ADHS oder doch nicht?

Was passiert da?

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz ADHS) oder Aufmerksamkeitsdefizit-Störung ohne Hyperaktivität (kurz ADS) gibt es das überhaupt oder ist das nur eine Erfindung der Pharmaindustrie? Tatsächlich wurde diese Störung vor über hundert Jahren in medizinischen Lehrbüchern das erste Mal beschrieben. In der Fachsprache heißt sie auch Hyperkinetische Störung, diese setzt allerdings eine Hyperaktivität voraus. Aber was passiert da genau? In unserem Gehirn sind Nervenzellen und jede dieser Nervenzellen ist über sogenannte Synapsen mit anderen Zellen im Austausch.

Wir haben zirka 100 Milliarden Nervenzellen und jede Zelle hat hunderte oder tausende Synapsen. Also eine ganze Menge. Diese Synapsen sind aber nicht direkt miteinander verbunden. Die Signale zwischen den Synapsen werden über sogenannte Botenstoffe transportiert. Das kann man sich so vorstellen, dass da ein Postbote hin und her läuft und die Signale übermittelt. Leider ist dieser Postbote bei manchen Menschen ein bisschen schlampig und dreht schon zu früh um, noch bevor er alle Botschaften übermittelt hat. Das führt dann natürlich zu einem gewissen Chaos.

Wie wirkt sich das aus?

Ihr Kind hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, ist leicht ablenkbar, bekommt die einfachsten Dinge nicht organisiert, vergisst regelmäßig Hausübungen und kann kaum länger als ein paar Minuten stillsitzen. Dazu kommt vielleicht noch leichte Reizbarkeit oder sogar aggressives Verhalten. Dann könnte es sein, dass Ihr Kind eine ADHS oder eine ADS hat. Da die Symptome bei nicht verarbeitetem emotionalem Stress oder bei einem Asperger-Symptom ähnlich sein können, lassen Sie das unbedingt von einer Expertin oder einem Experten abklären. Die diagnostische Abklärung ist aufwändig und erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen, ist aber dringend notwendig.

Bei einem ADHS sind die Lebensbereiche der Aufmerksamkeit, der Verhaltensorganisation und der Emotionsregulation am meisten betroffen. Bemerkbar macht sich das ADHS meistens ab einem Alter von ca. 3 Jahren. Es kann aber auch erst viel später zu Schwierigkeiten führen. Früher war man der Meinung, dass sich das „auswächst“. Das ist genauso ein Mythos wie die Tatsache, dass falsche Erziehung oder zu viel Zucker die Ursache für ein ADHS sind. Ein zu hoher Medienkonsum oder falsche Ernährung können allerdings die Symptome verschlimmern. Je älter betroffene Kinder werden, desto eher entwickeln sie Strategien, um die Defizite auszugleichen. Bis dahin durchleben sowohl betroffene Kinder als auch ihre Familien oft einen ungeheuren Leidensweg.

Es ist erwiesen, dass Kinder mit einem ADHS trotz gleicher oder höherer Intelligenz im Vergleich zu „normalen“ Kindern schlechtere Noten bekommen, eher eine Klasse wiederholen müssen, eher die Schule oder eine Ausbildung abbrechen und so langfristig benachteiligt werden. Zudem werden sie häufiger zum Außenseiter oder zur Außenseiterin einer Klasse und sind zudem häufig von Selbstzweifel oder Minderwertigkeitsgefühlen geplagt. Umso wichtiger ist es, Kinder mit einem ADHS so früh wie möglich und so gut wie möglich zu unterstützen.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

Die Symptomatik macht sich in allen Lebensbereichen des Kindes bemerkbar. Insofern sind besonders die Familien betroffen. Die gute Nachricht lautet: Die Chancen die Symptome gut in den Griff zu bekommen und ein entspanntes Familienleben zu führen erhöhen sich, je besser alle mithelfen und sich gegenseitig unterstützen. Das kann eine enorme Bereicherung für die ganze Familie sein.

Ob eine medikamentöse Behandlung hilft, muss mit einem Arzt oder einer Ärztin geklärt werden. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Erkenntnisse zur Medikation enorm weiterentwickelt. Ergänzend dazu oder auch allein macht eine therapeutische Begleitung auf jeden Fall Sinn. Durch gezielte Programme können in den betroffenen Bereichen der Aufmerksamkeit, der Organisation und der Emotionsregulierung gute Erfolge erzielt werden.

Optimal ist eine Therapie, in der die ganze Familie oder zumindest eine Bezugsperson mit eingebunden ist. Natürlich sollte auch so früh wie möglich das Gespräch mit der Schule oder dem Kindergarten gesucht werden. Meist sind Lehrkräfte und Therapeuten oder Therapeutinnen über einen Austausch dankbar. Das gemeinsame Ziel soll immer das Wohlergehen des Kindes sein. Je ganzheitlicher das Bild ist, desto erfolgreicher ist die Therapie.

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