welches Elixier gibt Ihrem Kind das Vertrauen an seine Superkräfte zu glauben? Ob es ein Trank, ein Elixier oder ein Glücksbringer ist, sie wirken alle auf die selbe Art. Es ist der Glaube daran, der uns stärkt. Sie kennen Ihr Kind besser als jeder andere Mensch. Daher werde Sie gemeinsam mit Ihrem Kind herausfinden, was dieses Elixier für Ihr Kind sein kann. Das kann ein Gegenstand oder ein Glücksbringer sein, das kann aber auch ein bestimmtes Ritual sein, dass Sie gemeinsam oder Ihr Kind alleine vollzieht. Die Veränderung in der Familie Auf dem Weg in den neuen Lebensabschnitt wird Ihr Kind noch weitere große und kleine Prüfungen zu absolvieren haben. Dazu gehören die vielen kleinen Abschiede von bekannten Gesichtern, wie die Busfahrerin, der Schulwart oder die Schulfreundinnen und -freunde. Eine weitere Herausforderung kann die Bewältigung des neuen Schulweges und das Ankommen in der neuen Schule sein. Vielleicht steht im wahrsten Sinne des Wortes sogar noch eine Aufnahmeprüfung an. Die vielen kleine Veränderungen werden manchmal in so kurzen Zeitabständen kommen, dass Ihr Kind gar keine Zeit hat, darüber nachzudenken. Die Integration der vielen neuen Dinge wird viel Energie brauchen und möglicherweise sehr verwirrend sein. Es werden neue Freundschaften wachsen, die wiederum Einfluss auf Ihr Kind haben. Auch Sie werden in dieser Zeit einen Wandel vollziehen und er wird auch an Ihnen nicht spurlos vorüber gehen. Es ist ok, wenn Sie sich dadurch verunsichert fühlen. Gehen Sie mit offenen Augen und bewusst durch diese Zeit. Auch andere Menschen in Ihrem näheren Umfeld werden sich verändern und diese Veränderungen spüren, da unser aller Leben zusammenhängt. Vermutlich Sie kennen die Zeile aus Hermann Hesses Stufengedicht: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, …“ Ich möchte heute mit ein paar anderen

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